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Meines. Nichtsdestoweniger



Meines

 

Wer sich so ausdrü ckt, beweist seinen Mangel an sprachlicher Eleganz. Durch das Benü tzen einer derzeit modischen Ausdrucksform zeigt sich auß erdem der Mangel an Individualitä t. Solche Wö rter sind entlarvend und daher gefä hrlich. Es gibt etliche Mö glichkeiten‚eine Anzahl von Synonymen MEINES mit anderen Wö rtern oder Wendungen auszudrü cken. Warum wä hlt man diese? Sie hat etwas Abwertendes an sich, man verwendet sie auch vorwiegend negativ:

Das ist nicht MEIN‘S

 

 Dem Wort haftet auch ein gewisser Egoismus an. Das Possessivum, das besitzanzeigende, -ergreifende Fü rwort klingt wie ein Einstreifen bzw. Wegwischen.

 

Was sich hier als alleinige, keinerlei Prä zisierung erfordernde Hervorhebung von Individualitä t ausgibt tä uscht. Es versucht, sich von den anderen abzugrenzen, bloß: sofort ist man in der groß en Gruppe solcher Pseudo-Individualisten drinnen, die alle behaupten, irgendetwas wä re nicht ihres.

Reservieren wir diesen Satz also lieber nur fü r die seltene Situation, in der wir gefragt werden, ob das gefundene Taschentuch uns gehö rt.

Ansonsten kö nnen wir durchaus konkretere Mitteilungen wä hlen wie z. B. statt

(vor unserer Erkenntnis) Frü hes Aufstehen ist nicht MEINES.

(nach unserer Erkenntnis) Ich stehe nicht gern frü her auf.

Naja

Mit diesem Wort kann man keine Freude haben. Es ist eine Herabsetzung. Oder ein Kompromiss. Ein fauler Kompromiss. Ein Dilemma. Naja entzieht sich der klaren Aussage, vielleicht aus mangelnder Erkenntnis, vielleicht aus Feigheit. Jedenfalls aus Unsicherheit. Es kann auch einen tadelnden Beigeschmack haben. Man kann es auf sehr verschiedene Arten betonen. Der Tonfall, die Betonung spielt bei vielen dieser kleinen Wö rter eine groß e Rolle. Das zweisilbige NAJA wechselt seine Bedeutung mit der Betonung auf der ersten oder der zweiten Silbe. Es kann mehr bejahend oder mehr verneinend sein. Oder es ist ein Seufzer, hö rbar einatmend das Na, ausatmend das Ja. Dem folgt dann nichts mehr. Dieses Wö rtchen ist, wie so manches andere, in seiner Bedeutung sehr von der Modulation abhä ngig, mit der es ausgesprochen wird. – Auch das Zuhö ren gehö rt zur Sprache!

 

Obwohl NAJA ebenso an NUN-JA wie an NEIN + JA denken lä sst, herrscht wohl der Eindruck vor, dass sich jemand nicht entscheiden kann zwischen einer Zu- oder Absage. So wirkt NAJA hoch ambivalent. Wenn ein hoffnungsvoller junger Mann um die Hand seiner Freundin anhä lt, wird ihn eine Antwort wie

NAJA, heiraten wir halt

 

kaum von der Liebe seiner Braut ü berzeugen. Das Zö gern, das Fehlen jeder Begeisterung verrä t die geringe Lust an dem Vorschlag, und das kann krä nken.

Wü rde auf das NAJA folgen: das wä re natü rlich toll, dann freilich kö nnte das zö gerliche NAJA ein Versuch sein, Zeit zu gewinnen und die Freude und Ü berraschung nicht allzu deutlich zu zeigen. Es ist also besonders wichtig, bei NAJA auf das Vorher, das Nachher und den Ton zu horchen.

 

 

Nein

„NEIN, ist das eine Ü berraschung! “

Was wird hier verneint? Das NEIN steht hier am Anfang also an einer gewichtigen Stelle, aber wir erfahren nicht, welcher Gedanke hier weggeschoben wird. Wahrscheinlich hä ngt es mit der Ü berraschung zusammen: man hatte anderes, Gegenteiliges, erwartet:

„NEIN, dass Du doch noch kommst, wo du uns doch meistens verpasst! “

Die Unterdrü ckung dieses Inhalts scheint das Positive hervorzuheben, etwa die Freude ü ber das Zusammentreffen. Das NEINschiebt einen verborgenen, ä rgerlichen Vorwurf energisch zur Seite und vergisst ihn. Es streicht Gedanken und Gefü hle durch, versucht sie zu lö schen, um etwas anderes zu betonen:

“NEIN, der Urlaub war o. k. und billig“.

Abgewiesen werden die unangenehmen Erinnerungen an die mü hsame Anreise, die unbequemen Liegen eng aneinander gereiht am Strand, die Missstimmungen in der Partnerschaft und die kasernenartige Hotelanlage, in der nicht nur „all“ sondern auch alle „inclusiv“ waren. Wü rde man diese mü hsam ausgeblendeten Eindrü cke nicht zurü ckweisen, mü sste man sie ja zweifellos mit wesentlich grö ß erer Mü he und Ernsthaftigkeit ü berdenken.

