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Romanzen vom Rosenkranz 8 страница



Dir zum Troste wiederkehren
Will ich bald mit Rosarosen.
Gott verleih dir seinen Segen! "
Und es gehet Jacopone.

Und auf seinem Weg begegnet
Suchend ihn der Meliore,
Fragt ihn bang nach Rosarosen,
Doch es schweiget Jacopone.

Da sie in die Stube treten,
Schlummert Pietro an dem Boden,
Abgebrannt sind tief die Kerzen,
Traurig stehn die Blumenbogen.

Jacopone spricht: " O wehe! "
Und bricht aus im Trä nenstrome,
" Weh, ihr dunkeln Hochzeitskerzen,
Weh, ihr armen Blumenbogen!

Nieder brennt ihr in dem Herzen
Und erlö scht im Trä nenstrom,
Nieder welkt ihr in den Schmerzen
Unter meiner Klage Odem!

Kehret nicht zum Firmamente,
Sterne, Mond und hohe Sonne1
Ewig an des Himmels Schwelle
Steh blutweinende Aurore!

Also ewig stille stehen
Soll der Puls im Herz gebrochen,
Ewig meine Hochzeitskerze
Niederbrennen unverloschen!

Ewig meine Krä nze welken,
Von den Trä nen nur begossen,
Stille ewig sterbend leben
Nur die bittren Trä nen rollend!

Blumenkrä nze, Hochzeitskerzen,
Sterne, Mond und hohe Sonne,
Ewgen Schmerzes Trä nenquellen
Und blutweinende Aurore:

Welket, brennet, steht in Schmerzen!
Nimmer lachet Jacopone;
Die die Liebste mir gewesen,
Sie ist schlecht mir vorgekommen! "

Aber zu dem Mahl einkehret
Nun der alte Mö nch Benone,
Ihm zur Seite traurig stehet
Rosarose ohne Locken.

Pietro, vom Gerä usch erwecket,
Springet auf; die Myrtenkrone
Reichet er der neuen Schwester,
Lieb und Treue ihr gelobend.

Dann putzt schnell er rings die Kerzen,
Daß es helle ward. Meliore
Grü ß t sie, reicht ihr die Sonette
Und blickt schü chtern an den Boden.

Aber auf dem Hochzeitsbette
Lieget jammernd Jacopone:
" Die die Liebste mir gewesen,
Sie ist schlecht mir vorgekommen! " —

" Nun genug der frevlen Reden! "
Spricht zu ihm der Mö nch Benone,
Daß, der du ihr lieb gewesen,
Ihr nicht schlechter vor mö gst kommen!

Hier empfange Rosarosen,
Und bei Gott im Himmel droben
Bist gleich ihr du reines Herzens,
Will ich dich vor Engeln loben.

Ich hab all ihr Tun gesehen,
Da ich bin ihr Beichtger worden,
Konnt des Herren Leib ihr geben
Ohne Absolutionen.

Sie hat dir auch schon vergeben,
Daß du sie ermorden wolltest.
Die du hast entblö ß t im Leben,
Ward gekleidet von den Toten. "

Aber Rosarosa redet:
" Denke meiner ersten Worte:
`Ich erflehe eure Ehre,
Gebe meine Gott zum Opfer.

So bin eine Braut des Herren
Ich, und dennoch Euch verlobet,
Teile mit euch eure Ehre,
Meine bleibe unverloren!

Was im Garten hat geredet
Jener Knabe, dunkle Worte
Sind es mir wie dir; erhellen
Mü ssen sie zukü nftge Sonnen! "

Und sie knieet vor dem Bette,
Nimmt die Rechte Jacopones,
Auf ihr nacktes Haupt sie legend
In den vollen Kranz der Rosen.

Und der Jü ngling, tief beweget,
Spricht: " O Weib, wo sind die Locken,
Die ich wollte liebend flechten?
Was soll mir der Kranz voll Dornen? "

Liebvoll Rosarosa redet:
" Ich ließ sie den gü tgen Toten,
Die dein nacktes Weib bedecket,
Das du hast entblö ß t im Zorne.

Auch den Hochzeitsmantel schwebend,
Den zurü ck mir gab Benone,
Hab ich ihnen hingegeben,
Ihre Gü te zu belohnen.

