Romanzen vom Rosenkranz 13 страница
Nä chtlich bloß den keuschen Busen, Tritt sie an die Zauberspuren, Und von ihrem Herzen funkelt Hell das goldne Rö selein.
" Muß ich denn verloren sein? O Maria, Gottes Mutter, Der ich einstens ward gefunden, In die Windeln eingewunden,
Denke meiner frommen Stunden, Lasse sterbend mich gefunden! " Lallt sie, peinlich traumumwunden, Zu der reinen Seele Heil.
" Sei gegrü ß t, du Todespfeil, Sei gegrü ß t mit reinem Munde, Der nie freche Lust getrunken, Keuscher Tod in keuscher Wunde!
Flieh, du letzte sü ndge Stunde! Mä rtyrkrone sei errungen! " Dann ruft sie mit kü hner Zunge: " O Maria, erbarm dich mein! "
Und die goldne Nadel fein Stö ß t sie in den reinen Busen Durch die goldne Rosenblume, Sinket nieder, heilig blutend.
Und es schlä gt die zwö lfte Stunde. " Weh, zu spä t ists zu dem Trunke! " Schreit der Kö nig, und geht unter.
** Romanze XIX: Moles in Biondettens Leiche
Triumphiert, ihr guten Geister, Es zerbrach der falsche Thron! Apo, dem verfluchten Meister, Sind die Diener all entflohn.
Heilger Sabbat, betend steige Auf im Ost dein frü hes Rot! Ü ber dieser Jungfrau Leiche Schimmre lieblich hin der Tod!
In des Morgenlichtes Streifen Sehe ich ein Flammenboot Selig durch die Rosen schweifen, Mit den Segeln purpurrot.
Rosarosa, still geneiget, Fü hrt das Steuer treu und fromm, Rosadora zu ihr steiget, Daß sie auch zum Heile komm.
Jene keusch den Mantel breitet Um der Schwester Seele bloß; Freudig nun der Kahn hingleitet Durch den blutgen Trä nenschoß.
Zu des Traumes Insel streichet Ihre Fahrt, zum stillen Mond, Den in Sonn und Trä nen bleichend Die unschuldge Schuld bewohnt.
Wo die kleinen Kindlein weinen, Die der Tod ums Licht betrog; Auf dem Totenkrä nzlein scheinen Morgens ihre Trä nen noch.
Ungetaufet sie verweilen Singend vor des Himmels Tor, Und die Trä nentauf erteilen Tauend sie dem Blumenflor.
Rosarosa lehrt die Kleinen, Die auf Erden sie verlor, Rosadora wird erscheinen, Fü hrerin in diesem Chor.
Bis die Rosen sind befreiet Aus ererbter Sü nde Not, Bis zum Kranze sie gereihet Selig steigen aus dem Tod,
Singet Jungfraun, Kindlein weinet An dem goldnen Himmelstor, Bald Maria euch erscheinet Mit der Engel selgem Chor.
Aber blickend nach der Reinen, Taucht die Sonne jetzt empor, Hü llet dann sich, um zu weinen, In der grauen Wolken Flor.
Und ein dichter Nebelschleier Ü ber ihres Hauptes Gold Zu des Tages Totenfeier Traurend tief herniederrollt.
Wie ein Trauerhaus bekleidet, Steht umwö lkt das Himmelstor; Sonnenlos, leidtragend schreite Bleich der junge Tag hervor.
Asche auf die Hü gel streuend Wandelt hin der Gö ttersohn, Und Aurora weint bereuend, Daß er ihrem Schoß entflohn.
Und sie spricht: " Aus schweren Trä umen Aufgeschrecket muß ich schon Dir mit blutgem Purpur sä umen Deiner Trauer trü ben Thron.
Wo die Nacht den Flü gel breitet Ü ber Schlaf und ü ber Tod, War mein Lager heut bereitet Unter bö ser Trä ume Not.
Boten auf und nieder steigen Zwischen Erde, zwischen Mond, Sah ich zu des Abgrunds Reichen, Wo die Brut des Fluches wohnt.
