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Romanzen vom Rosenkranz 12 страница



Den sie eng mit sich verbunden
Dann in heimlichem Gesicht,
Das sie tief verschweigt, gefunden;
Beten, ach! vermag sie nicht.

Neben ihr das Licht als Schlange
Und die offne Totengruft,
Und der Mann, macht ihr so bange,
Und der tausend Rosen Duft.

Was sie nimmer hat gefü hlet,
Woget durch die keusche Brust,
In dem Herzen brennt und kü hlet
Ihr ein Leid und eine Lust.

Immer muß sie nach ihm sehen,
Ob er nicht sein Antlitz kehrt,
Und vor Scham mö cht sie vergehen,
Wenn er ihren Wunsch gewä hrt.

Und in zü chtig bangen Schmerzen
Werden tausend Wü nsche frei;
Ach, sie wü nscht, verwirrt im Herzen,
Daß er eine Jungfrau sei.

Und sie mö chte mit ihm gehen
In vertrauter Liebeswahl,
Mö chte mit ihm niedersehen
Von dem Berge in das Tal.

Wü rde er wohl trä umend schweigen,
Wenn ein Abendvogel singt?
Wü rde er die Hand mir reichen,
Wenn die Sonne untersinkt?

Ach, ich wü rde ihn verstehen,
Wü ß te stets, was er gedacht,
Wü rde seine Blicke sehen,
Deckt ihn gleich die stumme Nacht.

Und wenn ewig untersä nke
Mir das sü ß e Tageslicht,
Er, den ich so herzlich denke,
Er versä nke mir doch nicht.

Ja, er mü ß te mich erhalten
Mit der treuen, starken Hand,
Wollte sich die Erde spalten,
An des Abgrunds steiler Wand.

Halte, halte, ach ich gleite!
Doch der starre Felsenschlund
Blü het mir an deiner Seite
Wie ein duftger Wiesengrund.

Mondvoll sind die Finsternisse,
Eine Rose ist mein Mund,
Deine Worte werden Kü sse
In dem zauberischen Bund!

Also trieb vor ihrer Sonne
Sich der Trä ume Wolkenflug,
Und in wunderbarer Wonne
Ihre Seele Wogen schlug.

Aber von der Schlangenkerze
Traf ein Funken ihre Hand,
In des Brandes scharfem Schmerze
Sie die Sinne wiederfand.

Bei der Gruft erschien die Kerze,
Gleich der Schlange jener Gruft,
Die heut frü h zu ihrem Herzen
Zü ckte aus dem Rosenduft.

Und Meliore glich dem Manne,
Der so ernstlich warnt und sprach,
Doch mit seines Blickes Banne
Jetzt ihr krankes Herz zerbrach.

Sieh, da kü ß t die volle Sonne
Jetzt Mariens Altarbild,
Und es deckt mit Glanzeswonne
Nochmals sie der Jungfrau Schild.

Und mit kindlicher Gebä rde
Senkt die Magd ihr Lockenhaupt,
Spricht: " Die Schlange tritt zur Erde,
Die dir deine Rosen raubt! "

Und in Trä nen ganz zerschwimmend,
Fü hlet sie die Gnade mild,
Dennoch in den Trä nen glimmend
Sieht sie nur des Jü nglings Bild.

Und ihr Herz, sie anzuklagen,
Ewig: " |mea culpa! |" spricht,
Und sie braucht nicht dran zu schlagen,
Weil es schon in Ä ngsten bricht.

Wie sie auch die Blicke wendet,
Ihn, und immer ihn, sie sieht,
Gleicht dem Auge, das geblendet
Nie dem Sonnenfleck entflieht.

Von des Meß rocks schwarzem Grunde,
Zu des Kelches blankem Gold,
Zu der Kuppel Rosenrunde,
Sie die sü ß en Augen rollt.

Doch es war ein liebend Schweifen,
Denn sie suchte, was sie floh,
Floh ihn, um ihn zu ergreifen,
Und ward ihrer Sorge froh.

