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Schon. SozusagenSchon Es ist SCHON spä t. In diesem Zusammenhang hat SCHON eine reale Bedeutung. Ebenso bei Es ist SCHON genug
Eine gegenteilige Aussage wä re ‚es ist noch nicht spä t‘, ‚es ist noch nicht genug‘. Aber SCHON kommt auch in anderen Zusammenhä ngen vor, z. B. auf die Frage ‚hat es dir geschmeckt‘ ist die Antwort ‚SCHON‘ nicht ü berzeugend. Es hat nicht sehr geschmeckt, sonst wü rde man andere Worte finden. Es klingt wie ein ‚ja, aber‘. Dieses SCHON ist keine vö llige Zustimmung, da gibt es einen Vorbehalt. Vielleicht ist derjenige, der dieses Wort gebraucht, nicht ganz bei der Sache. Er denkt an anderes.
Wä hrend in zeitlichem Sinn SCHON drä ngt, im Gegensatz zum bremsenden NOCH NICHT, ist es interessanter Weise im ü bertragenen Sinn umgekehrt: da schrä nkt SCHON ein, nimmt etwas weg und verweist auf das ABER, das die Einschrä nkung nä her erklä rt: Mich interessiert der Nachtfilm SCHON, ABER ich bin einfach zu mü de. So wie SO WIE fü hrt zu einem Vergleich. „Das Mä dchen mö chte SO WIE die Mutter werden, der Bub wie der Vater. “
Und die Erwachsenen vergleichen nicht minder, wenn sie etwa den Preis des tollen Autos ihres Chefs betrachten und feststellen: „Ein Auto SO WIE das kann ich mir nicht leisten! “
In all diesen Beispielen schwingt der Wunsch, das Begehren mit, und es kann zum Ansporn werden, das Ersehnte zu erreichen, oder aber zu Neid und Frustration fü hren. Es gibt ein klassisches antikes Beispiel dafü r, dass es sich oft um ein verbotenes Begehren handelt. Als der Bildhauer Pygmalion, der von den Frauen enttä uscht war, sich selbst eine Statue schuf, die der Pallas Athene glich, wä re es Hybris gewesen zu beten, dass diese Statue lebendig werden sollte. Aber sich ein Mä dchen SO WIE diese Gö ttin zu wü nschen, wurde erhö rt. Mit einem Vergleich geht man aber oft die Gefahr ein zu krä nken. „Warum bist du nicht SO WIE deine Schwester? “ Man kann aber nicht SO WIE jemand anderer sein und wü nscht sich akzeptiert zu werden SO WIE man ist. Selbst wenn es sich nicht um einen kritisierenden Vergleich handelt, der vielleicht sogar als Kompliment aufgefasst werden sollte, ist es eine kleine Attacke gegen die Individualitä t. Wir wä ren eben gern unverwechselbar. Und es gibt das schö ne Wort ‚unvergleichlich‘. Sozusagen Was will man mit SOZUSAGEN sagen? Es ist etwas so zu sagen, dass es einen erkennbaren Sinn hat. Ist SOZUSAGEN vielleicht der retardierende Moment, mit dem man etwas Originelles, Kluges ankü ndigen will? Oder kü ndigt es etwas Unangenehmes an, sind es vorwarnende Silben? Oder klingt da noch ein Zweifel mit, eine ausstehende Vergewisserung? Haben wir uns schon jemals Gedanken gemacht, warum wir dieses Wort verwenden? SOZUSAGEN ist hä ufig eine sprachliche Angewohnheit, die man sich wieder abgewö hnen soll, denn sie stö rt und ist ü berflü ssig. Ein Fü llwort. Es kann auch sein, dass der SOZUSAGEN-Sagende einen besseren, adä quateren oder ihm verstä ndlicheren Ausdruck fü r das Gehö rte dem Gesprä ch hinzufü gt. Er bringt eine Aussage auf seinen eigenen Nenner, ist eine leicht korrigierende Bestä tigung des Gehö rten. SOZUSAGEN: wie man es auch sagen kö nnte. Eine Variante. Und sehr nahe dem SO WIE.
SOZUSAGEN schafft tatsä chlich ein retardierendes Moment, aber es muss nicht eine beabsichtigte Ankü ndigung einer Aussage sein, mit der man besonderen Eindruck machen will. Es kann auch ein leichtes Zö gern beinhalten, das seine Ursache in einer stillen Vorwegnahme einer mö glichen Reaktion des anderen hat. Wenn man z. B. seiner Vorgesetzten melden muss, „Es ist SOZUSAGEN ein kleiner fauxpas aufgetreten“,
dann soll das SOZUSAGEN ebenso wie das Fremdwort fauxpas statt Fehler die Peinlichkeit und Verlegenheit mildern. Immerhin geben die 4 Silben einen zeitlichen Spielraum, in dem man herausfinden kann, ob man etwas noch besser, noch treffender formulieren kann. Manchmal hat man den Eindruck, jemand will nur die Spannung der Zuhö renden erhö hen, indem man sie etwas hinhä lt: Dieses Blind Date soll also SOZUSAGEN die letzte Chance sein, die du dem Glü ck gibst?
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