Romanzen vom Rosenkranz 14 страница
Aber wie er in dem Kriege Ist des Mutes fester Kern, Wird er nach errungnem Siege Des Triumphes schö nster Stern.
Und von seiner Bü hne glä nzen Feindeshelme in Trophä en, Zwischen stolzen Lorbeerkrä nzen Die errungnen Fahnen wehen.
Und in seine Spuren weinen Sklaven, paarweis hart gebunden, Nieder zu den kalten Steinen, Die den nackten Fuß verwunden.
Auch des Friedens Pracht zu mehren Zieht er aus mit stolzem Prangen, Als ein Zeichen reiche rEhren Hohe Gä ste zu empfangen.
Gold und Scharlach muß dann wallen, Weise Mä nner ihn betreten, Und von seiner Hö he schallen Zierlich ausgesprochne Reden.
Oder, mehr ihn zu verschö nen, Hö ret man das Wort der Richter, Lieblich stolz auf ihm umtö nen Vn den Liedern heilger Dichter.
Also dient er in dem Streite, Triumphiert, und trä gt die Beute So zu festlichem Geleite; Aber anders dient er heute.
Und die dunkle Trauerbü hne Nun die bunte Menge teilet, Wie ein schwarzes Schiff die grü ne Flut mit scharfem Kiel durcheilet.
Aber trö stlich auf dem dunkeln Maste, dessen Segel trauern, Sieht das weiß e Kreuz man funkeln, Wie ein Stern im nä chtgen Schauern.
Schwarze Tü cher rings verhü llen Seine kriegerische Pracht, Und sein Schnitzwerk Rosen fü llen, Sterne einer tiefen Nacht.
Guido hat ihn zu der Trauer Rosarosens so verzieret, Um ihn weht ein leiser Schauer, Weil der Tod hier triumphieret.
Und wo sonst die Schwerter glä nzen, Stehen trauernde Martronen, Tragend in Zypressenkrä nzen Pomeranzen und Zitronen.
Herbe Bitterkeit der Trä nen, Dunkles Laub zur Erde sinkend Und den Tau mit irdschem Sehnen Aus des Grabes Blumen trinkend.
Weiß geschmü ckt, zu beiden Seiten, An des Mastes schwarzen Schnü ren Haltend, Kinder traurig schreiten, Ihrer Hirtin Fest zu zieren.
Seht, vor Jacapones Tü re Steht ein schwarzer Baldachin, Daß das Volk ihn nicht berü hre, Hü ten sechzehn Ritter ihn.
Acht vom Stamm der Gieremeen, Acht vom Lambertazzer Haus Rechts und links vermischet stehen; Keiner hat den Rang voraus.
Und es drä ngt von allen Seiten, Was zu den Partein gehö rt, Zwar ohn Lieb, doch auch ohn Streiten, So ist der Moment geehrt.
Mit dem Trauerschmuck der Flö re Haaren rings sich anzuschließ en Die verschiednen Ehrenchö re, Wenn der Zug sich wird ergieß en.
Wenn die Priester angekommen, Werden tief die Glocken schallen Und der Leib der lieben Frommen Wird zu seiner Ruhe wallen.
Aber in des Hauses Kammer Sitzt der schmerzdurchbohrte Mann, Ö d in trä nenlosem Jammer Sieht er ihre Leiche an.
Engel, die ihr Haupt umschweben, Die zu ihren Fü ß en knien, Konnten ihm nicht Trä nen geben, Trä nen sind ihm nicht verliehn.
Seit die Augen sie geschlossen, Die ihm Lust und Leid gespiegelt, Ist in Trä nen er zerflossen, Und nun ist ihr Quell versiegelt.
Irdisch kann sie nicht mehr scheinen, Die der Erde zu vereinen; Irdisch kann er nicht mehr weinen, Und seinherz will ihm versteinen.
Ja, ein Grab von Marmorfelsen Haut der Schmerz in seinem Herzen, Was nicht springen will, muß schmelzen Von der Glut der Trauerkerzen.
Ist die Halle erst geweitet, Wird sie ruhen in den Felsen, Wenn er stillzur Tü re schreitet, Einen Stein davor zu wä lzen,
Also schwer und ungeheuer, Daß kein andrer ihn beweget, Als Luft, Erde, Wasser, Feuer, Wenn sie Gottes Zorn erreget.