Einen hö rt ich freuig schreien, Der etwas verkü nden wollt, Und zur Erde niederstreuen Blä tter, deren Schrift von Gold.
Dann in wunderbaren Weisen Sang er stammelnd Gottes Lob, Der zu hö hern Lichtes Kreisen, Sein erbarmend, ihn erhob.
Er verschwand mit Benedeien, Und zum Grund vom blauen Dom Zog hinab mit Maledeien Ein gespenstisches Phantom.
Mit der Taube und dem Weibe Sah ich unter Fluch und Spott Sein Kamel zum Abgrund treiben Den verbuhlten Sarabot.
Und er riß vorü ber schleichend Mir vom Haupt des Schlafes Mohn, Und ich harrte weinend, schweigend Dein, mein lichter Freudensohn! "
Also sang Aurora leise, Wä hrend still der Tag aufzog, Und versank im ewgen Gleise, Das ihr lichter Sohn durchflog.
Aber auf dem Turm alleine Harret Apo zornestoll; Daß ihm Moles nicht erscheine, Fü llet ihn mit bitterm Groll.
Es erkaltet schon die Leiche, Deren Herz noch blutend quoll, Und die Wangen schon erbleichen Und die Lippe rosenvoll.
Und er legt metallne Scheiben Ihr auf Augen, Brust und Schoß, Um ihr Blut zurü ckzutreiben Durch geheimer Krä fte Stoß.
Nieder reiß t er ihre Kleider; Ach, sie hü llt kein schamhaft Rot! Doch ihr Leichnam nackt und heiter Ist geheiligt in dem Tod.
Rosarosens Gurt von Eisen Schü tzet Lende ihr und Schoß; Apo will ihn niederreiß en, Doch er zwinget ihn nicht los.
Und mit allen seinen Feilen Kann mit Mü he er und Not Den Buß gü rtel nicht zerteilen Der geheiligt Trotz ihm bot.
Nun zum Keller niedersteiget Apo, wo am feuchten Ort Springwurz, die jed Schloß erweichet, Ruhet, daß sie nicht verdorrt.
Als er wiederkehrt zur Leiche, Sieht er selbst sich oben schon, Und er spricht: " Laß deine Streiche, Moles, was soll dieser Hohn?
Hund, du sollst als Hund erscheinen; Sieh, du treibst es mir zu toll! Willst du, daß zu deinen Peinen Ich die Glocke schlagen soll?
Wo bist du so lang verweilet? " — " Herr, ich tat, was ich gesollt, Und bin dann zurü ckgeeilet. Drum nicht also schmä hen wollt!
Einem Kranken Hilfe reichend, Dessen Heil uns schwer bedroht, Gab ich Gift, das zä h und schleichend Ihn verzweifeln lä ß t im Tod.
Bö se Frucht sah ich uns reifen; Wo ich war, da war man fromm, Und da muß man seltsam greifen, Daß man zu dem Pulse komm.
Zü rne nicht, mein teurer Meister, Kam ich doch ums Gastgebot Meiner anverwandten Geister; Mir tut auch Zerstreuung not.
Wunderbare Neuigkeiten Sind auch zu bedenken noch; Wenn wir nicht zum Flicken schreiten, Kriegt der Sack ein bö ses Loch. "
Doch Apone spricht: " Jetzt schweige! Eins nur mildert meinen Groll: Rate mir, wie ich die Leiche Auf die Beine bringen soll? "
Moles spricht: " Des Gü rtels Eisen Hindert deine Wü nsche bloß, Kannst du ihn herniederreiß en, Zeige ich dir Wunder groß!
Ich schmeck was von Heiligkeiten, Drum laß ich die Hand davon. Du muß t selbst das Schloß bestreiten, Daß der Schatz dir wird zum Lohn! "
Und die Springwurz hä lt der Meister An des Gü rtels heilig Schloß; Nimmer doch den Gurt zerreiß t er, Und er flucht, und sein Genoß.