Herr, o wolle dich erheben,
Sieh, es kehret schon Aurore,
Wolle mich zu dir aufnehmen,
Zü chtig will ich bei dir wohnen!

Eine Magd mich dir bequemen,
Spinnen dir zur Nacht, zum Morgen.
Fü r dich beten, fü r dich sterben;
Herr, entsage deinem Zorne! "

Jetzt erhebt er sich, doch sehen
Kann er nicht, ein Regenbogen
Schwebt um sie von seinen Trä nen
In dem Schein des Morgenrotes.

Und sie trocknet seine Trä nen,
Still mit ihres Kranzes Rosen,
Und Benone gibt den Segen,
Will dann kehren nach dem Kloster.

" Trink des Brautweins einen Becher,
Heilger! " flehte Jacopone.
" Gib ihn mir, ich will zur Messe
Ihn verwandeln! " spricht Benone.

" Dort will eurer ich gedenken
Und als Christi Blut ihn opfern! "
Und nun kehrt zu seiner Zelle
Still der alte Mö nch Benone.

Rosarosa spricht nun: " Denke,
Lieber, was ich dir versprochen:
Hier ist Wasser aus der Quelle,
Hier sind unsres Gartens Rosen.

Lasse unsre Augen netzen,
Die getrü bt vom Weinen worden. "
Und nun auf die Tafel setzet
Sie das Glas bekrä nzt mit Rosen.

Und sie kü hlen mit der Quelle,
Den die Trä nen all entquollen,
Ihrer Augen heiß e Quellen;
Sieh, da steigt herauf die Sonne.

" Sie will sein bei unserm Feste! "
Spricht der stille Meliore;
Aber Pietro laut erhebet
Seine Stimme ihr zum Lobe:

" Grü ß dich, Held des Orientes,
Grü ß dich, Gottes Morgensonne,
Grü ß dich, Heiland aller Wesen,
Grü ß dich, Heiland voller Rosen!

Grü ß dich, Trost der dunklen Felder,
Grü ß dich, Quell der Tauestropfen,
Grü ß dich auf dem Himmelswege,
Grü ß dich, goldne Morgensonne!

Singt mir, was sie spricht, ihr Lerchen,
Singt die sieben letzten Worte,
Singt den Held des Orientes,
Der die schwere Nacht gebrochen! "

Also sang er, wä hrend betend
Die drei andren zu ihm horchen,
Und die volle Sonne sehen
Sie, und waren voll des Trostes.

Und sie trinken einen Becher
Brautwein, haben angestoß en
Einer zu des andern Segen,
Und dann aß en sie des Brotes.

Da ertö nt das Glö cklein helle
An dem wohlbekannten Kloster,
Und sie gehen zu der Messe
Ihres alten Freunds Benone. —

Also liebte er ihr Wesen,
Hat sich so mit ihr versprochen,
Feiert so die Hochzeitsfeste,
Der gelehrte Jacopone.

Und sie war ihm tief ergeben,
Eine Magd ihm unterworfen,
Winke waren ihr Befehle
Und Gesetze seine Worte.

Auf sein Haus strö mt voller Segen,
Und man pries ihn allerorten;
Die er fü hrte, die Prozesse,
Waren alle bald gewonnen.

Und sie fü llte spinnend, webend,
Seine Schrä nke an bis oben,
Nä hte ihm wohl hundert Hemden,
Die sie alle selbst gewoben.

Sie half ihm die Bü cher stellen,
Wuß te sie gar wohl zu ordnen,
Schrieb ihm ab viel dicke Hefte
Und gar manchen schweren Codex.

Als sie einst ihm die Pandekten
Heimlich schrieb mit flü ssgem Golde
Auf schneeweiß em Pergamente
Und ihm gab am Christtagsmorgen,

War er gar in Lieb beweget,
Schenkte ihr, die sie gesponnen
Und gewebet, all die Hemden
Und dazu viel Mü nzen Goldes.

Und sie ließ auf allen Wegen
Zu sich bald die Armen kommen,
Ihre Linnen sie ausspendet,
Recht zu aller Frommen Troste.

Und so lebten sie in Segen,
Wohl vier Jahre ohne Sorgen,
Und es wuß te kaum zu bergen
Seinen Reichtum Jacopone.