War sie endlich ihm entronnen,
In der Rosen Labyrinth,
Das der Kuppel Fenstersonnen
Wie mit einem Netz umspinnt,

Wo die sü ß gefangnen Strahlen
Offner Rosen Busen wiegt
Und das Licht, des Duftes Schalen,
Wie ein Schmetterling umfliegt,

Ist die Seele eingeträ umet
In des blauen Himmels Aug,
Daß sie selig ü berschä umet
In des Wohlgeruches Hauch:

Sieh, das rasselt mit der Schelle
Meliore am Altar,
Und sie findet auf der Schwelle,
Dem sie kaum entronnen war.

Also geht des Opfers Feier
Ihr vorü ber ohn Gebet,
Und auf ihrem Mund der Schleier
Von den heiß en Seufzern weht.

Doch als sich Benone kehret:
" |Ite missa est! |" nun spricht,
Was so ä ngstlich sie beschweret,
Plö tzlich mit ihr niederbricht.

Wie vom Taue ü berfü llet
Eine Blume niedersinkt
Und ihr Haupt in Staub verhü llet,
Der nun ihre Trä nen trinkt,

Also neigt in tiefer Demut
Sie die Stirne voller Schmerz,
Und der Trä nenkelch der Wehmut
Sinkt in ihr verwirrtes Herz.

Lä mmlein, fromm an sonngen Hü geln,
Stü rzt nicht an dem Wasserfall;
Vö glein, unter Mutterflü geln,
Schreckt nicht vor des Sturzes Schall!

Wo auf sü ß beraster Stelle
Sonst die keusche Hirtin sang,
Da erwü hlt sich eine Quelle,
Stü rzet von dem Felsenhang.

Und die Lä mmer, bunt geflecket,
Stü rzet nach dem Abgrund hin,
Aus dem Schlummer aufgeschrecket,
Hä lt sie nicht die Schä ferin.

Hirtin, Hirtin, nach den Hö hen
Lenke rettend deine Flucht,
Um der Welle zu entgehen,
Die ja selbst die Tiefe sucht!

Doch sie stehet schon geschü rzet
In der heilgen Grotte Raum,
Und die Welle nach ihr stü rzet,
Folgend ihres Mantels Saum.

Aber als sie niederknieet
Vor dem kleinen Felsaltar,
In der Hö hle Dunkel siehet
Sie gedrä ngt der Lä mmer Schar.

Und sie dankt dem Gnadenbilde
Ihrer Herde Rettung itzt,
Das auch mit dem Wunderschilde
Sie in banger Flucht geschü tzt.

Und sie findet auf der Schwelle
Ihren Schä ferstab und Hut,
Hierher fü hrte ihn die Welle
Von dem Ort, wo sie geruht,

Die nun tiefer ab sich stü rzet
Von der steilen Felsenwand,
Wo der Krä uter sü ß Gewü rze
Nun von ihr erquicket stand.

Und die Hirtin tritt ins Freie,
Von den Lä mmern bang umdrä ngt,
Sieht, wie eine neue Weihe
Fels und Tal und Quell empfä ngt;

Wie der Quell von Felsengipfeln
Stü rzt und springt und widerspringt,
In der Schluchten Tannenwipfeln
Sich, ein kü hner Jü ngling, schwingt;

Wie der Wald sich ihm erbieget
Und in manchen Arm ihn flicht,
Oder wie er stü rmisch sieget
Und die Zweige niederbricht;

Und wie heilge Sonnenblicke
Bauen in dem Wasserrschaum
Eine Regenbogenbrü cke,
Friede sinket in den Traum.

Und der Adler, den dem Neste
Wild entstü rzt die neue Flut,
Staunend ob dem heilgen Feste
Schwebend ü berm Bogen ruht.

Und es scheut ihn nicht die Taube,
Segelt aus dem Felsenspalt,
Denn ein wunderbarer Glaube
Tuet aller Welt Gewalt.

Und die Lä mmer ruhig schauen
Von der steilen Felsenbrust,
Lassen sich ds Vlies betauen
Von des Wasserfalles Lust.

Denn es waltet ein Vertrauen,
Und der Hirtin frommes lied
Tö net durch die selgen Augen,
Bis die Sonne niederzieht.

Solcher Schreck traf Rosablanken,
Solche Ruh hat sie erquickt,
Als aus irdischen Gedanken
Sie ein tief Gebet entrü ckt.

