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Romanzen vom Rosenkranz 4 страница



Aus der Tiefe aufgewiegelt
Wachsen stumme Brunnen an,
Drinnen schaun sich mondumspiegelt
Die Gedanken traurig an.

Vor der Hü tte setzt sich nieder
Kosme, lauschet nach dem Wald,
Ob nicht aus der Ferne wieder
Seines Kindes Stimme schallt.

Ob sie jenseits aus der Tiefe,
An dem schroffen Felsenhang,
Nicht das treue Echo riefe
In dem nä chtlich spä ten Gang.

Aber nur die Melodieen
Hö ret er der Nachtigall,
Und zu seinem Herzen ziehen
Nicht der Tö ne Flug und Fall.

Ihm ergieß et keinen Frieden
Der prophetschen Sterne Strahl,
Alle seine Pulse schmieden
Eines bö sen Schwertes Stahl.

Die Milchstraß e sieht er liegen
In des blauen Himmels Bahn;
Da stehn aller Waisen Wiegen,
Lehret ihn ein frommer Wahn.

Und er denkt der bö sen Liebe
Und der Frü chte, die sie gab,
Die in sü ndlich frechem Triebe
Er dem Schicksal ü bergab.

Und die Sü nde warf ihn nieder,
Fesselt ihn in schwerer Acht,
Und mit bitterem Gefieder
Rauscht um ihn die bö se Nacht.

Tief in Ä ngsten schon erlieget
Er des Herzens bangem Schlag,
Denn in dieser Nacht gewieget
Wird verhä ngnisvoll ein Tag.

Denn das Weib, das er geliebet,
Ging zu Grabe diese Nacht,
Und die Tochter, die er liebet,
Kam zum Leben diese Nacht.

Und die Sü nde, nie besieget
Durch der Reue bittre Macht,
Jene Schuld, der er erlieget,
War erzeuget diese Nacht.

Und er wü hlet in der Tiefe
Seiner Brust der Sü nde nach,
Daß die Reue nicht entschliefe,
Schreit er seine Tote wach.

Und er sieht sie heilig knieen,
Wie er sie durchs Gitter sah,
Sieht sie dann die Glocke ziehen,
Da der bö se Feind ihm nah,

Der die Farben ihm gerieben,
Als ein heilig Bild er malt,
Und den Schuldbrief ihm geschrieben,
Den nur ewger Tod bezahlt.

Ach! auch sie ist da erschienen
Seinen Augen keusch und klar,
Wie sie als Modell sollt dienen
Zu dem Bilde am Altar.

Mit den frommen heilgen Mienen,
Mit den Rosen in dem Haar;
Seinen Augen, brü nstgen Bienen,
Sie die sü ß e Blume war.

Lust und Sü nde sieht er wieder,
Bis sie tief im Elend starb,
Die Verzweiflung reiß t ihn nieder,
Weil er sie durch Lust verdarb.

Ach, daß alle Berge fielen
Und bedeckten ihn im Tal!
Wollten doch die Blitze zielen
Auf sein nackte Haupt zumal!

Ach, daß alle Wasser stigen,
Und es sä h der neue Tag
Ö de, weite Fluten liegen,
Wo er heute weinend lag!

Mö chte dann die Taube fliegen
Mit dem milden Frü hlingsblatt,
Sich en Friedensbogen biegen,
Wo er schwer gebü ß et hat.

Aber weh! das Nachtgefieder
Schwingt der Rabe wild und hart,
Stü rzt sich auf sein Haupt hernieder
Das in bö sem Traum erstarrt.

Kalte Schrecken um ihn fließ en,
Und Entsetzen strä ubt sein Haar:
Wehe, dorten auf den Wiesen
Werden die Gesichte wahr!

An dem Walde ist erschienen
Eine weibliche Gestalt,
Von dem Haupte mondbeschienen
Das Gewand herniederwallt.

Gleich wie weiß e Schwä ne fliehen
An der dunklen Wä lder Rand,
Sieht er eine Nonne ziehen
Lä ngs des Gartens Schattenwand.

Jetzt sieht er den Schleier fließ en,
Sieht die Fü ß e blank und bar,
Sieht den Strick den Leib umschließ en
Und die Rosen in dem Haar.