Und wenn so die Gruft verschlossen, Wird er auf den Felsen steigen, Klipp vor Klippe unverdrossen, Um den Gipfel zu erreichen.
Und da wird der Feind ihm zeigen Alle weiten Herrlichkeiten, Wie die Flü sse silbern schleichen, Wie die Ufer sie begleiten.
Sonnenschein auf Bergesgipfeln, Dä mmerung in grü nen Talen, Sang und Lust in Waldeswipfeln, Hochgetü rmter Stä dte Prahlen,
Schiffe segelnd, Wolken ziehend, Schlosses Dach im Abend glü hend, Schatten ü bers Meer hinfliehend, Und ein ganzer Frü hling blü hend.
Alles wird der Feind ihm zeigen; Doch er wird es nicht verlangen, Und die Welt wird sich ihm neigen, Er wird nur am HImmel hangen.
Freudig ohne niedern Kummer Wird er an die Erde sinken, Betend dann in selgem Schlummer Eines guten Traums ertrinken.
Ü berm Haupt die Jakobsleiter, Wird er mit der Engel Reigen In den offnen Himmel heiter Zu geliebten Seelen steigen.
Also wird ihm einst geschehen, Den jetzt solche Schlä ge schlagen, Daß er ganz versteint in Wehen — Dies wollt ich zum Trost uns sagen.
Unbemerkt im eignen Leide, Knieet Pietro in der Kammer, Und sie schweigen alle beide, Jeder in dem eignen Jammer.
Aber nun spricht Jacopone, Denn er hö rt ein fernes Singen: " Wo ist ihre Blumenkrone? Ach, man will sie von mir bringen!
Wo sind Blumen ihr zum Kranze, Fromm und keusch, wie sie gewesen? Erde, kü ß mit deinem Glanze Nochmals, die von dir genesen! "
Und zu Pietro er sich wendet, Spricht: " Hast Blumen du gebracht? Rosen, die zutag gesendet Diese trä nenvolle Nacht?
O, mein Pietro, die Verblü hte, Zier sie mit des Lebens Bild; Daß der Schmerz nicht also wü te, Deck sie mit dem Blumenschild! "
Pietro mit dem Haupt verneinet, Aber reden kann er nicht, Und der Trä nenlose weinet, Als er sieht sein Angesicht.
Jacopone ihn umarmet: " O, mein Bruder! mich erquicket, Daß mein Leid dich so erbarmet, Und aus deinen Augen blicket. "
Aber jener ihm entgegnet: " Ach! es ist das deine nicht! Dann wä r wohl mein Los gesegnet, Und es das meine nicht.
Blumen konnt ich dir nicht bringen, Weil sie all wie Rosarose In dem Feuer untergingen, Bis auf eine weiß e Rose. "
Pietro wollte weiter reden, Doch Melior und Rosablanke, Welche zum Gemach eintreten, Werden seiner Rede Schranke.
Und er fü hlt sich dumpf ergrimmet, Wenn er zu Meliore blickt, Denn in seinem Busen glimmet Eifersucht, die ihn erstickt.
An der Tü re schü chtern weilet Rosablanka. Zur ihr schreitet Jacopone: " Jungfrau, eilet, Daß Ihr mir den Kranz bereitet! " —
" Herr, dies kann gar wohl geschehen, Ich hab Rosen, rot und wieß e, Und ich kann die Krä nze drehen, Doch fehlt mirs am Myrtenreise! " —
" Keine Myrt in ihre Krone! Einen jungfrä ulichen Kranz Winde ihr! " — sprach Jacopone, Blickend durch der Trä nen Glanz.
Und sie naht der Leiche Fü ß en, Aus dem Korbe, den sie trug, Ihre Rosen auszugieß en. Ach, wie ihr das Herz da schlug!
Sie mit Liebe zu begrü ß en, Fü hlt sie einen innern Zug, Und sie soll doch, um zu bü ß en, Folgen ihrem Leichenzug.
Wie sie so die Tote schauet, Wie sie so die stille fü hlet, Mild ihr Aug von Trä nen tauet Und die heiß e Wange kü hlet.