Als sie wieder sich gefunden,
War schon einsam der Altar,
Und Meliore zeigt die Wunden
Seines Herzen beichtend dar.

An dem Beichtstuhl kniet Meliore,
In der kleinen Sakristei,
Und bekennt des Priesters Ohre,
Welcher Sü nd er schuldig sei.

Und erzä hlt ihm die Geschichte
Dieser wunderbaren Nacht,
Die in einem Traumgesichte
Zu Biondetten ihn gebracht.

Daß die Wunde er empfangen,
Zeigt und fü hlte seine Brust,
Was sonst ü ber ihn ergangen
War ihm angstverwirrte Lust.

Und Benone hö rt mit Schauer
Seiner bangen Worte Hast,
Bis die Trä nen seiner Trauer
Lindern seines Herzens Last.

Als der Jü ngling lang geweinet,
Da erließ er ihm die Schuld:
" Friede, Herz! Die Sonne scheinet, "
Sprach er: " fü hl des Himmels Huld! "

Und zur andern Seite beuget
Rosablanka nun das Knie,
Spricht: " Das Ohr, o Vater, neiget
Einer armen Sü ndrin hie! "

Sie bekennt ihm die Verirrung
Ihrer Sinne im Gebet,
Wie in seltsamer Verwirrung
Sie seit manchen Tagen geht.

Wie sie in Biondettens Kammer
Heut Verwü stung fand und Schmerz;
Also zeiget sie voll Jammer
Ihm das eigne kranke Herz.

Und vertraut ihm Kosmes Leiden
Und der letzten Nä chte Qual,
Bittet ihn, sie zu begleiten
In das stille Trä nental.

" Deine Schuld, mein Kind, zu bü ß en, "
Sprach Benone, " ist genug,
Folgst du fromm mit bloß en Fü ß en
Rosarosens Leichenug.

Meliore wird dich leiten.
Wenn die Erde sie umschließ t,
Will ich dich ins Tal begleiten,
Wo den Vater du verließ st. "

Ruhig hö rt sie ihn und weinet,
Da erließ er ihr die Schuld:
" Friede, Herz! Die Sonne scheinet, "
Sprach er, " fü hl des Himmels Huld! "

Nun verlä ß t sie die Kapelle.
An des Weihbrunns Marmorrand
Steht Meliore bei der Schwelle,
Reicht ihr segnend seine Hand.

Abermals die beiden Nonnen
Sieht sie stehn mit tiefem Blick,
Und sie bebt vom Weihebronnen
In erneuter Angst zurü ck.

Und sie tritt mit dem Gesellen
In den lichten Garten ein,
Und des Lebens rege Wellen
Lachen in dem Sonnenschein.

Und sie fü hlen alle beide,
Daß sie ihre Schuld bekannt,
Gehn in Freude sich zur Seite
Durch das blumenvolle Land.

Selig, wer solch Heil gefü hlet,
Wer die sü ndenvolle Brust
In der Beichte hat erkü hlet,
In der Reue frommer Lust!

O unendliches Erbarmen,
Ja, ich fü hle dich mir nah,
Auch mich trugst du in den Armen,
Daß ich Gottes Antlitz sah!

Zu der Beichte gehn die Sü nder,
Schleppend eine tote Welt,
Aus der Buß e wie die Kinder
Tummeln sich durchs Blumenfeld.

Alles wird zum Paradiese.
Mensch und Tier versö hnet sind,
Und die Blumen senden Grü ß e
Von dem sü ß en Jesuskind.

O, wie lacht der Garten heiter!
Funkeln nicht die Blumen schö n?
Und der Himmel scheinet weiter
In der Vö gel Lustgetö n.

Aber sieh! Zwei Nachtigallen
Flattern bange um sie her,
Wo sie gehen, wo sie wallen,
Und verlassen sie nicht mehr.

Und Meliore bricht das Schweigen:
" Was bedeutet wohl, mein Knd,
Daß die Vö gel nicht mehr weichen,
Die doch sonst nicht heimlich sind? "

Rosablanke spricht: " Die beiden
Habe ich wohl gleich erkannt,
Ach, sie klagen uns ihr Leiden,
Haben sich uns zugewandt.