" Wehe, wehe, noch hienieden
Schwebst du, teure Seele, arm!
Wehe, wehe, noch kein Frieden!
O, daß sich der Herr erbarm! "

Und der Schrecken reiß t ihn nieder,
Doch ihn faß t kein kalter Arm:
" Vater, find ich so dich wieder?
O, daß Gott sich dein erbarm! "

** Romanze VIII: Kosmes Buß e II

Nieder stieg die Sonne wieder
Auf des stummen Hü gels Rand
Und sieht scheidend ernst hernieder
In das dä mmervolle Land.

Ihre Strahlen fallen schiefer
An der engen Kammer Wand,
Malend an der Kerze, tiefer
Sinket Kosme fleiß ge Hand.

Lang nach jenem Bilde sieht er,
Das er hä nget an die Wand,
Und zur Erde kniet er nieder,
Weit die Arme ausgespannt.

Und er spricht: " O Herr, den Frieden
Gabst du, an das Kreuz gespannt,
Und das Kreuz, es blieb hienieden,
Du hast dich zu Gott gewandt.

Sieh gekreuzet mich hier knieen
In der schweren Sü nde Last,
Bis du, Herr, auch mir verziehen,
Auch fü r mich gelitten hast.

Ach, das Herz ward dir durchspieß et
Von verrä terischem Stahl,
Blutge Versö hnung sprieß et
Aus der heilgen Wunden Mal.

Aber ach, die Sonne spielet
Ewig nur mit meiner Qual,
Ewig, ewig sie mir zielet,
Nimmer tö tet mich ihr Strahl.

Wenn so rasch die Wolken fließ en
Um den nackten Feuerball,
Alle Narben sich erschließ en,
Aufstehn meine Sü nden all.

So wenn einst die Engel ziehen
Mit der Zornposaune Schall,
Nahn die Toten aufgeschrieen
In des Wahnes Widerhall.

Nieder schmilzt der Sonne Siegel
Vor des Richters jü ngstem Tag,
Es zerbricht des Todes Riegel,
Klar steht, was verloren lag.

Und der ewgen Schö nheit Spiegel
Spiegelt jegliche Gestalt,
Und des Rechtes Feuertiegel
Prü fet jeglichen Gehalt.

Wohin soll ich dann mich schmiegen-
Wenn das Licht hoch ü berwallt?
In dem Staube werd ich kriechen
Mit der Schlange Miß gestalt.

Weh, die Sonne sinkt, vergieß end
Blutge Trä nen ohne Zahl,
Und aus ihren Trä nen sprieß en
Tausend Trä nen bittrer Qual.

Und es weinen die Verliebten
Einsam in vergeß ner Schmach,
Und es weinen die Geliebten,
Denen man die Treue brach.

Unter gingst du, Lustgezierte,
Der die Ehe mich verband,
Der aus schä ndlicher Begierde
Pflicht und Treue ich entwand.

Blutschuld ist die Rosenzierde
In der Sonne Untergang:
Fluch der teuflischen Begierde,
Die mit Sü nde dich verschlang.

Alle Trä nen, die du gieß est,
Sinkend auf der ewgen Bahn,
Bis du deine Augen schließ est,
Wachsen mir zur Sü ndflut an.

Und auf ihrer Woge ziehet
Dort des Mondes bleicher Kahn,
Aber keine Taube fliehet
Mit dem Ö lblatt mir heran.

Mond, wie blinkst du bleich und siechend
An des Abends Rosengrab,
Wo die Sonne still versiegend
In den Schatten sinkt hinab.

Rosalata, du sankst nieder
Mit dem roten Rosenkranz,
Rosatristis, du kehrst wieder
Mit der weiß en Rose Glanz.

Mond, ich sah dich mahnend ziehen
Wie ein Geist die Wolkenbahn,
Und ich muß hier weinend knieen,
Klagen mich der Sü nde an.

Eile nicht, vorü berfliehend
Mit der Sichel scharf und blank;
Schneide ab den Stamm, der knieend
An der Erde welk und krank.

Eine Wagschal, hoch auffliegend,
Hebt die Buß e dich hinan,
Meine Sü nde nie aufwiegend
Klagest du vor Gott mich an.

Wie so weiß dein Schleier fliehet,
Nonne, durch den Sternensaal,
Mit dir betend, bü ß end, ziehet
Still der Sterne Nacht-Choral.