Und sie nimmt die rote Rose, Fü gt zu ihr der weiß en Glanz, Weiter eine gelbe Rose, Und so fort den ganzen Kranz.
Bei den roten spricht sie immer: " Rosarose, bitt fü r mich! " Bei der weiß en Rosen Schimmer: " Rosablank geleitet dich! "
Aber bei der gelben Rose Muß sie an Biondetten denken, Und dann traurig zu der Rose Ihre Blicke niedersenken.
Da sie nun den Kranz vollendet, Sprach sie scheu zu Jacopone: " Mich that zu dir hergesendet Heut der Beichtiger Benone.
Meine Schulden abzubü ß en, Will er, daß ich im Geleite Deine Weibs mit bloß en Fü ß en Hinter ihrem Sarge schreite.
Und ich bitte dich zum Lohne, Daß du dieses mir gestattest, Als den Preis der Blumenkrone, Die du ohne mich nicht hattest.
Trauer ist mein Kleid, ich weine An der Mutter Sterbetage; Wenn ich dir zu arm nicht scheine, Laß mich folgen deiner Klage. "
Da sprach zu ihr Jacopone: " Du sollst bei dem Leichenwagen Ihr die jungfrä uliche Krone, Die du ihr geflochten, tragen.
Dieses ist des Lanes Sitte; Zwischen Pietro und Meliore Sollst du schreiten in der Mitte Mit dem Kranz im Trauerchore. "
Aber plö tzlich brach das Schallen Aller Glocken durch die Luft, Und der Priester in die Hallen Tritt mit Kranz und Weihrauchduft.
" Es ist Zeit, mü ssen wallen, " Spricht er, " weil die dunkle Gruft Dieser jetzt, wie einst uns allen, Mit metallner Zunge ruft. "
Acht Matronen tief in Trauer Tragen nun den Sarg hinab, Stellten ihn zum Trost der Schauer Unterm Baldachine ab.
Und die Ritter muß ten wehren Mit dem Schwert die Totenschau, Doch ein jeder wollte ehren Noch einmal die fromme Frau.
Und es zieht, sie anzuschauen, Vor ihr hin der Leichenzug; Ach, wer sieht, sich zu erbauen, Solch ein heilig Bild genug!
Mit dem Kreuz vorü berziehen Erst die Priester, traurig singend, Und das Volk liegt auf den Knieen, Chö re durch die Lü fte schwingend.
Und die Schwermut der Posaunen Windet sich durch Litaneien, Die vorm Ewigen erstaunen, In der Zeit um Hilfe schreien.
Ihnen folgen fromme Orden, Ewige Gebete lallend, Vor den Kreuzen allerorten Auf das Antlitzt niederfallend.
Und nun treten schwarze Nonnen Um den Sarg, in weiß en Schleiern, Wie die Strahlen einer Sonnen, Dieser Frommen Tod zu feiern.
Aber sie auch mü ssen gehen, Denn jetzt nahn die Tiefbetrü bten; Seht der Kindlein Fahne wehen, Traurig bei der Hochgeliebten!
Agnus castus mit dem Lamme Fü hrt die Mä gdlein und die Knaben, Die mit einem Blumendamme Nun der Hirtin Sarg umgaben.
Und mit kindisch sü ß em Flehen Drä ngt die Schar zu ihren Fü ß en; Jedes Kindlein will sie sehen Und die milden Hä nde kü ssen.
Ach! sie kennen nicht das Scheiden, Freuen sich des Rosenkranzes Und des Rocks von Samt und Seiden Und des Diamantenglanzes.
Doch Bolognas Heereswagen Mit gedä mpften Hö rnerklang, Ihren Leib zur Gruft zu tragen, Durch die Kinderschar herdrang.
Und den Sarg hinan zu heben Zaudern noch die ernsten Ritter, Sich die Hand dazu zu geben Ist ihr innrer Groll zu bitter.
Als der Konsul dies ersehen, Fü rchtet Stö rung er der Ruhe Und beginnt umher zu spä hen, Wer erheben soll die Truhe.
Sieh, da naht mit Flö tenschalle Ernst der Zug sich der Studenten, Jeder Nation Marschalle Sich heran zum Sarge wenden.
Jene, die sie nach dem Brande Heimgetragen mit Verehren, Nahn dem Konsul als Gesandte, Schwarz, mit langen Trauerflö ren.