Und Bologna war getrennet
In Parteien. Die des Volkes
Sich die Gieremei nennen,
Stritten fü r das Recht des Volkes.

Lambertazzi, ihre Gegner,
Fü r des Adels Recht erhoben;
Von zwei feindlichen Geschlechtern
War der Namen angenommen.

Und da diesen eigenen Hä ndeln
Sich noch fremde eingeflochten,
Ghilbellinen und die Guelphen,
Ward die Sache mehr verworren.

Und so ward gar viel gerechtet,
Manches Blut im Streit vergossen,
Daß die Frauen bittre Trä nen
Um die Toten weinen konnten.

Oft erteilte den Geschlechtern
Seinen Rat auch Jacopone,
Und in ihrer Mitte stehend
Muß te Freund und Feind ihn loben.

Wenn in diesem stolzen Leben
War sein irdscher Mut erhoben,
Sah er oft sein Weib beschä met
Neben sich so still verborgen.

Die den Schleier nie ableget
Von des schö nen Hauptes Locken,
Die mit Edelstein und Perlen
Nimmer vor ihm prangen wollte.

Und sie wollte niemals gehen
Zu dem Tanze, zu der Oper,
Ging vor Tag nur in die Messe
Und zu der Kapelle Orgel.

Endlich hat er sie erbeten,
Ihm zu folgen in die Oper,
Da die Sä ngrin Biondette
Wollt entsagen zu dem Kloster.

Und er hat ihr angeleget
Schwere Spangen roten Goldes,
Edelsteine, reiche Perlen
Und Rubinen, blutge Rosen.

Als er ihr den Schmuck anlegte,
Stand sie wie ein Lamm des Opfers,
Und er sprach: " Den Schleier lege
Ab, laß flechten mich die Locken! "

Doch sie wollt ihn nicht ablegen,
Bis er zü rnend es befohlen;
Ach, was muß erschreckt er sehen:
Schneeweiß sind des Hauptes Locken!

Ruhig sie da zu ihm redet:
" Darum hielt ich sie verborgen.
Seit sie von der Totenschere
Fielen, sind sie bleich geworden! "

Ach, wie recht im tiefsten Herzen
Traf die Rede Jacopone,
Da er sah die Jungfrau stehen
Mit des Alters grauen Locken.

" Kö nnte ich mit meinen Trä nen
Dir das Silberhaar vergolden!
Ach, ich habe dich dem Schrecken
Jener Schere unterworfen! "

Und er hat die Silberflechten
Mit Rubinen ihr durchzogen,
Wie ein Busch im Blü tenschnee,
Vom Johanniswurm umflogen.

Wunderbar war sie zu sehen,
Eine Diamantensonne,
Und es freut an Rosarosen
Wie ein Kind sich Jacopone.

Wie die Flitterkrä nze schweben,
Und die flimmernden Goldrosen
Zitternd auf der Jungfraun Sä rgen,
Schien sie in der Glorien Krone

Eine selge Braut der Engel,
Eine Kö nigin der Toten,
Eine hochzeitliche Seele,
Ein gestirnter Geist voll Wonne.

Schier geneigt, sie anzubeten,
Ging bei ihr der Jacopone.
Da sie ins Theater treten,
Ging ein Flü stern durch die Logen.

Nie noch hatte man gesehen
Die Gemahlin Jacopones,
Und nun wie ein hö hres Wesen
Stand sie blendend vor dem Volke.

Und in der erstaunten Menge
Hat ein Klatschen sich erhoben,
Bis beschä mt in tiefstem Herzen,
Sie den Schleier umgenommen.

Als die liebliche Biondette
Sang ihr Leben vor dem Volke,
War die schö ne Rosarose
Tief im Herzen scharf getroffen.

" Daß du mich mit dir zu gehen
Hast bewogen, Jacopone, "
Sprach sie, " dank ich dir ohn Ende.
O, wie ist mir wohl geworden!

Diese Jungfrau anzusehen
Ist mir nie genossne Wonne,
Und ich kö nnte ruhig sterben,
Sprä ch sie zu mir sü ß e Worte!