Aus der Unschuld Paradiesen,
Wo du trugst den Rosenkranz,
Irrest du, durch mich verwiesen
Mit des Schwertes Feuerglanz. "

Doch der Mond zog stillverschwiegen
Hinter eine Wolkenwand,
Ließ ihn ungetrö stet liegen,
Wo er ihn in Trä nen fand.

Und er hebt sich von den Knieen,
Als er sein Gebet vollbracht;
Aber ihm ward nicht verziehen.
Auf dem Tale lag die Nacht.

** Romanze IX: Apo und Moles auf dem Turme

In des Turmes hö chster Kuppel,
Unter seinem Fuß die Glocke,
Sitzt Apone, und die Uhren
Rasseln unter ihm im Boden.

In des hohlen Spiegels Runde,
Gegenü ber einem Loche,
Sieht die weite Stadt er ruhen
Abgetü rmt am Horizonte.

Doch des Meisters Blicke suchen
Rings umher im weiten Bogen,
Bis sie auf der hohen Kuppel
Des Theaters fest geworden.

Also mit den Augen wurzelnd
Sieht er ziehn die wilden Wolken,
Und die hohen Sterne funkeln
Aus des Himmels tiefer Woge.

Und er spricht mit finsterm Munde:
" Venus, du bist mir gewogen,
Du hast mich zu guter Stunde
Immer mä chtig angezogen!

Alle kenn ich euch, ihr Kunden,
Die, man sagt, den Herren loben,
Doch der Herr sitzt manchmal unten
Und die Diener stehen oben!

Sterne, ich bin euch verbunden,
Ich hab mich mit euch verwoben,
Und ich kenne eure Stunden,
Lasse euch nicht warten droben.

Auf der Erde gehn die Dummen,
Wissen nicht, was ihr nur wollet,
Doch ich kenne eure Summen,
Ja, ich weiß auch, was ihr sollet!

Halb nur sind die Kreaturen,
Denen Gott die Stirn erhoben
Und die gö ttlichen Naturen
Nicht erkennen, die da droben.

Als der groß e Geist des Grundes
Wollte ü berm Lichte wohnen,
Ü berschlug er sich im Sturze,
Und das Schwere ward geboren.

Und das Leichte muß sich suchen,
Daraus ward das Licht geboren;
Schweres Dunkel war nun unten,
Leichtes Licht, das schwebte oben.

Und das Schwere war umrungen
Von dem Leichten, und es rollet,
Bis geboren war das Runde,
Das unendlich ist geformet.

Da das Licht dazu gedrungen,
Ist das Feuer aufgelodert,
Hat mit seiner bö sen Zunge
Schnell das Wasser hergelocket.

Und aus dieses Kampfes Schwunge
Ward der Raum zur luftgen Woge,
So daß, wenn der eine zucket,
Wird der andre angestoß en.

Und dem Kampfe ist entsprungen,
Was hienieden irdisch wohnet,
Was da droben himmlisch rundet,
Was im Ganzen gö ttlich thronet.

Der gespalten, was verbunden,
Ist der Geist zum Fleisch geworden,
Aber Fleisch war eine Zunge,
Und die Zunge ward zum Worte.

Und der Mensch, der irdisch fuß et,
Suchet seinen Gott im Hohen,
Der doch ist im Mittelpunkte
Und ihn reiß et zu dem Boden.

Doch ich habe ihn gefunden:
Er der all den Streit erhoben,
Der gestö rt die tote Ruhe,
Ihm ist diese Welt entsprossen.

Er trä gt mich mit festem Grunde,
Er hat mich aus Staub geboren,
Und die Sterne, die nicht ruhen,
Ziehn mich neidisch auf im Zorne.

Adam aus dem Erdengrunde
Ward als Geisel ausgeboren,
Und das Licht ab einen Funken
Als ein Unterpfand von oben.

Erde, feste Burg gerundet,
Schwebest in des Lichtes Wogen
Sicher, wie kein Schiff in Fluten,
Wie kein Kind im Mutterschoß e.

Denn es sitzt am Steuerruder
Selbst des Lichts unehl'che Tochter,
Die Philosophia schlummert
Nie, und hä lt das Richt'ge oben.

Und Astronomia suchet
Rastlos an dem Himmelsbogen
Und dem Kompaß; alle Stunden
Geht die Welt nach ihren Polen.

Medizina heilt die Wunden
Mutig ringend mit dem Tode,
Und Magia hat des Sturmes
Flü gel und des Windes Rosse.