Moles spricht: " Hier hilft nur Schneiden! Zeige dich, mein Anatom, Und wir schicken Heimlichkeiten Als Reliquien nach Rom. "
Apo spricht: " Hinü berschleiche, Wo die Jungfrau hat gewohnt, Und mir schnell den Schlü ssel reiche, Daß ihr Leib mir bleibt verschont! "
" Ei, dies mag dir leicht wohl scheinen! " Sagt der Hund, " bedenke doch, Was die Frau dazu wird meinen, Die da steht am Brunnen noch.
Gehe selbst, mein kluger Meister, Du vielleicht trä gst ihn davon, Doch wir andern jü dschen Geister Feiern jetzt den Sabbat schon. "
Apo geht. — Zum toten Leibe Spricht der Hund: " Verdammter Spott, Nicht zum Manne, nicht zum Weibe, Hast du mich erschaffen, Gott!
Diese Puppe zu zerreiß en, Scheut sich der gelehrte Tor, Und sieht das geweihte Eisen Wie die Kuh das neue Tor.
Mensch, um zweie nur beneidet Dich der Teufel: um den Tod Und die Lust, die dir bereitet, Als sie dir den Apfel bot.
Als du ihn mit ihr geteilet, Warfst du ab des Lebens Joch; Mir, der ewig sich langweilet, Ließ der Zimmermann kein Loch.
Allen Quark muß ich beneiden Und bin allen Quarkes Gott; Spott ich Gottes Herrlichkeiten, Tö dlich wird mir nie der Spott.
Stift ich tausend Bubereien, Gehn sie alle auf ein Lot; Das unendliche Verzeihen Hilft dem Herrn aus aller Not.
Als ich in der Wü st allein Ihm die Erdenschä tze bot, Macht er aus dem dummen Steine Mir zulieb nicht einmal Brot.
Ohne Freude muß ich teuflen, Und mein Werk wird all zu Kot, An dem ewgen Leben zweiflen, # zweifeln? Und erzweifle nie den Tod!
Was ich mü hsam hab geleimet, Ist und bleibt ein schlechter Klotz, Und in jedem Kraute keimet Gegen meine Werke Trotz!
Nichts kann ich zu Ende treiben, Ach, ein Ende wä r ein Lohn! Das Unendliche vertreiben Kann nicht all mein Spott und Hohn.
Ewig elendes Arbeiten, Null ist mir wie Million, Wer den Knoten kö nnt zerschneiden: Sohn ist Vater, Vater Sohn!
Arm, blutarm bin ich ein Teufel, Mutterlos und vaterlos, Bö s erzeuget von dem Zweifel In der Lü ge dunklem Schoß.
Treibe ewge Affereien, Ohne Freude, ohne Zorn, Keine Rose kann mich freuen, Und mich schmerzen kann kein Dorn.
Elende Quacksalbereien, Wort zum Fleisch und Fleisch zum Wort, Hä nseleien, sieben Weihen, Jagen mich bald hier, bald dort.
Hab ich mich wo eingefleischet, Brauchts vom Kreuz ein Stü ckchen Holz, Und der Teufel flieht und kreischet Wie ein Hund vor Pfeil und Bolz.
Doch den alten Bä renhä uter Hö r ich auf der Treppe schon; Munter, Moles, treib es weiter, Bett dich, wie des Menschen Sohn!
Sieh einmal zum Zeitvertreibe, Wie sichs in der Jungfrau wohnt, Und dem mü rrschen Apo bleibe Doch der Pudel, der ihm front! "
Und der Geist, der stets entzweite, Treibet einen Hö llensproß, Und von seinem Stamm befreite Sich der Zweig und reiß t sich los.
Und sie machen Hö flichkeiten, Wer das Weib besitzen soll, Ja, beginnen schier zu streiten, Also ist der Teufel toll.
" Vater bin ich, " schreit der eine, " Mir gebü hrt des Lebens Thron! " " Nein, das Fleisch, es ist da meine, " Spricht der andre, " ich bin Sohn!
Weh, es fehlt uns nur am Geiste, Wä re der uns nicht entflohn, Daß er uns Entscheidung leiste, Dann wä r uns geholfen schon.