Ihre Herrin ist verschwunden,
Heute frü h gab ich sie frei;
Daß sie wieder sie gefunden,
Saget uns ihr Wehgeschrei. "

Daß sie von Biondetten spreche,
Wuß te zwar Meliore nicht,
Doch es stü rzten Trä nenbä che
Von dem bleichen Angesicht.

Und sie wagt ihm nicht zu sagen,
Wie sie jener Kammer fand,
Denn schon hatte ihn geschlagen
Allzusehr des Schicksals Hand.

Und sie ließ die Vö glein flehen,
War sie doch wie sie gebannt,
In das Antlitz ihm zu sehen,
Das zur Erde er gewandt.

Meliore sprach: " Ich glaube,
Diese Vö gel flehn um Schutz
Vor des wilden Geiers Raube
Oder bö ser Buben Trutz.

Laß uns ihren Flug begleiten! " —
Ach, er kannte nicht ihr Leiden!
Und hinaus zum Garten schreiten
Ernst und ahnungsvoll die Beiden.

** Romanze XVIII: Biondetta ersticht sich

" Apo, Apo, laß mich ein! "
Rufet aus des Turmes Grunde
Samael, der Herr der Stunde,
Zwö lfmal aus kristallnem Munde.

Auf und nieder in dem Turme
Steigt Apone ohne Ruhe;
Weil der Kö nig ihn besuchet,
Muß sein Haus geordnet sein;

Seine Kammer macht er rein.
Bibeln, Kreuze, heilger Plunder,
Aller Sprachen Vaterunser,
Lagen da seit seiner Jugend.

Zu den Stufen all hinunter
Stü rzet er die heilgen Kunden,
Daß es in dem Turme summet,
Wie zum Brunnen plumpt der Stein.

Alles muß er tun allein,
Und er tut es unter Fluchen,
Daß der untertä nge Pudel,
Der abwesend ist zur Stunde,

Daß der Hund im Doktorhute
Seine Kranken jetzt besuchet!
Doch die Not erhä lt ihn munter
Und des Geistes lautes Schrein.

Seine Kammer schmü ckt er fein.
Frauenwurz wohl vier Gebunde,
Totenblume, Hundeszunge
Legt er zierlich in die Runde.

Mä nnlein klein von Alraunwurzel,
Ausgerupft im Galgengrunde
Von dem schwer verfluchten Hunde,
Setzt als Wä chter er dabei.

Und ein Basiliskenei,
Kinderfinger, einzutunken,
All dem Kö nig zum Genusse,
Muß bei diesem Mahle prunken.

Seinen Dolch befleckt mit Blute
Stö ß t er in die mitte Stube;
An dem Hefte der Karfunkel
Soll des Mahles Fackel sein.

" Apo, Apo, laß mich ein! "
Rufet aus des Turmes Grunde
Samael, der Herr der Stunde,
Zwö lfmal aus metallnem Munde.

Apo blickt noch zu dem Buche,
Das ihm Moles aufgefunden:
" Wo verberg ich es jetzunder
Vor dem scharfen, hellen Geist? "

Von dem Pulte er es reiß t,
Und an einen Stab gebunden,
Steckt er es hinaus zum Turme
Durch der Kuppel offne Luke,

Daß die Blä tter, in dem Sturme
Hin und her geweht, die Wunder
Ihres Inhalts lauf ausrufen,
In dem klaren Sternenschein.

Das kö nnt ihm verderblich sein;
Doch sie drehen sich so munter,
Eines geht im andern unter,
Und so ists, als wenn es ruhte.

Und der Geist, emporgerufen,
Schwebet leuchtend auf den Stufen,
Und des Turmes Wä nde funkeln,
Wo sein Silberfittig streift.

Schimmernd durch die Kammer schweift
Dann der Geist und spricht: " Gelungen
Ists dir, Apo, aufzuputzen
Deine Stube zum Besuche! "

An dem golden Weberstuhle
Sitzet Apo, und die Spule
Treibt er hin durch hell und dunkel,
Webt des Geistes Flü gel ein.

