Klar, „klaro“ oder „alles klar“.

Kaum

Will man etwas nicht strikt verneinen, ist KAUM ein geeigneter Ausdruck. Dieses Wort lä sst noch einen kleinen Rest zu, eine kleine Mö glichkeit offen. Wenn aber etwas KAUM mö glich ist, dann ist die Sache wahrscheinlich endgü ltig erledigt. Wir scheuen zurü ck vor diesem strengen ‚dein Wort soll aber sein: ja ja, nein nein‘. Wir haben kleine Wö rter, die uns bei diesen Ausweichmanö vern zu Hilfe kommen. Der prä zise Wahrheitsgehalt unserer Aussagen wird dabei etwas verschleiert. Dem Hö rer, dem Angesprochenen bleibt die Deutung vorbehalten. KAUM ist eine Verneinung, die nicht nein sagt, z. B. wenn auf die Frage

„halten Sie den Kandidaten fü r geeignet? “ – „KAUM“

geantwortet wird. KAUM ist etwas sehr Kleines. Wenn etwas zu Ende ist, KAUM dass es begonnen hat, kann das sehr enttä uschend sein.

KAUM hat viel Raum, z. B. fü r Hoffnung, selbst dann wenn der Verstand sie als Illusion erkennt:

2040 werde ich KAUM mehr nach Venedig zu der 400-Jahre Feier der Venezianischen Kirche Santa Maria della Salute reisen kö nnen.

Es ist tatsä chlich nur ein blasser Hoffnungsschimmer, dass man in hohem Alter noch so fit fü rs Reisen sein wü rde oder eine so exzellente Begleitung fä nde, dass jede Anstrengung locker zu schaffen wä re. Aber selbst wenn man gar nicht daran glaubt, dä mpft das KAUM doch etwas den Schmerz, den uns jede Vorstellung einer Trennung und eines Verlusts zufü gt.

KAUM kann auch einen Hauch Zynismus oder Zweifel anklingen lassen:

Dieses Gedicht kannst du doch KAUM selbst geschrieben haben, es ist doch sicher von Goethe.

Klar, „klaro“ oder „alles klar“.

Es ist schö n, wenn etwas KLAR ist, der Himmel zum Beispiel, die Sicht auf die Berge oder auf das Meer. Aber als Antwort ist KLAR nicht immer ü berzeugend klar. Es kann wie ein rasches Abwimmeln einer Diskussion klingen. Es schafft nicht verlä sslich Unklarheiten aus der Welt und klingt allzu flott, um zu beruhigen, wenn man einer Problemlö sung nicht sicher ist. Auch zä hlt es nicht unbedingt zum hö flichen Wortschatz. Wenn ALLES KLAR ist, ist ein Problem durchschaut und somit gelö st.

Meist handelt es sich dabei um eine rasche Kundgebung von Bereitschaft, irgendeinen Auftrag wunschgemä ß zu erledigen. Gerade das Tempo aber erscheint manchmal verdä chtig: es ist ein Zuviel, ein Ü bereifer und eine Betulichkeit, die unter Umstä nden etwas zu verbergen hat. Hö rt man KLAR z. B. von Handwerkern, gelegentlich mit dem Zusatz „kein Problem“, kann man spä ter manchmal verblü fft sein, wie sehr der Auftrag missverstanden und jedenfalls nicht gut erfü llt wurde. Die Schwankungsbreite der prompten Zusage KLAR hä ngt also zweifellos von ihrem Wahrheitsgehalt ab. Ein schlichtes Ja gibt hä ufig ein sichereres Gefü hl.

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