Und da sie das Zö gern sahen Und des Konsuls Wink empfingen, Barhaupt sie dem Sarge nahen, Fassen an den goldnen Ringen.
Heben ihn mit guter Site Auf den hohen Trauerwagen, In der Blumen stille Mitte, Traurend, aber ohn Verzagen.
Als den Wagen sie verließ en, Kehrend hin zu den Gesellen, Nun die Kinder ihn umschließ en Rings mit freudgen Blumenwellen.
Zwischen schlanken Lilienstengeln Und den zarten Rosenzweigen, Rings umwallt von frommen Engeln, Zieht er hin mit prä chtgem Schweigen.
Und es folget Jacopone; Zwischen Pietro und Meliore Wanelt mit der Totenkrone Rosablanka in dem Chore.
Ihre Locken aufgelö set Traurend um die Schultern wehen, Ihre Fü ß e sind entblö ß et, Sie muß so zur Buß e gehen.
Als sie aus dem Haus geschritten, Zog sie Schuh und Strü mpfe ab, Die sie, auf sein dringend Bitten, Pietro zu bewahren gab.
Und im Gurt er sie verstecket, Wie beliebten, reichen Schmuck; Seines Herzens Schlag erwecket Der verehrten Pfä nder Druck.
In verschiednem Schmerz befangen Diese Viere vor uns schreiten, Manche Trä n auf frmden Wangen Ehrt ihr trä nenloses Leiden.
Wie ein Christ scheint Jacopone, Der getrost zum Tode gehet, Dem die blutge Martyrkrone Aus dem Himmel niederwehet.
Hinter ihm kommt Rosablanke, Mit der Blumen sü ß em Glanz, Als ob sie vom Himmel schwanke Zu ihm mit dem Martyrkranz;
Wie ein Engel ungetrü bet, Doch umhaucht von irdschem Leid, Weil der Herr die Menschen liebet, Die um ihn bestehn den Streit.
Ihr zur Rechten Meliore, Wie ein unbesiegter Held Unter einem Sklavenheere Durch der Brü der Leichenfeld.
Er ist nach dem Kranz gesprungen, Fesseln haben ihn umringt, Er hat selbst das Lied gesungen, Das der Feind jetzt um ihn singt.
Aber der ist unbesieget, Der ein Dichter und ein Held, Weil er in dem Himmel wieget Seines Schmerzes giftge Welt.
Und es steigt an seinem Leiden Heilend Sonn und Mond empor, Unter Sklaven kann er schreiten, Wie ein Sä nger in dem Chor.
Er ist einsam im Getü mmel, Und er geht in selgem Traum, Und sein Aug steigt zum Himmel Ewig von dem irdschen Saum.
Aber Pietro geht zur Linken Wie ein armer Schä ferknabe, Der den Schatz hinab sah sinken, Den er mü hsam ausgegraben.
Immer sieht er vor sich spielen Noch die goldne Zaubertruhe, Wo sein Weg auch hin mag zielen, Flieht der Schatz ihn ohne Ruhe.
Also muß ein Buhler irren, Dem die Buhle ging zu Grab, Die aus zaubrischen Geschirren Ihm die Liebesträ nke gab;
Also in dem Venusheere Zieht die liebestö rge Brut, Daß sie ewig sich verzehre, Ewig wachs in bö ser Glut.
Ob sin Blick zur Erde nieder Oder auf zum Himmel schwebt, Sieht er stets den Rumpf der Hyder, Der ein neues Haupt erhebt.
Jede Blume mö cht er kü ssen, Die die Jungfrau ihm zur Rechten Tritt mit zarten Rosenfü ß en, Und sich einen Kranz draus flechten,
Und mit solchem Schmerz bekrä nzet, Steigen durch die finstern Felsen, Wo kein Stern mehr frö hlich glä nzet Und sich schwarze Bä che wä lzen.
Und an einen bittren Bronnen Mö cht er trinkend niedersinken, Bis zum Ablauf aller Sonnen Immer schö pfen, immer trinken,
Und dem Quelle wieder weinen, Ihn mit seinem Schmerz berauschen, Und zum Felsen dann versteinen Und den eignen Schmerz belauschen. —
Diesen folgen nun die Armen, All in neues Tuch gekleidet; Sterbend hat sie voll Erbarmen Ihnen diesen Trost bereitet.