O Magia, du des Dunkels
Schwarze, lichtentsprungne Tochter,
Du allein genü gst zum Schutze,
Mag das Licht auch ewig toben!

Doch zum frechen Ü berflusse
Hat der Erdgeist auch geboren
Flaggen jeglicher Naturen,
Die allfarbgen Religionen.

Wenn das Schiffsvolk steht und murret
Und nicht trauet dem Piloten,
Wird die Flagge aufgewunden,
Und Begeistrung strahlt die Sonne.

Plagt die Krankheit und der Hunger,
Und das Wasser ist verdorben,
Da suffliert der Erdgeist dunkel,
Und sie beten, die Kujonen!

Also schwebt die Erde munter
Um des dunklen Geistes Pole;
Und sie dienen, dem sie fluchen,
Und er schä mt sich, sie zu holen.

Doch das Licht und auch das Dunkel
Haben beide sich sich belogen,
Und die Lü ge war das Wunder,
War das Wort, das Fleisch geworden.

Denn der Mann aus irdschem Grunde
War um Erdgeist nur geformet,
Daß das Licht, in ihm gebunden,
Sei gefesselt an den Boden.

Und vom Lichte nur durchdrungen
Ward der Mann, der Erdgeborne,
Daß der Erdgeist, sei gezwungen
In dem Manne hin nach oben.

So im wechselnden Betruge
Ist der Streit zum Fleisch geworden,
Und er herrscht im Mittelpunkte
Des unendlich ewgen Zornes.

Da das Licht den Schlaf erfunden,
Ward dem Mann das Weib geboren,
Durch den Baum des Bö s und Guten
Fü hrt der Erdgeist uns zum Tode.

Nach uns greift das Licht hinunter,
Ziehet mä chtig uns nach oben,
Die Metalle schwer und dunkel
Ziehen nieder uns zu Boden.

Beiden Welten so verbunden
Wehet betend auf der Odem,
Wer erkennen will, was unten,
Stiehlt das hohe Licht von oben.

Als ich war im Licht betrunken
Und um Weisheit fleht von oben,
Sprach das Wort: Du sollst gesunden,
Wenn du mir das Fleisch willst opfern!

Wenn das Bö se du verblutet,
Wenn versiegt der irdsche Bronnen,
Wenn du wandelst in dem Guten,
Magst du schauen in die Sonne.

Fasten sollte ich und hungern
Und entbehren alle Wonnen,
Recht in Schmerzen sollt ich wurzeln,
Um im Lichte aufzusprossen.

Mit dem Licht stieg ich hinunter,
Und der Erdgeist, leicht gewonnen,
Gab zu trinken mir das Dunkel,
Das in mir zum Licht geworden.

Und in diesem Licht betrunken
Ist mir die Erkenntnis worden,
Ich hab meinen Geist gefunden
Und verstehe seine Worte.

Wie die Sterne oben runden,
Die Metalle unten wohnen,
Wie die Sonnen gehen unter,
Wie herauf sich ziehn die Monde,

Fü hl ich all in meinen Pulsen,
Und mein Fuß fü hlt in dem Boden,
Wo die goldnen Schä tze wurzeln,
Wo die Quellen gehn verborgen.

Eva, Eva! schlaue Mutter,
Hast den Apfel du gekostet,
Hat die Schlange dich versuchet,
Hast du uns den Tod geboren,

Hast das Bö se und das Gute
Du erkennet, soll verloren
Mir nicht sein die teure Kunde,
Um die du das Heil verloren!

Bin der Erde ich verbunden,
Bin ich an den Tod verloren
Um ein Schnitzchen sauren Obstes,
Dreht um mich sich doch die Sonne!

Und ich will nicht eher ruhn
In dem dunkeln Erdenschoß e,
Bis ich aller Sinnen Brunnen
Ü berfü llend ausgesogen! " —

Also sprach Apone murmelnd
Und bedeckt mit heiß em Odem
Seines Wunderspiegels Runde,
Daß er trü b war und umfloret.

Und der rote Mond steigt blutend
Ü ber Wolken auf im Osten;
Da er in den Spiegel funkelt,
Heult der schwarze Hund Apones.