Ach, ich fü hle ihrem Wesen
Meine Seele tief verwoben,
O, ich werde nie genesen,
Steht sie mir nicht bei im Tode! "

Und sie war so tief beweget,
Da die Jungfrau ihre Rollen
Wiederholt als Judith, Jephthe,
Daß sie nachsprach alle Worte.

Aber als sich um Biondetten
Hat die wilde Glut erhoben,
Hat sie, nicht um sie, um jene
Nur, das Hilfsgeschrei erhoben.

Und es brachte sie zu retten
Mit Gewalt nun Jacopone
Hinzu einem hohen Fenster,
Da ersah sie Meliore.

Keine Leiter ruht am Fenster,
Rings schon alles um sie lodert,
Und sie sprang, sich Gott befehlend,
Nieder in den Arm Meliores.

Glü cklich nieder zu der Erde
Folgt ihr springend Jacopone,
Doch er findet sie mit Schrecken
Blaß und schon ihr Aug geschlossen.

Und rings unter ihrem Herzen
Blutge Tropfen niederflossen,
Doch sie sprach: " Mein Herr, ich lebe
Annoch durch die Hilfe Gottes! "

Und vier rheinische Studenten
Sie auf ihren Mantel hoben,
Trugen still sie durchs Gedrä nge,
Weinend folget Jacopone.

Und sie ward auf ihren Wegen
Angestaunet von dem Volke,
Wie ein Kunstwerk von Juwelen
Und ein Bild von lauterm Golde.

Nimmer ward von solchem Werte
Ein geheimer Schatz gehoben,
Und die tragenden Studenten
Nimmer von ihr blicken konnten,

Wenn sie in dem Schein der Sterne
Oder in dem Glanz des Mondes
Auf dem weiß en Mantel blendet,
Wie auf Schä tzen Flammen lodern.

Hä tte sie nicht von Biondetten
Oft den Namen ausgesprochen,
Fü r die Leiche eines Engels
Hä tte man sie halten sollen.

Ü ber ihres Hauses Schwelle,
Bis zu ihrer Kammer oben,
Auf sein keusches Hochzeitbette
Ließ sie tragen Jacopone.

Dann entließ er die Studenten,
Ihre Treue zä rtlich lobend,
Und zu ihm sprach Rosarose:
" Hö re mich, mein Jacopone!

Da ich aus dem Leben gehe,
Soll dir bleiben unverborgen,
Was ich muß te dir verhehlen,
Das Geheimnis jenes Bronnens.

Warum du mich wolltest tö ten,
Als den Knaben du gehorchet.
Wisse, daß ich deine Schwester,
Deinem Vater bin entsprossen!

Und ich danke, daß du ehrend
Meine Unschuld nicht verdorben,
Daß von Blutschuld unbeflecket,
Keusch wir bei einander wohnten.

Aus versü ndeten Geschlechtern
Sind wir sü ndenvoll geboren,
Und die Sü nde wird erst enden,
Wenn ein schweres Jahr verflossen.

Von der eitlen Welt dich wende,
Geh in einen frommen Orden,
Wo das Schauspielhaus verbrennte,
Laß erbauen mir ein Kloster!

Aber jetzo, eh ich sterbe,
Hole mir den Greis Benone,
Daß ich nehm die Sakramente,
Zu der Seele letztem Troste! "

Jacopone steht entsetzet,
Ohne Regung, ohne Worte,
Nur sein Haar hebt sich zu Berge;
Doch er eilet zu Benone.

Aber auf der Treppe schellet
Schon des kleinen Lammes Glocke,
Und zu Rosarose gehet
Ein der Knabe blondgelocket.

" Grü ß dich Gott zum Wiedersehen1
Ei, wie bist du schö n geworden,
Meine liebe Rosarose! "
Hat das Kind zu ihr gesprochen.

Und sie sprach: " Mein guter Engel,
Du kamst, wie du mir versprochen,
Doch du bleibest stets derselbe,
Du bist grö ß er nicht geworden! "

" Mir ist", hier das Kind versetzte,
" Dieses Maß gegeben worden.
Ach, es war nicht zu ermessen,
Als dies Maß war voller Wonne! "

Doch nun fü hlt die Jungfrau Schmerzen;
Klagend sprach sie: " O, Benone,
Komme bald zum Trost der Seele
Und geselle mich den Toten! "

Und der Knabe sorglich legte
Auf die Stirn ihr eine Rose,
Und von ihrem Duft erwecket,
Hat die Jungfrau sich erholet.