Die Konsulen folgen diesen In dem festlichen Ornat, Und die Herrn des Rates schließ en Sich an sie, und der Senat.
Weiter alle Professoren Der juristschen Fakultä t Und Magister und Doktoren, In der Hand das Samtbarett.
Und nun treten die Pedelle Mit den Silberstä ben her, Der Studenten Mareschä lle Und so fort ihr ganzes Heer.
In den schwarzen Mä nteln steckten Pursch ealler Nationen, Kandidaten der Pandekten, Helden der Institutionen.
Alle seine Schü ler ehrten Jacopones schweres Leid, So beschlossen und vermehrten Sie das prä chtige Geleit.
Und so schlingt der Zug der Trauer Sich durch lange Straß en hin Und ergieß t sich durch die Schauer, Aber alle ehren ihn.
Doch dort auf des Marktes Mitte Ist ein heftiges Bewegen, Alles wendet seine Schritte Einem neuen Bild entgegen.
Als der Sarg zur Stelle schreitet, Trat zum Zuge her Apone Mit Biondetten, frech gekleidet, Dich zum armen Jacopone.
Und ein wunderbar Entsetzen Bricht durch alle, die sie sahn So, mit frechem Zuchtverletzen, Sich der frommen Leiche nahn.
Und der ganze Zug sich hemmte; Es entstehet ein Gedrä nge; " Weg mit diesem Purpurhemde! " Schreit empö rt die rege Menge.
Doch will keiner sie ergreifen, Weil sie so satanisch gleiß et, Und wo ihre Augen schweifen, Alle Sinne sie zerreiß et.
In den Wogen ihres Busens Alle Sü nder untertauchen, Und wie Schlangenhaar Medusens Ihre Locken Schrecken hauchen.
Ü ber Apos greisem Haupte Die zwei Nachtigallen schweben, Weil er ihre Herrin raubt, Ihre Klage laut erheben.
Und als sie sich auf der Stirne Von Biondetten niedersenken, Scheuchet sie die freche Dirne Mit des Hauptes freiem Schwenken.
Und so groß ist das Erschrekcen, Wie sie so verwandelt sei, Daß nicht Achtung konnt erwecken RosablankesnHilfsgeschrei,
Der Meliore an der Seite Sinnlos sank zur Erde hin, Als er sah, Biondette schreite Her wie eine Sü nderin.
Und sie legt die Totenkrone Zu dem Sarge auf den Wagen: " Helft, o helft, zu Jacopone Mir den kranken Jü ngling tragen! " —
" Dahin ist nicht durchzudringen, Alles fü llt der rege Zug, Kö nnen wir ihn seitwä rts bringen Ist es Hilfe schon genug. "
Pietro nun mit Rosablanken Machen sich im Volke Raum, Und er trä gt den stillen Kranken Zum Altare an dem Baum.
Doch es mehrt sich die Verwirrung, Und es steiget auf den Wagen Nun der Konsul, dieser Irrung Ersten Anlaß zu erfragen.
So erhö het aus der Menge Sieht er Apo und Biondetten, Rings in wogendem Gedrä nge, Vor dem Pö bel kaum zu retten.
Und er rufet: " Stille! Stille! Um das Heil der Republik! " Endlich sieget dann sein Wille, Und er spricht mit strengem Blick:
" Wer hat unsern Zug zerrissen? Vor uns ruht des Todes Friede, Fromm geschmü ckt, auf schwarzen Kissen, Und die Seele ist geschieden.
Und ich seh am Arm des Weisen Hier mit unverschä mter Stirne Unser frommes Fest zerreiß en Eine sü ndlich bunte Dirne.
Welch ein Blick, von dieser Leiche Zu dem frechen Weib getragen! Brü cke zu des Teufel Reiche Aus dem Himmels Tor geschlagen!
Was verlangst du hier, Apone? Bist in Wahnsinn du gefallen? Trittst du so einher zum Hohne Dir alleinig, oder allen? "
Und Apone ihm erwidert: " Spreche, Konsul, nicht so grö blich; Rede, die mich hier erniedert, Ist nicht ziemlich dir und lö blich.
