Erstens. Ganz und gar

Erstens

Die Kardinalzahl. Der Beginn einer Aufzä hlung. Das lä sst nichts Gutes ahnen. Was wird da noch alles kommen? Da fü hlt man sich sofort ü berfordert. – Es kö nnte auch eine Aufzä hlung positiver Punkte sein. Aber Zahlen machen uns unsicher. Sie haben etwas Bü rokratisches an sich. Vorschriften beginnen meistens so. Das Besserwisserische stö rt an diesem Wort. Man sollte es vermeiden, wenn man einen sympathischen Eindruck machen will. Es entlarvt den ‚Oberlehrer‘.

ERSTENS verrä t sehr oft Ungeduld: was jemand sagt wird nur zum Schein akzeptiert, in Wirklichkeit aber nur rasch mit „ERSTENS das“ erledigt und abgetan, um Platz fü r eigene Bemerkungen zu haben, an denen man viel mehr interessiert ist. Nur scheinbar ist dem anderen der Vortritt gelassen worden. Meist braucht man nun gar nicht weiterzuzä hlen, sondern bloß sich rü cksichtslos zu entfalten und auf nichts eingehen, was dem Gesprä chspartner wichtig war.

Ganz und gar

Es ist auch in der Verneinung mö glich: GANZ UND GAR nicht. Wenn etwas gar ist, ist es fertig. Wenn etwas weder ganz noch gar ist, dann ist das eine betrü blicheSache. Sowohl kurz und gut als auch GANZ UND GAR haben ihren Gebrauch zum Teil ihrer lautlichen Qualitä t zu verdanken. Die Wiederholung des Vokals, die Alliteration, die Ü bereinstimmung des anlautenden Konsonanten. Das spricht sich gut. Das gefä llt den Sprechwerkzeugen. Wir machen uns selten bewusst, dass manche Wö rter orale Vergnü gen sind. Und akustische natü rlich auch. Die Sprache kann auch zum Spielen mit ihr verleiten. Sie enthä lt ja auch ein wirkungsvolles Flirtpotenzial.

Zu GANZ und GAR fä llt mir zunä chst gar nichts ein. Habe ich etwa die Fä higkeit zu spielen oder zu flirten verloren? Aber bei lä ngerer Ü berlegung wird es wohl verstä ndlich: GANZ und GAR betont etwas, aber wenn man noch nicht weiß, wovon die Rede ist, versteht man die Hervorhebung nicht; es ist wie ein Affekt ohne Inhaltsangabe.

Jetzt bin ich GANZ und GAR zufrieden.

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