" Samael, ich webe fein. "
Spricht er, " nun erst ists gelungen,
Da ich, Schelm, dich fest gebunden,
Nun entflieht mir nicht die Stunde! " —

Listig hast du mich bezwungen, "
Spricht der Geist und nimmt die Spule,
" Web ich alles dir zum Wunsche,
Lä ß t du mich dann wieder frei? " —

" Webe bis zum Hahnenschrei!
Ist dir dann das Werk gelungen,
Ist Biondetten mir errungen,
Dann sei Freiheit dir bedungen! " —

" Apo, zä hme deine Zunge, "
Spricht der Geist, " du muß t verstummen!
Auf die Spule sieh, und tue,
Was dir mein Gewebe zeigt! "

Apo blicket scharf und schweigt.
Vor ihm fliegt auf dunklem Grunde
Flammend hin und her die Spule,
Seine Sinne gehen unter.

Dunkler bald, bald wieder bunter
Woget er in Traumes Wunder,
Bild und Weber ist verschwunden,
Und er glaubet sich allein.

Sieh! Da springt mit blutgem Schein
Feuerschrift aus dunklem Grunde,
Und die Lettern laufen munter
Wie die Funken an dem Zunder.

Und Apone liest verwundert:
" Fest ist dieser Jungfrau Tugend!
An die Sü nde angebunden
Sie wird uns verderblich sein.

Du bist blutig, sie ist rein!
Nur in Blutschuld geht sie unter,
Wenn ein Mann aus ihrem Blute,
Den sie liebt, im Arm ihr ruhte! "

Also las er, und ins Dunkel
Ist die Schrift dann eingesunken.
Schnell greift Apo nun zum Kruge,
Voll von giftgem Zauberwein.

Gieß t ein Philtrum noch hinein,
Reiß t den Dolch dann aus dem Grunde,
Der im Zauberrunde funklet,
In das Gift ihn tief eintunkend.

Und erinnernd sich des Spruches,
Den er las am Weberstuhle,
Spricht er: " Was auch webt die Spule,
Dennoch lock ich sie herein!

Hat den Jü ngling sie allein
An der Tü re ruhnd gefunden,
Den ich eile zu verwunden,
Trä gt sie ihn gewiß zur Stube!

So mag er im Arm ihr ruhen,
Und verbindend seine Wunde,
Bleiben von dem giftgen Blute
Ihre Hä nde nimmer rein,

Und sie wird bezaubert mein!
Sicher vor dem kranken Buhler
Bleibt mir ihres Leibes Blume,
Die ich selber will entwurzeln.

Las ich doch in meinem Buche,
Daß ich ihres Vaters Bruder;
Da sie stammt aus meinem Blute,
Sei die Lust der Blutschuld mein! "

Und er folgt dem Feuerschein,
Der noch auf den hundert Stufen
Von des Geistes Flü geln funkelt,
Schleichet murrend aus dem Turme.

Er umgeht das Bild des Brunnens;
Venus dominiert zur Stunde,
Und Maria tut kein Wunder
Freitag nachts im Mondenschein.

An Biondettens Tü r allein,
In den Mantel eingewunden,
Sieht er seinen Nebenbuhler
Und versetzt ihm Todeswunden.

Als Meliore hingesunken
Und sein Blut das Gift getrunken,
Eilt Apone zu dem Turme.
Tat ers, war es Zauberei?

Daß er jetzt ein Mö rder sei,
Hat er schwerer nicht empfunden,
Als den Weg zum Turm hinunter
Und hinan die hundert Stufen.

In der Kammer sitzt er dunkel;
An dem Dolche den Karfunkel
Traf ein Tropfen von dem Blute,
Und es starb der Edelstein.

" Mag sie nun zu Hause sein?
Ihre Tü re hat geklungen! "
Und er blicket von dem Turme
Seufzend nach Biondettens Stube.

Auf Bologna ist die Ruhe,
Mondeskü hle hingesunken,
Einsam, nä chtlich von dem Turme
Nur der Totenvogel schreit.

Da springt aus der stillen Zeit
Ihre Stimme klangumwunden,
Kerzenhell ist ihre Stube;
Apo sieht das Liebeswunder.

Auf ihr Lager hingesunken
Liegt Meliore, heiß umschlungen
Von Biondetten. Apo fluchet.
" Wehe, wehe! " schreit der Geist,

" Des Gewebes Faden reiß t! "
Schreit der Geist am Weberstuhle
Und lebendig schieß t die Spule,
Ohne Meister, ungebunden.