Einig sind Dreieinigkeiten, Vater wird durch Geist zum Sohn, Zweie sind Zweideutigkeiten, Zote nur gebiert der Hohn. "
" Wechseln wollen wir zuzeiten, " Spricht der Hohn nun zu dem Spott, " Denn das Leiden wie das Streiten Treiben beide wir gen Gott. "
Und der Spott dringt in die Leiche, Und es hilft ihm frech der Hohn, Daß er in die Wunde schleiche, Der Biondettens Geist entflohn.
Apo kehrt und spricht: " Es scheinen Menschen in dem Hause noch, Eine Stimme hö rt ich weinen Und sah Licht durchs Schlü sselloch. "
Doch nun richtet sich die Leiche Auf und nicket mit dem Kopf; Als sie ihm die Hand will reichen, Bebet Apo wie ein Tropf.
Moles spricht: " Empfang, Hochzeiter, Meine Gratulation, Sieh, dein Glü ckstern scheinet heiter, Fü hre deine Braut davon!
Eine Unschuld sondergleichen, Ohne Hemdlein, nackt und bloß, Even muß ich sie vergleichen, Wie sie stieg aus Adams Schoß.
Frä ulein, ich seh von dem Pfeile Amors euer Herz durchbohrt! Daß er euch die Wunde heile, Ihr den rechten Arzt erkort.
Alles ist nicht Gold, was gleiß et; Wenn der Herzensrose Gold Eure Wunde gleich zerreiß et, Seid ihr drum nicht minder hold. "
Apo spricht: " Laß deine Streiche! Sage, wie du sie erhobst, Welchen Geist der schö nen Leiche Du belebend unterschobst? "
Und der frechste aller Geister Spricht: " Ein Wort sagt ich ins Ohr; |Fiat| heiß ts beim groß en Meister, Pfui heiß ts in unserm Chor.
Willig hat sie sich bezeiget, Etwas blö de freilich noch; Was die Lippe jetzt verschweiget, Pocht im Herzen laut und hoch.
Brechet erst diese zü chtge Schweigen; Durch des Treurings rotes Gold Lä ß t sie sich vielleicht erweichen, Gibt den Schlü ssel, den ihr wollt.
Die Kleinode laß erscheinen, Gut erworben hier und dort; Durch Kleinode kommt der Kleinen Bald das lustge Fleisch zu Wort! "
Einen Schrein voll Edelsteinen Und von goldnen Ringen voll Bringt der Meister, daraus einen Sich die Braut erwä hlen soll.
Gierig nun den Schatz durchschweifet Wild ihr Aug, das dunkel rollt, Heftig zuckt die Hand und greifet Einen Siegelring von Gold.
Und als wollt sie ihn zerbeiß en, Zuckt sie ihn zum Mund empor, Apo wollt ihn ihr entreiß en, Doch verschlang sie ihn zuvor.
Und nun spricht sie: " Herr, die Deine Bin ich nun, wie du gewollt: Vor dem Volke und alleine Dien ich dir um dieses Gold.
Dieses Ringlein auf der Reise Kö nig Pharao verlor, In dem Roten Meer zur Speise Sichs ein geizger Hecht erkor.
Kö nig Pharao, dem Weisen, Setzt der Koch den Fisch einst vor; Als er wollt den Hecht verspeisen, Kam das Ringlein blank hervor.
In dem Bette seiner Weiber Kam es wieder ihm davon, Ein ä gyptscher Eselstreiber Trug es dann als sü ß en Lohn.
Dems der freche Papageie Der Herodias entzog, Und mit einem Freudenschreie Fand sie es in seinem Trog.
Bei der blutgen Weihnachtsfeier, Bei der Kindlein lustgem Mord, Daß er tanz nach ihrer Leier, Schenkt sie es dem Vater dort.
Und das Ringlein war ihm teuer, Es besiegelte sein Wort; Doch es lief ein ungetreuer Diener mit dem Ring ihm fort.