Und der Meister wischt mit Fluchen
Von dem Spiegel seinen Odem:
" Will des Theater Kuppel
Noch nicht auf in Flammen lodern? "

Er nimmt einen Schwefelkuchen
Und ein Glas voll goldnem Korne,
Und den Schwanz von einem Fuchse
Aus dem Kasten an dem Boden.

Und den Wetterhahn, der funkelnd
Stehet auf des Turmes Knopfe,
Nimmt er, greifend durch die Luke,
Setzt ihn zu dem goldnen Korne.

Peitschet dann den Schwefelkuchen
Mit dem Fuchsschwanz aller Orten,
Und es springen helle Funken
In das Glas zum goldnen Korne.

" Simson, " spricht er, " deine Wunder
Hab ich kü rzer mir geordnet;
Mir auch muß vom Schwanz des Fuchses
Der Philister Korn auflodern!

Ja, Geselle, werde munter! "
Spricht zum Hahne dann Apone,
" Beug den Schnabel zu dem Futter,
Wartest du, daß ich dich stopfe?

Der du in den Blitzen fuß est,
Der du krä hest in dem Donner,
Der du in der Sonne funkelst
Und die Flü gel schlä gst im Monde,

Wettermacher, armer Schlucker,
Du bestehst auf deinem Kopfe?
Wart, ich will dich lehren schlucken,
Daß dich Feuer reiß t im Kropfe! "

Und er schlä gt den Hahn mit Ruten,
Bis der Kamm ihm schwillt im Zorne,
Hetzet ihn mit seinem Hunde,
Und nun neigt er mit dem Kopfe,

Schluckt das Feuerkorn mit Hunger,
Das ihn brennt wie glü he Kohlen,
Seine Flü gel schon erfunkeln
Und die roten Augen rollen.

Seine Sichel sprü het Funken,
Sein Metallgefieder lodert,
Plö tzlich beide Flü gel zucken
Breit hinaus mit heftgem Tone.

Und er greift ganz ungeduldig
Nach dem schwarzen Feuerhorne,
Setzt es an am dunklen Munde,
Lenkt hinaus es zu dem Loche.

Setzt den Hahn bereit zum Fluge
In das weite Maul des Hornes,
Der wie eine Feuerzunge
Durch die Luft stü rzt aus dem Horne.

Apo lä ß t die Feuerrufe
Durch die klare Nacht hindonnern,
Und auf des Theaters Kuppel
Fliegt der Hahn, die hell auflodert.

Feuer! Feuer! schreit man unten,
Und die Hö rner schreien oben,
Hoch die Glocken gehn im Sturme,
Tief das Rasseln wilder Trommeln.

Aus des blauen Reno Ufern
Eilen bald die gü tgen Wogen,
Hilfreich zu der Flammenkuppel
Durch die Hä nde emsgen Volkes.

Hundert Eimer um die Brunnen
Kommend, gehend, Wasser fordernd;
Der Metallsirenen Busen
Schimmert in der Fackeln Lohe.

Und die marmornen Neptune
Und die blasenden Tritonen
Gieß en aus die vollen Muscheln
In die Urnen rings erhoben.

In dem Widerscheine funkelnd
Halten rings, die Menge ordnend,
Blankgestahlte Reuter Runde,
Jeder steht an seinem Orte.

Aus der fernen Klö ster Dunkel
Tragen schon die frommen Orden,
Stille Litaneien murmelnd,
Wasser zu in Prozessionen.

Niederstü rzend aus den Stuben
Sammeln schnell sich die Legionen
Der Studenten, und sie rufen:
|Pereat Incensus! | drohend.

Auf den festen Sammelpunkten
Ordnen sich die Nationen,
Und es schallen, sie berufend,
Rings die Stimmen der Senioren.

Lä rmend eilen zu den Pumpen
Bald die munteren Franzosen,
Und die Hebel auf und unter
Hö rt man kreischend, jammernd toben.

Und die langgehosten Ungern
Ziehn auf ihren kleinen Rossen
Durch die weite Stadt umtummelnd,
Wache haltend nach dem Tore.

Bei dem schiefen Eselsturme
Sammeln sich mailä ndsche Chore,
Senden rü stige Patrouillen
Den Palä sten ihrer Nobels.

Bei der Kirche Sankt Proculens
Stellet sich der Rö mer Horde
Auf zum Schutz der hohen Schule
Und der edlen Professoren.