" Muß t du Tö lpel auch da fluchen,
Da die Arbeit schier gelungen!
Rü ckwä rts fliegt die freie Spule,
Meine Flü gel werden frei! " —

" Webe bis zum Hahnenschrei, "
Spricht nun Apo, " wie bedungen! "
Und er hat sich losgerungen
Und gen Morgen hingeschwungen.

Und hineilend durch die Luke,
Riß er gierig in dem Fluge
Aus dem sturmdurchwehten Buche
Wohl der goldnen Blä tter drei.

Dann mit einem Jubelschrei
Macht er um den Turm die Runde,
Stü rzet jauchzend mit dem Funde
Nieder dann in nä chtge Dunkel.

" Soll der Mord mir nun nicht fruchten?
Bleibt Biondette unerrungen? "
Klagt der Meister, und im Turme
Schlä gt die Viertelglocke drei.

" Apo zä hlet eins bis drei:
" Wohl, die dreimal fü nf Minuten
Sind mir andre noch gebunden,
Ist der Weber gleich verschwunden. "

Nun nimmt aus des Turmes Kuppel
Er die giftig grü ne Kugel,
Ö ffnet sie. Ach! nackend ruhet
Drin ein wä chsern Jungfrä ulein.

Goldner Haare sü ß er Schein
Fließ t ihm von den zarten Schultern,
Tü rkis sind die Ä uglein funkelnd,
Ein Rubin lacht auf dem Munde.

Recht fü r Engel ein Puppe!
Zwei Rubinen trä gt der Busen,
Ü berm Herzen ihm figuret
Ist ein goldnes Rö selein.

Einen roten Faden fein
Schlingt ihm Apo um den runden
Hals und stellt das kleine Wunder
In den Kreis zum Zauberplunder.

Und er betet still mit Murren
In des Zirkels mä chtger Runde,
Zieht mit bö sen Bannes Zuge
Fremde Gä ste in den Kreis.

In das zauberische Gleis
Zieht daher, mit fremdem Schmucke,
Stolz auf des Kameles Buckel,
Sarabot, mit seinem Zuge.

Ihm folgt eine Blume, duftend,
Eine Taube, zä rtlich murrend,
Dann wie Sterne rein und funkelnd,
Nackt ein freundlich Geisterweib.

Klar, kristallen scheint ihr Leib;
Aus der Locken tiefem Dunkel
Blicken ihre Augen funkelnd,
Kalt und lachend und betrunken.

Wie der Zug um Apo rundet,
Spricht zu ihm der Kö nig murrend:
" Trocken ist mir meine Zunge,
Wer ists, der den Becher reicht? "

Und von dem Kamel steigt
Zü rnend er, und mit dem Fuß e
Stampft er, daß der Turm im Grunde
Schwanket wie ein Schiff im Sturme.

Und gekrü mmt gleich einem Wurme
Beugt sich in des Zirkels Runde
Apo, dunkle Worte summend,
Bis das Schwanken ging vorbei.

Und mit einem lauten Schrei
Klagt das Geisterweib: " Mich dü rstet! "
Fragt die Taube nach dem Trunke,
Sprach: " Mich dü rstet! " auch die Blume.

Und Apone sprach ermutet:
" Besser wä r es, wenn ihr ruhtet,
Von der Eile so durchglutet
Kann der Trunk euch schä dlich sein.

Saget erst, nach welchem Wein
Also heftig euch gelustet,
Daß ihr also schreien muß tet? "
Und sie schrieen all: " Nach Blute! " —

" Warum hast du, bö ser Bube, "
Spricht der Kö nig, " mich gerufen,
Da in wenigen Minuten
Schon mein kurzes Reich vorbei? "

Durch das Basilikenei
Bringet Apo sie zur Ruhe,
Und die Taube, schnabelzuckend,
Pickt die Schale schnell hinunter.

Sarabot das Weiß e schlucket,
Und das Gelbe zum Genusse
Reicht er, nebst dem Hahnenpunkte,
Hin dem klaren Geisterweib.

Und daß nicht vergessen bleib
Auch die Zauberblume duftend,
Stü rzet sie die Schalenkuppe
Ü ber sie gleich einem Hute.