Und der Ring kam immer weiter, Keinem hat er noch gefrommt, Auß er dir, mein Herr Hochzeiter, Dessen Braut er wohl bekommt.
Meines Leibes bist du Meister Bis zum Gü rtel und dem Schoß; Leider zwingen alle Geister Diese Last mir nimmer los!
Kö nnt ich dir den Schlü ssel reichen, Wä r ich deiner Lust Genoß; Aber er ist mir nicht eigen, Mir gehö ret nur das Schloß.
Alles geb ich, nur verweigern Muß ich dir den Schlü ssel bloß, Deine Kunst, kannst du sie steigern, Ringt vielleicht dem Feind ihn los.
Ich will offen dich begleiten, Nach Belieben, wann und wo; Alle sollen dich beneiden; Werde dieses Neides froh!
Mich als Nonne einzukleiden Sag ich auf dem Markt mich los; Lü gen mü ssen wir verbreiten, Wie ich ward dein Hausgenoß.
Wie ich in Melancholeien Hilf von deiner Kunst gehofft, Wie, die Kranken zu zerstreuen, Mein Gesang dir diene oft.
Wie die Kunst der Arzeneien Ich von dir erlernen soll, Wie nichts kö nne uns entzweien, Weil wir eines Gottes voll.
Dieses, jenes, und so weiter Lü ge nur, man glaubt es schon, Denn du bist ein Teil gescheiter, Herr und Meister und Patron!
Deine Magd kann ich erscheinen, Wie es deinen Lü sten frommt; Nur nicht lachen und nicht weinen, Weil dies von der Seele kommt.
Soll dein Lager ich beschreiten, Oder auf der Erde bloß Ruhn an deines Bettes Seiten, Oder sitzen dir im Schoß?
Ob ich auf dem Draht, dem Seile, Dir soll gaukeln liebestoll, Ob ich dir zur kurzen Weile Buhlerliedlein singen soll?
Deinen Blicken, Fingerzeigen Folget deine Dienrin schon, Darf ich deinen Bart dir streichen, Ist es mir ein sü ß er Lohn.
Vor der Welt nach alter Weise Nenne mich Biondette noch; Ä lia Lä lia Crispis heiß e Mich in Traulichkeiten doch.
Denn in mir von diesen Dreien Brennet der gedrillte Docht, Um die einst in Buhlereien Mancher rö mscher Bü rger focht.
Ja, ich bin von diesen Dreien Das gezwirnte Kunstphantom, Und wie sie will ich nicht schreien, Kü ssest du gleich wie ganz Rom.
Will dir mein Besitz verleiden, Werd ich zu der Lust zu stolz, Kann dich wieder von mir scheiden Klein ein Splitter Kreuzesholz.
Aber an dem Jungfernleibe, Den ich dir zur Lust bewohn, Daß er unverdorben bleibe, Zeig jetzt deine Kunst, Patron! "
Und mit Blut zwei Sprü che schreibet Apo ihr nun hinters Ohr, Unter ihre Achseln reibet Salbe er, die er beschwor.
Lü stern die besessne Leiche Kü sset nun der alte Tor, Moles spielet auf der Geige Ein vermaledeites Chor.
Und in buhlerischem Eifer Tanzet, wie der trunkne Lot, Mit der Braut er einen Schleifer In fatalem Teufelstrott.
Ä lia Lä lia Crispis schreiet Mit verruchtem, giftgem Ton, Und Biondettens Kehl entweihet Eines frechen Liedes Hohn.
Dies gefä llt nicht gnaz dem Meister, Und er spricht: " Verschon mein Ohr! " Mit Biondettens Stimme heiß t er Singen sie den Hochzeitschor.
" Denn du sollst Biondette scheinen, Die zum Freunde ich erkor, Und die Stadt soll sie beweinen, Daß sie sich an mich verlor.
Alle sollen mich verschreien, Und um Silber und um Gold Will ich ihren Festen leihen Meine Freundin sü ß und hold! "
Und die Jungfrau spricht: " So sei es! Lieb ich gleich nicht jenen Ton, Freut sich gleich des frechen Schreies Mehr ein freier Musensohn,
Lieb ich lü gend doch zu gleiß en; Und zweideutig will ich Gott Dir in schiefen Weisen preisen, Mir zum Lobe, ihm zum Spott!