" Du hast dich zum Hochzeitsfeste",
Spricht er, " schö n geschmü ckt mit Golde,
Und mit Perlen und Juwelen
Strahlst du in der Jungfraunkrone!

Wird dein Brä utigam dich auch kennen,
Der dich sonst nur sah mit Rosen? "
" Ja, " sprach sie, " er wird mich kennen
An dem Blut, das ich vergossen! "

** Romanze XIII: Tod der Rosarosa

Wie in dunklen Meereswogen
Ein verbranntes Schiff entmastet
Unterm weiten Himmelsbogen
Traurig steht auf ö dem Sande,

Wie die Flamme scheu noch lodert,
Von den Fluten rings belagert,
Bis die traurig tote Kohle
Leicht umschaukelt in dem Wasser,

Fern schon ziehn die dunkeln Wolken,
Die geü bt die bö se Rache,
Und die Sterne vor dem Monde
Ziehn heran, unschuldig fragend:

Wo ist hin das segelvolle
Freudge Schiff, so hoch bemastet,
Das wie eine Braut die Wogen,
Buhlend mit dem Wind, durchtanzte?

Wo sind hin die Schifferchö re,
Die in feuchten Tauen tanzten?
Ist von all dem stolzen Volke
An dem Fels der Ruf verhallet?

Und das Meer spielt mit den Toten,
Mit den Segeln, mit den Masten;
Sterbend zischen noch die Kohlen,
Und dann schweigt und ruhet alles.

Und die Sterne zu dem Monde
Brechen aus in bittre Klagen:
Ach! wo ist die schö ne Tochter,
Die uns grü ß te mit Gesange?

Die gelö st die goldnen Locken,
Ließ in freudgen Lü ften flaggen,
Unsern Spiegel in den Wogen
Betend grü ß t mit Harfenklange?

Muß sie auch im Wasserschlosse,
Von Untieren rings bewachet,
Bei Sirenen und Tritonen
Fern von uns nun sein gefangen?

Also klagen sie dem Monde,
Der zu ihrer Klage lachet
Und das blaue Feld der Wogen
Ü berschü ttet weit mit Glanze.

Und was schimmert dort so golden,
Rauschend durch die Wasserbahnen,
Zieht gleich einem Arione
Ruhig durch die Meere, harfend?

Heil! Es ist die schö ne Tochter;
Sie steht auf dem Wundermantel
Sicher, wie auf starkem Boote,
Und ihr Schleier ist die Flagge.

Und die Sterne freudig horchen,
Denn es zieht durch ihre Harfe
Ä olus mit sü ß em Tone,
Daß die Ufer rings entschlafen:

Also unterm Himmelsbogen
Stand zerstö ret das Theater,
Um die trü ben Sä ulentore
Schauerten der Wachen Fackeln.

Also in dem Glanz des Mondes
Trat Biondette mit der Harfe
Aus den hohen, dunkeln Pforten,
Wie in lichter Geist umwandelt.

Unterm hohen Sternendome
Steht sie auf dem ö den Platze,
Unter ihren leichten Sohlen
Knirscht die Kohle auf den Platten.

Und zum Monde auf sich wolket
Noch der Rauch des toten Brandes,
Dumpf schallt fernes Wagenrollen
Und es rinnet rings das Wasser.

Und des blauen Reno Wogen
Lauter durch die Nacht hinwallen,
Lauter rauschen auch die Bronnen
Siegreich ob dem Feuerkampfe.

Und Biondetta wiederholet:
" Lebet wohl, ihr falschen Farben,
Eitler Trä nen Regenbogen,
Sterne hell von falschem Glanze,

Ihr dient einem Flittermonde! "
Sprachs, da klang es in der Harfe,
Und zwei hohe, weiß e Nonnen
Geistig ihr zur Seite standen.

Von dem Schleier ganz verborgen
Schienen sie zwei selge Schatten,
Winkend, ihnen nachzufolgen,
Sie Biondetten still ermahnten.