Sankt Januari Blut anrufend
Fü llen ihre Wasserrohre
Zu der Bü chersä le Schutze
Neapolitansche Chore.

Und die festen deutschen Bursche,
Mit den Ellenbogen stoß end,
Schleppen auf den breiten Schultern
Feuerleitern, Haken, Kloben.

Bald mit Macht hinangeschwungen
Zu der hohen Fenster Bogen
Nun die sichern Leitern ruhen,
Allen Fliehenden zum Troste.

Viele retten sich im Sprunge;
Andre, an den Feuerkloben
Fest sich klammernd, hoch im Schwunge
Kommen nieder in dem Bogen.

Denn zum wilden Rettungssturme
Sind zu eng des Hauses Tore,
Und auf ewig wird verschlungen
Mancher in des Ausdrangs Woge.

In dem Brausen des Tumultes
Bricht des Kerkers Tor Meliore,
Eilet zu Biondettens Brunnen,
Einen Eimer voll zu holen.

Und ein kleiner blonder Junge
Hat den Eimer voll schon oben,
Spricht: " Geh hin und hilf, du Guter,
Traue auf die Allmacht Gottes! "

Bei der Kirche Sankt Proculens,
Wo der Maler Guido wohnet,
Steht Meliore, heftig rufend:
" Komme, alter Guido, komme!

Werft die Ä xte mir herunter:
Ich und du und deine Tochter
Steigen auf des Brandes Kuppel,
Denn die Hilfe kö mmt von oben! "

Und zum Feuer hingedrungen
Mit dem Meister und der Tochter,
Sieht aus einem Fenster, rufend:
" Leitern, Hilfe! " Jacopone.

Jacopone, der sein Bruder,
Hä lt die Gattin hoch erhoben,
Und um sie im Hintergrunde
Schon die roten Flmmen lodern.

" Rosarosa, spring herunter!
Weihe dich der Mutter Gottes,
Sie tut heut noch manches Wunder,
Hä lt in ihrer Hut die Frommen! "

Rosarosa springt im Fluge,
Stü rzt sich in den Arm Meliores;
Neben sie stü rzt auch im Sprunge
Jacopone an den Boden.

Als Meliore sie umschlungen,
Schrie sie laut: " Gott sei gelobet! "
Und erblasset; Strö me Blutes
Stü rzen von ihr aller Orten.

Und vier deutsche brave Bursche,
Einen Manteln breit aufrollend,
Tragen heim sie auf dem Tuche,
Jammernd folget Jakopone.

Aber mit dem Wasserkruge
Dringet aufwä rts nun Meliore
Auf der Jakobsleiter Stufen
Mit dem Maler und der Tochter.

Die die Leiter hierher trugen.
Sie sind gö ttliche Genossen;
Hoch zu des Theaters Kuppel
Steigen sie die lichten Sprossen.

Und nun hauet ohne Ruhe
Guido und die rü stge Tochter
Eine Ö ffnung in die kuppel,
Seinen Krug leert Meliore.

Segen ist in seinem Kruge;
Wie er gieß t in stetem Strome,
Ist er nimmer leer, o Wunder!
Guido kniet und seine Tochter.

Und die Hä nde fest verschlungen
Beten sie, den Herren lobend.
Aber in des Hauses Runde
Springet kü hn nun Melire.

Eine Stimme hö rt er rufen;
Wo sie rufet, wird er folgen,
Rief aus der Hö lle Schlunde,
Rief sie von des Himmels Throne.

Als er stü rzet mit dem Kruge,
Ist die wilde Feuerlohe
Bald in seiner Flut ertrunken,
Und die Not ist rings erloschen.

Niedersenket sich die Ruhe.
Mit des Wasser schneller Woge
Rinnen auch des Volkes Fluten
Ab zum Bette ihres Stromes.

Ruhig schaut von seinem Turme
In den Jammer hin Apone;
Wenn die Flammen aufwä rts zucken,
Fü hlt er froh sein Herz erhoben.

Aber als er auf der Kuppel
Sah den Maler und die Tochter,
Grü ß t er sie mit bö sem Fluche
Und den tapfern Meliore.

Denn aus einem armen Kruge
Lö schet er die wilde Lohe,
Und so viele schwere Stunden
Hat ihn selbst sein Hahn gekostet.

Als solches denkt, da rufet
Laut der Hahn, der zu dem Knopfe
Wiederkehrte, und im Turme
Tö nt herauf die Pfortenglocke.