Mit gedrehten Schlangenhä uten Lasse mir von Apfelholz Eine Harfe bald besaiten, Ich bin auf dergleichen stolz.
Ich will die Akkorde greifen, Daß du mich gewiß lich lobst, Daß der Weiber Augen greifen Rings nach dem verbotnen Obst.
Und die Mä nner werden eilen, Den verrufnen Apfel rot Mit den Even schnell zu teilen, Und sie essen sich den Tod! "
Moles spricht nun zu dem Meister: " Eine Harfe ist besorgt, Der galanteste der Geister Hat die seine mir geborgt.
Ist sie gleich ein biß chen heischer, Ist sie doch vom besten Ton, Wird die Sä ngerin erst keuscher, Wird sie besser stimmen schon.
Aber jetzt, ihr Hochzeitsleute, Machet mich nicht lä nger rot! Apo, es tut uns fü r heute Zu studieren noch sehr not!
Denk, wie du vor kurzen Zeiten Sahst in meinem Horoskop, Wie die Rose gen uns beide Drohnd ein dreifach Haupt erhob.
Uns entzogen hat die eine Rosarosens selger Tod, Diese hier ist jetzt die Deine, Und sie bringt uns keine Not.
Wenn die dritte nun erscheinet, Ist das bö se Kleeblatt voll, Dem ich einst mit dir vereinet Tragisch unterliegen soll.
Schnell mein Meister, ohn Verweilen! Ü ber Rose, ü ber Dorn Muß das Buch uns Rat erteilen, Suche hinten, ich such vorn! "
Im Register steht verzeichnet: Rose golden, weiß und rot, Die Marien zugeeignet, Bringen bö se Kunst in Not.
Auf der angefü hrten Seite Stehet: Suche Jericho! Jericho nun suchen beide, Doch es fehlet J bis O.
Und Apone denkt, wie heute Er das Buch durchs Fenster schob, Wie der Wind da, Seit auf Seite Wä lzend, in dem Buch getobt.
" Weh, mir Toren! " flucht der Meister. " Als mir Samael entfloh, Dacht ich: Ach, mein Buch zerreiß t er! Denn es tö nte wahrlich so. "
Moles spricht: " Am Wald hinreisend Sah ich unterm blanken Mond Samael in Freuden kreisend, Weil der Herr ihn hat belohnt.
Und ich sah ihn Blä tter streuen Unter hellem Gottes Lob, Und ich konnt ihn nicht erschreien, Weil er sich zum Licht erhob.
Das sind bö se Neuigkeiten, Dumm hast dus gemacht, Patron, Du muß t jetzt im Dunkel schreiten, Weil die Blä tter dir entflohn. "
Und sie fangen an zu streiten, Wechseln harter Worte Zorn, Ä lia Lä lia Crispis beiden Schä rfet noch des Grimmes Dorn.
Aber ihren Zank durchschneidet Der geweihten Glocke Ton; Jacopone zubereitet Seine Leichenfeier schon.
Ä lia spricht jetzt: " Schnell mich kleide In den buntsten Freudenrock, Hü lle mich in Samt und Seide, Meine Haare ü ppig lock!
Schü tte alle dein Geschmeide Ü ber meinen Busen bloß, Daß ich durch das Volk hinschreite Dir zur Seite leicht und los!
Und dein Kummer wird zur Freude, Es versinkt dein grimmer Zorn In dem allgemeinen Neide, Wie im Meer ein kleiner Born! "
Lä chelnd krä uselt ihr der Meister Nun das Haar in frei Gelock, Und der hü ndischste der Geister Schü rzet ihr den Purpurrock.
Und es schmü cken sie die beiden, Gleich der Hure Babylon, Und sie singet Schä ndlichkeiten Ihnen vor im frechen Ton.