Eine schweift in einem Bogen
Um sie, Freudenzeichen machend,
Und die andre sah zu Boden,
Traurig ihr Hä nde faltend.

" Sprechet, was ihr von mir wollet,
Fromme Schwestern von Sankt Claren? "
Frug die Jungfrau. Nachzufolgen
Winkend jene sie ermahnten.

Und Biondetta folgt den Nonnen,
Die wie Geister vor ihr wallen,
Zu dem Hause Jacopones,
Zu der Rosarosa Lager.

" Sei willkommen mir im Tode! "
Sprach die Kranke, und vom Lager
Hat sie leis ihr Haupt erhoben,
Unterstü tzet von dem Knaben.

" Daß dem Feuer du entkommen,
O, Biondetta, Gott ich danke;
Wolle nun zu meinem Troste
Mir ein Lied zur Harfe schlagen! "

Als die Jungfrau harfen wollte,
Sah sie an den blonden Knaben:
" Sah ich heut dich nicht am Bronnen
Mit dem Vogel, mit dem Lamme,

Bei der Jungfrau mit den Rosen,
Bei der sü ß en Rosablanke,
Die heut frü h den Kranz geflochten
Fü r Marien am Altare? "

Und der Knabe hat gesprochen:
" Reicher als heut am Altare
Ward auch hier ein Kranz geflochten,
Und du wirst die Dornen tragen.

Als der Gä rtner sä te Rosen
In der Buß e bittren Garten,
Fiel dein Kö rnlein in die Dornen,
Und du kennst nicht deinen Namen.

Denn du heiß est Rosadore,
Jene heiß et Rosablanke,
Rosarosa, rote Rose,
Ihr seid aus demselben Stamme!

Seid geschenkt der Mutter Gottes,
Als sie vor zwö lfhundert Jahren
Auf der sü ndgen Erde wohnte;
Jetzt erst seid ihr aufgegangen.

Doch noch seid ihr kaum entsprossen!
O erscheine, Herr des Gartens,
Hü te deine heilgen Rosen
Und zertritt die falsche Schlange! " —

" O, Benone, mir zum Troste
Eile! " nun die Kranke klaget,
" Denn es wirft die Lebenssonne
Ü ber mich schon lange Schatten! "

Und der Knabe spricht: " Zum Kloster
Gehe ich, ihn zu ermahnen;
Doch zuvor, o fromme Tochter,
Muß ich deiner Treue danken.

Denn ich kann nicht wiederkommmen,
Eh erfü llet sind die Tage,
Daß wir alle durch die Pforte
Der Barmherzigkeit einwandern.

Heil sei dir und ewge Wonne,
Daß in Unschuld du gewandelt,
Und, zu hö ren Gottesworte,
Kinder gern um dich versammelt!

Viele dich am Himmelsthrone
Palmen schwingend schon erwarten,
Und sie singen dort im Chore,
Die du sie gelehrt, die Psalmen.

Heil sei dir und ewge Wonne,
Daß in Unschuld du gewandelt,
Daß du dich dem Herrn verlobet
Und die Treue ihm gehalten!

Also ist auch Jacopone
In die Blutschuld nicht gefallen,
Und so bricht der Tod dich Rose
Zu der Sü hnung ewgem Kranze!

Heil sei dir und ewge Wonne,
Daß in Unschuld du gewandelt,
Und das Kleid der gü tgen Toten
Unbeflecket hast erhalten!

Den Buß gü rtel scharf gedornet
Trugst du still und ohne Klagen,
Und so halfst du, fromme Tochter,
Deiner Mutter Sü nde tragen.

Heil sei dir und ewge Wonne,
Daß in Unschuld du gewandelt.
Was dir unterm Herzen wohnet,
Hast du nimmer mich gefraget!

Aber nun vor diesen Nonnen
Ö ffne ruhig die Gewande,
Zeige deines Herzen Rose,
Dieses Siegel deines Stammes!

Und es soll auch Rosadore,
Die man sonst Biondetten nannte,
An des eignen Busens Rose
Wahr erkennen ihren Namen.

Heil sei dir und ewge Wonne,
Daß in Unschuld du gewandelt,
Wisse, daß dir stets zu folgen,
Mich mein eigen Heil ermahnte.