Apo spricht: " Es fehlt am Trunke;
Ach! ein Fä ß lein sü ß en Blutes
Hatt ich halb heraufgewunden,
Als der Strick mir tü ckisch reiß t.

Mir hat Samael, der Geist,
Nicht gehalten, was bedungen,
Hat sich los von mir gerungen
Und gen Morgen hingeschwungen! "

" Und wo ruht der Most jetzunder? "
Fragt der Kö nig. " Herr, er ruhet
Unter jenem kü hlen Brunnen,
Wo die Sabbatgö ttin weilt.

Wollt ihr trinken, o so eilt,
Weil er jetzo gä rend sprudelt,
Da der Venusstern noch funkelt
Bis zur mitternä chtgen Stunde.

Da ich wuß te, was euch munde,
Hä ngt ich wü rzend zu dem Spunde
Von Muskaten ein Lunte,
Schwefelglü hend, erst hinein! " —

" Wohl, ich sorge fü r den Wein! "
Spricht der Kö nig. " Munter, munter
Sei der Strick hinabgewunden
Aus der Venus Lockendunkel! "

Doch es will das Weib nicht ruhen,
Weil der Kö nig heftig rupfet;
Apo gibt ihr drum die Puppe,
Daß sie spielend sich zerstreu.

Und sie treibet Kinderei;
Aus dem Kelch der Zauberblume
Machet sie dem Kindlein Schuhe,
Kü ß t sie, drü ckt sie an den Busen.

Doch es glä nzt ihr zum Verdrusse
Auf dem Herz der kleinen Puppe,
Und sie riß es gern herunter,
Jenes goldne Rö selein.

Und sie drü ckt das Herz ihm ein
Mit des Fingers hartem Drucke.
So beschä ftigt ohne Zucken,
Dient dem Geiste sie zur Kunkel.

Und aus ihren Locken munter
Dreht den Faden er, hinunter
Trä gt die Taube ihn die Stufen
Zu Biondettens Kä mmerlein.

Dem Kamele an ein Bein
Wird der Faden angebunden,
Und dies macht so lang die Runde,
Bis der Faden aufgewunden.

" Ist das Fä ß lein ausgetrunken,
Geb ich dir zum Eigentume
Des Geträ nkes schö nen Brunnen! "
Spricht der Kö nig und erbleicht.

Denn schon durch die Kammer streicht
Bang die Taube, und es zucket
Schon der Hammer in dem Turme,
Drohend mit der zwö lften Stunde.

Doch es schaukelt mit der Puppe,
Daß gewieget sie entschlummre,
Singt ein Lied, sie einzulullen,
Jetzt das klare Geisterweib:

" Hast du gleich kein Herz im Leib,
Hast du doch zwei ganze Schuhe.
Schlummre, schlummre, ruhe, ruhe,
Trä ume von der bunten Kuhe!

All die Bienlein, die gesummet
Zu den wunderlichen Blumen,
Belladonna, Frauenschuhe,
Um zu bilden deinen Leib,

Ziehen jetzt zum Zeitvertreib
In die lustge Rockenstube,
Wo die schlanken Wasserjungfern
Drü ben bei dem grü nen Sumpfe

An des Storches rotem Strumpfe
Stricken, und sie singen Wunder,
Hundert kunterbunte Wunder,
Von dem Meister Langebein.

Wie er holt die Kindlein klein
Aus dem milchgefü llten Brunnen,
Wie dem Mond die karge Mutter
An dem Rock stets tä t zu kurze

Und ihm aus dem blauen Schurze
Nimmer ganz die Mü tze rundet;
Von des Eichhorns lustgem Sturze
In den kalten Born hinein,

Da sein Schatz im Mondenschein
Wollte lugen in den Brunnen,
Ob sie sehe ihres Buhlen
Abbild in der Wassergrube,

Und um mit hineinzugucken,
Tä t er bü cken sich und ducken,
Fiel und muß te Wasser schlucken.
Ei, wie lief das Jungfrä ulein!