Sodomitsche Blumenzweige Steckt sie ihrem Busen vor, Und nun fü hrt die falsche Leiche Apo aus des Turmes Tor.
Wer sie sieht, steht wie versteinert, Oder mehret ihr Gefolg; Aber allen unter keiner Kennt in ihr den Hö llenmolch.
Und mit bangem Finger zeiget Jeder Vater sie dem Sohn, Und von Mund zu Munde streichet: " Sahst du heut Biondetten schon? "
Alle, die sie einst beneidet, Weil sie kunstreich, schö n und fromm, Glauben, wo sie hin nur schreitet, Daß die irdsche Venus komm.
Also frech ist ihr Bezeigen, Jedem Buben scheint sie eigen, Ich erschrecke und muß schweigen.
** Romanze XX: Rosarosens Leichenzug
Frü he Sonne, frü he Sonne, Ach wo bist du hingesunken! All des Tages Jugendwonne Ist im Morgenrot ertrunken.
Deine wunderselgen Augen, Inseln aus des Himmels Seen, Sah ich steigen, untertauchen In des Morgens erstem Wehn.
Und es steigt ein Nebelschleier Ü bers tiefe, stille Blau, Eine einsam tiefe Feier Breitet sich durch Wald und Au.
Ruhig unbewegte Bä ume, Kein Gesang, kein Blattgerä usch; Spinnet ihr die nä chtgen Trä ume Wieder an, ihr Blumen keusch?
O Bologna, deine Zinnen, Die gelacht im Sonnenstrahl, Seh ich bö sen Schmuck gewinnen: Schwarze Flaggen ü berall!
Alle Buden sind geschlossen, Trauerteppche hä ngen aus, Durch die Straß en weit ergossen Reget sich ein Volksgebraus.
Aber mitten durchs Gedrä nge Gehet eine freie Bahn, Und es wirft die rege Menge Blumen auf den offnen Plan.
Vor dem Konsularpalaste, Auf des Marktes weitem Raum, Der viel tausend Bü rger faß te, Bildet Wache einen Saum.
Und die acht Konsulen treten Aus des Palasts hohem Tor, Und der Ä ltste tritt zu reden Auf den Marmorstuhl empor.
Und er winkt mit dem Barette Und der Herold mit dem Stab, Das Geschmetter der Trompete Nun zur Ruh das Zeichen gab.
" Seid gegrü ß t, ihr freien Bü rger! Seid gegrü ß et, edle Ritter! Seid gegrü ß et, ihr Gelehrten! Seid gegrü ß et, ihr Studenten!
Euch die Ursache zu sagen, Warum heute alle wir Also reiche Trauer tragen, Seht ihr mich erscheinen hier.
Jacopone, der gelehrte — Wer ists, der ihn hier nicht kennte, Seine Weisheit nicht verehrte, Nicht ihn einen Gö nner nennte?
Ü ber diesen Mann gesenket Hat sich jü ngst ein bittres Leiden, Und in Trä nen ganz erträ nket Ist er nicht mehr zu beneiden.
In des Schauspielhauses Brande Ward sein herrlich Weib verletzet, Und zu einem bessern Lande Von dem Herrn der Welt versetzet.
Sie, die Lehrerin der Waisen, Seine Hauses treue Wirtin, Ward in dieser Stadt geheiß en Nur die fromme, liebe Hirtin.
Und sie ist nicht mehr hienieden; Wo sich alle Lä mmlein sammeln Hat der Hirt sie hinbeschieden, Gottes Loblied mitzustammeln.
Da sie ihm nun ist geraubet, Will er nicht mehr grü nend leben, Will er, wie ein Baum entlaubet, Nimmer wieder Schatten geben.
Und er ist vor uns erschienen, Hat uns weinend eingeladen, Alle seinem Leid zu dienen, Und wir haben uns beraten.
Denn als eine freie Gabe Gibt der Stadt er seine Gelder, Liegende und fahrnde Habe, Seine Hä user, seine Felder.
Alles, was er hat erworben, Sei ihm auch mit ihr verloren, Sei ihm auch mit ihr gestorben, Armut hat er sich erkoren.