Denn ich harre der drei Rosen
Lä nger als zwö lfhundert Jahre.
Eine bist du, bald gebrochen,
Bald auch breche ich die andre!

Als der Heiland ward geboren,
Hab ich auch das Licht empfangen,
Und ich gab ihm meine Rosen,
Da er spielte bei dem Lamme.

Und er gab mir eine Knospe
Aus den Grä sern seines Lagers,
Hat dann liebvoll auch gesprochen:
`Agnus castus sei dein Name! '

Und wo ich bis jetzt gewohnet,
Sä t ich dieser Pflanze Samen,
Ehrt sie hö her als Kleinode,
Weil der Herr auf ihr geschlafen.

Agnus castus aller Orten
Heiß t, wie ich, nun diese Pflanze.
Weiß t du noch, wie ich dir Mosse
Sammeln sollte mit den Knaben,

Weil du dir bereiten wolltest
Deiner Hochzeit keusches Lager,
Wie ich dir zu deinem Schoß e
Nichts als Agnus castus brachte?

Und du hast sie angenommen,
Dankend fü r die Hochzeitsgabe,
So schliefst du und Jacopone
Wie der Herr auf dieser Pflanze.

So hat eurem frommen Wollen
Gern der Heiland beigestanden,
Und das Lager deines Todes
Blieb durch ihn der Keuschheit Lager.

Bald steht deines Herzens Rose
Nun im selgen Himmelsgarten
Und schmü ckt ihm die Dornenkrone,
Die er hat fü r uns getragen! "

Als der Knabe so gesprochen,
Ging er betend aus der Kammer:
" Jesus Christus sei gelobet! "
Und die Sterbende sprach: " Amen! "

Doch jetzt nahten sich die Nonnen,
Die verschleiert fern gestanden,
Leis hinschwebend an dem Boden,
Rosarosens Sterbelager.

Und es knieet Rosadore
Eingehü llet in den Mantel.
Stille war es, nur der Odem
Wehte und das Licht der Lampe.

Und die eine sprach: " O Tochter,
Ich bin deiner Mutter Schatten.
Weh mir, daß ich es geworden!
Rosatristis ist mein Name.

Und auch du, o Rosadore,
Hast durch mich das Licht empfangen;
Fü rchte nichts, erheb vom Boden
Deinen Blick, der mich erlabet.

Ach, so kann ich nach dem Tode
Mutterfreuden erst erlangen!
Wie unendlich ist die Wonne
Unergrü ndlichen Erbarmens! "

Und nun schweift sie wie ein Vogel
Freudig um das Bett der Kranken,
Und umschwebet Rosadoren,
Streifend kü hl durch ihre Haare.

Rosarosens Lebenswoge
Hebt sich nochmals Wellen schlagend,
Stumme Freudenträ nen flossen
Nieder von der bleichen Wange.

Denn sie hö rt im Ton der Worte
Jene Stimme widerschallen,
Die ihr einst das Haupt geschoren,
Ihrer Blö ß e sich erbarmend.

Durch die Seele Rosadorens
Bebt ein tiefes, sü ß es Bangen;
Furchtlos hat emporgehoben
Sie die Arme nach dem Schatten.

Denn sie sieht in dieser Nonne
Jenes Bildlein ihrer Kammer,
Das mit ihr gefunden worden,
Das sie stets so wert gehalten.

Rosatristis nun voll Wonne
Lö st der Kranken Brustgewande,
Daß des Busens heilge Wogen
Schimmernd zu dem Lichte drangen.

Eine rote blutge Rose
Rosarosens Brust bestrahlet;
Was ihr unterm Herzen wohnet,
Hat sie so im Tod erfahren.

Wä hrend leis zu Rosadoren
Sich die andre Nonne nahte,
Und sie sah, die sie erzogen,
Rosalä tens heilgen Schatten.

Rü hrend sprach sie: " Rosadore
Die ich sonst Biondette nannte,
Teure Jungfrau, zeig die Rose,
Die dir gab den neuen Namen.

Lasse, die dich hat geboren,
Meiner armen Schwester Schatten,
Lasse ihres Heiles Rose
Vor ihr blü hn im keuschen Garten! "

Und in Zucht lö st Rosadore
Ihres Mieders goldne Spangen,
Und des Herzens banges Pochen
Hö rt man durch die Stille schlagen.