Dieses NEIN erinnert an eine bereits in der Rhetorik der Antike beschriebenen und bis heute in politischen Reden eher unreflektiert, aber eifrig praktizierte Redefigur der „Prä teritio“: „Ich will nicht davon reden, dass dieses oder jenes noch immer nicht erledigt ist, sondern nur davon reden, dass…. “ Mit geheuchelter Groß mut hat man vor dem offiziell geplanten Inhalt doch noch den emotional wichtigeren untergebracht. Bedeutet das nicht, dass hier die tonangebenden Gefü hle noch angedeutet werden dü rfen, wä hrend sie ein isoliertesNEINnur gleichsam hinter einem Damm verbirgt? Dä mme kö nnen brechen.

Es gibt eine spielerische Variante der Verneinung:

„NEIN so etwas! Aber NEIN! “

Sie drü ckt Erstaunen aus, Verblü ffung, oft gespielte Verblü ffung, eine Abwehr des Unglaublichen: NEIN als Konversationssilbe.

 

Nichtsdestoweniger

 

Aus einem Superlativ, denn weniger als nichts ist nicht mö glich, und einem Komparativ setzt sich dieses Wort zusammen. Das klingt wie eine Ü bertreibung, da es sich um noch weniger als nichts zu handeln scheint. Wer hat wohl diese interessante Silbenkomposition erdacht? Aber: ein Synonym zu NICHTSDESTOWENIGER wä re ‚trotz allem‘. Einmal nichts und noch weniger und dann alles? Oder nichtsdestotrotz – welch seltsames Gebilde. Hier wird ein Sich- behaupten- wollen, ein Widersprechen zum Ausdruck gebracht. Da kann es nicht schaden, wenn das dafü r zustä ndige Wort eine gewisse Lä nge hat und sich aus bedeutungsschweren Bestandteilen zusammensetzt. Das kategorische Nichts und das auf die Steigerung verweisende Desto und dann das verblü ffende Weniger – der vorausgehende Satzteil ist entwertet.  

Die Soldaten waren todmü de; NICHTSDESTOWENIGER wurde der Marsch fortgesetzt.

 

Vielleicht benö tigt man so ein kompliziertes Wort, das man auch durch TROTZDEM ersetzen kö nnte, um auf die Ü berlastung aufmerksam zu machen oder einem inneren Trotz zumindest auf diese Weise Ausdruck zu gestatten. Es betont damit auch die Anstrengung und Leistung; dadurch kann es auch vorwurfsvoll klingen.

Das Mä dchen hatte Hunger; NICHTSDESTOWENIGER lehnte es jedes Nahrungsangebot ab.

 

Auch da spü rt man den Kampf und den Widerstand, auch wenn mö glicherweise die Grü nde nicht bewusst und daher auch nicht mit logischen Argumenten zu beheben sind.

 

Nicht un…

Merkwü rdig und nä herer Betrachtung wü rdig ist der Gebrauch der Verneinung auf doppelte Weise, wenn damit etwas Positives ausgedrü ckt werden soll:

Die Frau ist nichtUNHÜ BSCH. Das Verhalten war nicht UNGUT.

Aber auch das Negative wird so etwas vermindert, weil nach dem UN ein positives Wort kommt:

Ich mache diese Arbeit NICHT UNGERN.

Nicht und un. Minus mal minus ergibt plus. NICHT UNhü bschist nicht dasselbe wie hü bsch. Es ist ein kleinwenig weniger, aber immerhin eine Anerkennung. Nicht ungut ist nicht gut, eher ist es nicht wirklich schlecht. Etwas dazwischen, aber immerhin etwas leicht Positives. Wenn ich etwas nicht ungern mache, dann mache ich es ja schon fast gern. Aber es ist nicht meine groß e Liebe und Leidenschaft. Sind das Kompromisse der Sprache? Ist das kleine Wort wieder einmal das Zü nglein an der Waage? Im Leben ist nicht alles, ist das wenigste eindeutig ja oder eindeutig nein. Da bietet uns die Sprache ein kleines Hilfsmittel an. Wenn wir das Wort in den Mund nehmen, so wie man etwas kostet, und es dann den Geschmack beurteilend aussprechen, haben wir, unterstü tzt durch den sich dem Urteil anpassenden Gesichtsausdruck, eine klare Aussage gemacht – mit diesem ambivalenten Silbengefü ge.

Anders verhä lt es sich mit der bekannten Floskel ‚nichts fü r UNGUT! ‘ Die soll wohl eine Entschuldigung sein, obwohl derjenige, der sie ausspricht, der Meinung ist, sie nicht nö tig zu haben. Eine Scheinentschuldigung fü r den Fall, dass …

Wenn NICHT UNHÜ BSCH ein kleinwenig weniger zu sein scheint, dann mü sste sich doch nach unseren bisherigen Erfahrungen der Verdacht regen, dass diese Reduktion das Gegenteil verdecken soll. Findet also Ihr Gatte die Verkä uferin NICHT UNHÜ BSCH, so kann dies pure Rü cksicht auf Sie sein und von jedem Anlass zur Eifersucht ablenken wollen. Die doppelte Verneinung zeigt jedenfalls, dass irgendein Widerstand, ein mö gliches Hindernis zu ü berwinden ist. Wer wirklich unbefangen und ohne heimliche Hintergedanken ist, wü rde die Verkä uferin ja einfach HÜ BSCH finden..

 



  

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