Eine Kirche will er bauen, Wo das Spielhaus ist verbrennet, Zum Behuf der Klosterfrauen, Welche man Clarissen nennet.
Und er hat zu diesem Ende Alle Sicerheit gegeben, Siegelbrief und Dokumente, Wo die Gelder sind zu heben.
Und hiefü r ward ihm die Bitte, Seines Schmerzes Trost, gewä hret, Daß mit ungewohnter Sitte Seine Trauer sei geehret.
Denn die so den Staat bedachten, Die verdienen solche Ehren; Solche Bü rger hoch zu achten, Das muß unsre Grö ß e mehren.
Und ich wollte hie verkü nden, Daß im wogenden Gedrä nge Sich kein Streiten mö g entzü nden, Wo die Straß en krumm und enge.
Denn wir wissen, uns zum Leide, Daß in unsern treuen Mauern Zwei Parein zum bö sen Streite Immer auf den Anstoß lauern.
Laß t uns nicht den Tag entwiehen Einer tugendhaften Toten! Eintracht mö ge Gott verleihen Unser Gruß sei euch entboten! "
Und er winkt mit dem Barette Und der Herold mit dem Stab, Und die schmetternde Trompete Seiner Rede Schluß angab.
Und nun reiten durch die Masse Herolde und tuen kund An der Eckejeder Gasse, Was er sprach, der weise Mund.
Aber aus des Schlosses Bogen Zieht der Heerwagen der Stadt, Von acht weiß en Stiern gezogen, Und ein Jauchzen findet statt.
Denn kein Bü rger kann ihn sehen, Wie aus reicher Bilder Zier Bologneser Flaggen wehen, Ohne innre Kampfbegier.
Vor dem Wagen ernsthaft schreiten Acht Trompeter, rot und weiß, Die acht weiß e Stiere leiten, Dann acht Fü hrer rot und weiß.
Ü bers Volk, wie aus dem Meere, Sieht man nun den weiten Wagen, Ä hnlich einer Prachtgaleere, Mit der hohen Fahne ragen.
Rings mit goldenen Gelä ndern Er wohl vierzig Reite rfaß t, Haltend an den vierzig Bä ndern, Die sich niederziehn vom Mast,
Der ein silbern Kreuz erhebet, Das des Lichtes Blick erhellt; Nieder mit der Fahne wehet Weiß ein Kreuz im roten Feld.
Und vor dieesr Fahne sitzet Ein vor allen prä chtger Mann; Wie sein harnisch strahlt und blitzet, Kaum daas Aug ertragen kann.
Er gleicht einem Martisbilde; In dem blanken, groß en Schwert, In dem runden Spiegelschilde Lacht die ganze Pracht verklä rt.
Im die Fahne ist vertrauet, Er des Wagens Ehr bewacht, Den die Herrn des Rats erbauet Als den Mittelpunkt der Schlacht.
Als des Staates Bundeslade, Als Symbol der Bü rgerehre, Als der Thron des Zorns, der Gnade, Geht der Wagen mit dem Heere.
Wenn er stehet, wenn er schreitet, Steht und geht die Kriegerschar, Ihn des Heeres Kern umstreitet In der dringenden Gefahr.
Und zersprengte Reuterhaufen Sammeln sich in seinem Kreis, Und von neuem auszulaufen # um? Nach des Kampfes blutgem Preis.
Und den Feldarzt trä gt der Wagen Mit des Leibes Arzenein, All, die blutig sind geschlagen, Wollen hier geheilet sein.
Auch die Priester auf ihm stehen, Mit dem heilgen Sakrament Jeden Krieger zu versehen In dem ehrenvollen End.
Kehrt der Wagen mit dem Heere, Dann ward gut die Schlacht geschlagen, Denn des Heeres Mut und Ehre Hä nget an dem Fahnenwagen.
Fä llt er in des Feindes Hä nde, Dann sucht Heil in schnö der Flucht, Wer nicht in des Lebens Ende Seiner Schande Ende sucht.
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