Ich bin dir nicht untergeben, Ich bin kein Vasall des Staates, Wer kann sich gen mich erheben, Als der Rektor des Senates?
Und vor allem muß t du wissen, Daß ich, von des Volkes Menge Wider Willen fortgerissen, Hier gekommen ins Gedrä nge.
Kö nnt man doch nicht prä chtger trauern, Wä r die Republik gestorben, Die sich in Bolognas Mauern Wechselfiebernd hat verdorben.
Da ich all die Glocken hö rte Rufen, mit der Zunge Erz, Gen die Einsamkeit empö rte Sich im Busen mir das Herz.
Und ich glaubte, man bereite Fü r Biondetten diese Feier, Weil sie ausgesagt, sie kleide Heut sich in den Nonnenschleier.
Und so fü hrte ich hier nieder Meine Freundin von der Zelle, Daß sie durch die Macht der Lieder Euch, was sie beschloß, erhelle.
Doch die Zeit scheint nicht gelegen, Alles fü hlt des Todes Schauer, Und ich seh auf allen Wegen Eine ü bermä ß ge Trauer.
Zieht die Republik zu Grabe Hier auf unserm Heereswagen, Tiefer Leid kö nnt man nicht tragen, Als ich hier gesehen habe.
Sterbt, ihr Bologneser Frauen, Tut euch recht zu leben not, Denn galanter ist zu schauen Als das Leben euer Tod.
Zu dem Wagen, der vor Jahren Unsrer Schlachten wunde Helden In Triumpfh herangefahren, Kann sich nun ein jeder melden.
Ists erhö rt, in die Monstranzen, Wo nur wohnt das Sakrament, Eines Weibes Bild zu pflanzen, Die im Schauspielhaus verbrennt?
Lambertazzi, Gieremeen, Wo ist unsrer Ehre Schutz, Wenn die Staatesflaggen wehen Ü ber schnö der Leichen Putz?
Rü hret euch, ihr tapfern Schlä ger! Von dem Wagen mit dem Weib! Mag der falsche Achselträ ger Selbst begraben ihren Leib! "
Also regt mit falschen Reden Er des Hasses stille Glut; Allen, di um ihn getreten, Wallet zü rnend auf das Blut.
Und die feindlichen Parteien, An den Schwertern mit der Hand, Mit verbissnem Maledeien Stehn zum Ausbruch angespannt.
In dem Lä rm steht unbeweget Jacopone; wie ein Felsen In dem Meere sich nicht reget, Wenn sich Stü rme um ihn wä lzen.
Doch es wird ihm aufgetragen Von dem Konsul nun, zu reden, Und so ist er auf den Wagen Zu dem Sarge hingetreten.
Doch der Schmerz ihn so durchdringet, Daß er sich muß niedersetzen; Alle rings sein Leid bezwinget, Keiner wagt ihn zu verletzen.
Noch, eh er begann zu sprechen, Sah mit wild gehobnen Armen Er das dichte Volk durchbrechen Seine Freunde, alle Armen.
Und sie schrien mit lauter Stimme: " Treibt die Ochsen, fahret zu! Bringet trotz des Toren Grimme Unsre Mutter jetzt zur Ruh! "
Um den Wagen mit den Kindern Klaget Agnus castus laut: " Wer will frech den Brautzug hindern Einer himmlisch reinen Braut! "
Und das Volk zu beiden Seiten Treibt die Stiere mä chtig an, Und indem sie vorwä rts schreiten, Zieht die Leiche ihre Bahn.
Daß sich Apo still entferne, Lä ß t der Rektor ihn ermahnen, Und der Schergen Morgensterne Mü ssen ihm den Weg schier bahnen,
Bis ihn seine Schü ler finden, Die ihn nun mit Biondetten Eng mit ihrem Kreis umwinden Und aus dem Gedrä nge retten.
Doch es ist das Volk geteilet, Viele hinter Apo drä ngen, Der hin zu dem Rathaus eilet; Andre sich dem Zug vermengen.
Beide kö nnte ich geleiten; Doch ich gehe zu der Linde, Wo ich an Meliores Seiten Rosablanken trauernd finde.
Pietro aber steht am Bronnen, Und von Eifersucht durchpeint, Fü hlt er nicht den Strahl der Sonne, Die ihm auf den Scheitel scheint.
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