Eine kleine goldne Rose,
Ü ber ihrem Herz gemalet,
Zeigt im Spiegel ihr die Nonne
Als das Zeichen ihres Stammes.

Rosatristis spricht voll Wonne:
" O, gesegnet ist der Garten,
O, wie herrlich stehn die Rosen,
Und derHerr wird sich erbarmen!

Aber eine weiß e Rose
Muß ich traurend noch erwarten, # trauernd?
Sehen darf ich nicht die Tochter,
Die unschuldge Rosablanke! "

Und nun hat sie aufgeschlossen
Den Buß gü rtel, der die Kranke
Noch umgü rtete — da flossen
Strö me Blutes von der Armen.

Stü rzend in den Arm Meliores
Aus dem Fenster bei dem Brande,
Hatte von des Gü rtels Dornen
Tiefe Wunden sie empfangen!

Rosatristis spricht zum Troste:
" Du stehst recht im Rosengarten,
Den der Herr bei seinem Tode
Fü r die Mä rtyrer gepflanzet.

Deines Blutes jeder Tropfen
Fä llt auf meine Seele labend;
Heilig hast du es vergossen,
Das in Sü nden du empfangen. "

Und sie gü rtet Rosadoren
Mit des Gü rtels scharfen Stacheln:
" Wolle ihn um mich, du Tochter,
Treu wie deine Schwester tragen!

Gebe ihn bei deinem Tode",
Spricht die Nonne, " Rosablanken! "
Peinumgü rtet steht die Fromme,
Klaglos fü r die Marter dankend.

Und nun sinkt sie mit den Worten
Froh in Rosarosens Arme:
" Laß, o Schwester, deinen Odem
Mich von deinen Lippen fangen! " —

" Sei willkommen, Todessonne! "
Spricht die Kranke liebesstammelnd,
" Mir ins Herz mit Siegeswonne
Fallen deiner Augen Strahlen!

Aber, was du mir versprochen,
Singe mir ein Lied zur Harfe,
Daß die Seele vor dem Tode
Auf dem Klang vorü ber wandle! "

Da ergreifet Rosadore
Geistberauschet ihre Harfe,
Also sü ß e Tö ne lockend,
Daß die Nonnen selig schwanken.

Doch es tritt nun Jacopone
Heftig ein mit einem Arzt:
Der unheilige Apone
Folgt ihm stolz und dreist zur Kammer.

Und vom Zug der Tü r erloschen,
Starb das Licht der kleinen Lampe.
" Licht her, Licht! " schreit wild Apone,
" Was tun hier die alten Ammen? "

Denn er sieht die beiden Nonnen
Geistig schimmernd bei dem Lager.
Und es eilet Jacopone,
Anzustecken schnell die Lampe.

Und es folgen ihm die Nonnen,
Geistig rauschend durch die Harfe,
Rufen: " Wehe, weh Apone!
Fluch der Schlang und ihrem Samen! "

Und nun griff der Arzt im Zorn, # Zorne?
Und erfasset bei der Harfe
Die versteckte Rosadore,
Und die Jungfrau schreit: " Erbarmen! "

" Ha! " spricht Apo, " sei willkommen,
Schö ne Nachbarin! Zu fangen
Solch ein Vö glein ich nicht hoffte
Bei dem Bette einer Kranken!

Hat der kluge Jacopone
Dich zu seinem Trost belanget?
Die Juristen bei den Toten
Gerne sich an Leben halten! "

Und nun will er Rosadoren
Scherzend um die Hü fte fassen;
Doch sie war erstarkt im Zorne,
Reiß t ihm schmerzlich an dem Barte.

" Also halt ich dich, du Toller, "
Spricht die Jungfrau, " bis die Lampe
Wiederbringet Jacopone,
Daß er sehe deine Schande! "

Frech erwidert ihr Apone:
" Wenn du mich nicht fester fassest,
Sind mir eine rechte Wonne
Solche Hä ndlein in dem Barte! "

Und nun kehret Jacopone
Mit der Lampe in die Kammer,
Und es lä ß t den Bart Apones
Rosadore schamhaft fahren.



  

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