Schlaf, mein Pü ppchen, schlafe ein!
Herdesglut ist eingesunken,
Und das Heimchen grillt im Dunkel
Nun das Mä rchen von dem Funken,

Der der Kö chin, die betrunken
Schlief, eh sie ihr Lied gesungen,
In den wü llnen Rock gesprungen
Und verbrennet ihr den Leib,

Daß sie ward gleich einem Weib;
Und wie aus dem falschen Kruge
Fü r den Schwulst sie Salbe suchte,
Auf den Besen stieg und fluchte,

Wider Will den Ritt versuchte
Zu der klugen Frauen Runde,
Wo die Hausfrau sie gefunden,
Tanzend um den Bock den Reihn.

Als sie christlich wollte schrein,
Fiel sie durch den Schlot herunter;
Morgens saß sie ganz beruß et
In der heiß en Aschengruben;

Und die Schornsteinfegerbuben
Singen ihr: " Aus unsrer Schule
Schwatzte heut mit dir dein Buhle,
Doch sein Besen fegt nicht rein! "

" Mutter, es soll Wahrheit sein! "
Sprach sogleich ein schwarzer Junge,
Der mit einem kü hnen Sprunge
Aus der Schü rze kam gesprungen!

Schlummre, sü ß es Pü ppchen, schlummre,
Bist du dumm, es gibt noch Dummre,
Bist du stumm, es gibt noch Stummre,
Schlummre, schlummre, Pü ppchen, ein!

Bald miau! Die Katzen schrein,
Machen Diebs- und Liebesrunde,
Brü nstig, gü nstig ist die Stunde,
Zu dem Mondmann heulen Hunde.

Sieh! Dort auf dem Wiesengrunde
Tanzen jetzt die Elfen munter
Unterm Knabenkraut hinunter,
Das die Blä tter niederstreut.

Kind, sie spielen Lotto heut,
Schreiben auf die Blä ttchen Nummern,
Und du darfst nur kü hnlich schlummern,
Denn dir kommt dein Glü ck im Schlummer.

Du gewinnst die beste Nummer,
Eine Braut wirst du im Schlummer,
Und dich wecket ohne Kummer
Hochzeit, Hochzeit, hohe Zeit!

Mondschein deckt dein Bettlein breit,
Tu dich zu dem Brä utgam ducken,
Wenn die Wichtlein Jubel rufend
Auf den Stufen ihre Krucken

Brechen, durch die Ritzen gucken
Und zum Schlü sselloch einschlupfen:
Wenn sie an der Decke zupfen,
Strecke nur heraus kein Bein!

Ei, die Nacht ist wunderfein!
Vor der Krö t auf hohem Stuhle
Singen Frosch und Unk im Pfuhle,
Eine heilge Judenschule.

Und der Irrwisch hü pft betrunken,
Wo der Musikant versunken;
Brü nstig glü hn Johannisfunken,
Wo jü ngst fiel ein Jungfrä ulein,

Als ihr Buhl ihr stellt ein Bein
Und ihr Krä nzlein ohn Vermuten
Fiel in eines Schatzes Gluten,
Der im Acker eingetruhet

Blank zu ihren Fü ß en ruhet.
Heim trug sie den Schatz zur Stunde,
Schwerer war noch viele Pfunde
Ihr lebendger Edelstein.

Schlaf, mein Pü ppchen, schlafe ein! "
Also hat das Weib gesungen
Mit verwirrter, sü ß er Zunge,
Und der Zauber ist gelungen. —

Denn Biondette, schlummertrunken,
Folgt des Zauberfadens Zuge,
Geht zur Linde, und am Brunnen
Liegt vor ihr ein Knabe fein.

" Jungfrau, ach, erbarm dich sein! "
Spricht sie, legt den kleinen Buben
Auf des Altars hö chste Stufe,
Wo sie einst auch ward gefunden.

" Bleibe unten, bleibe unten,
Bete erst ein Vaterunser! "
Hö rt sie jetzt den Knaben rufen,
Doch sie soll verloren sein.

Und sie zieht zum Turm hinein,
Steigt hinan die dunklen Stufen;
Immer schwä cher hö rt sie rufen:
" Bleibe unten, bleibe unten! "

Bis die Stimme ganz verschwunden;
Und Biondette, traumumwunden,
Steiget jetzt die letzte Stufe,
Gehet zu dem Mahl hinein.

Rosablankens Nadel fein,
Um die sie das Haar gewunden,
Zieht sie aus dem Lockenbunde,
Die ihr golden niederfluten.



  

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