Apo ö ffnet mit dem Zuge,
Lauschet nach des Trittes Tone,
Wie er auf den Wendelstufen
Hell sich aufdreht hin nach oben.

Dumpfer schallte es von unten —
Es war schier, als sei er doppelt —
Schwerer in dem halben Turme,
Als trü g man die Last nach oben.

Weiter oft der Tritt verstummet,
Denn der Trä ger holet Odem,
Endlich auf den letzten Stufen,
Bald wird's an der Tü re klopfen.

Apo blicket durch die Stube,
Ob auch alles sei geordnet,
Jagt den Hund vom roten Stuhle,
Den er vor den Spiegel rollet.

Und mit einem Kranz von Blumen,
Belladonna, Hundsviolen,
Frauenschuh und Eisenhute,
Krä nzet er des Stuhles Stollen.

Zeichnet dann mit einer Rute
In den Mehltau, auf dem Boden,
Seinem Gast zum bö sen Gruß e
Schnell ein magisches Willkommen.

Aber mitten in der Stube
Brennt an einem Totenkopfe,
Der in grü ner Urne ruht,
Eine zauberische Lohe.

Eine sü ß e Laube duftend,
Von des Mondes Strahl durchflochten,
Scheint des Turmes ruß ge Stube,
Als die Rosenflamme lodert.

Und die Flamme scheint ein Brunnen,
Funkelnd in des Mondes Wonne,
Wundersü ß e Trä ume murmelnd
Durch den Duft wollü stger Rosen.

Und es pocht. Herein zur Stube
Tritt der Famulus Apones,
Moles, seufzend ob dem Buche,
Das er anschleppt auf dem Kopfe.

" Du allein! Elender Bube! "
Flucht entgegen ihm Apone,
" Prahler! ist dir nicht gelungen,
Was du frech mir zugeschworen?

Wo ist sie, die heilge Jungfer?
Hat ein andrer sie gewonnen? " —
" Meister, schone deine Zunge! "
Spricht und lacht der schlaue Moles.

" Du sitzt hier im Mondschein munkelnd
Bei wollü stger Brunnen Wonne,
Eine andere Laube funkelnd
War um mich und andre Bronnen!

Trug ich gleich die sü ß e Jungfer,
Sprach sie doch unselge Worte;
Ihr half eine andre Jungfer,
Der ich nicht bin mä chtig worden.

Auch sprang von des Hauses Kuppel
Auf mich ein der Meliore,
Und des Feuers wilde Zungen
Leckten mich bis auf den Knochen.

Aber dummer als das Dummste
War der Weihewasserbronnen,
Den ein Mö nch — im Hö llenpfuhle
Durst er — auf mich ausgegossen.

Meister, Meister, trotz der Gluten,
Trotz dem scharfen Weihebronnen
Schwö r ich, nimmer will ich ruhen,
Bis Biondette uns geworden!

Ach, wer dieses Leibes Wunder
Einmal trug in seinen Pfoten,
Wer den Druck des sü ß en Busens
Fü hlte und den Duft des Odems —

Disteln sind mir alle Blumen,
Seit mir nah des Mundes Rose;
Der Kometen Haar gleicht Ruten
Vor der Goldflut ihrer Locken.

Und der Brü ste Dioskuren,
Aus der Leda Ei geboren,
Durstig wie des Schwanes Busen,
Da er taumelte in Wonne.

Unter ihrer Brauen Runde
Lag der Venus Stern verschlossen,
Wie in Wolkenbetten schlummern
Liebestrunkne Nebelsonnen.

Und der Flammen durstge Zungen
Konnten nicht die Luft austrocknen,
Die, als ich sie trug, im Blute
Mir ein sü ß er Quell ergossen.

Welche Hö lle kann verdunkeln
Dieses Himmels Wollustsonne?
Ja, die Sü nde hat Minuten,
Wert des Lichtes ewge Kronen! " —

" Schweige, du berauschter Bube! "
Spricht Apone nun im Zorne —
" Soll mich in der Zauberbude
Trö sten dein verdorbner Odem?

Ich glaub, von dem schweren Buche
Wardst du toll in deinem Kopfe;
Bringst du mir vielleicht vom Juden
Dieses Buch zum schlechten Troste? " —

" Meister, Meister, wollt nicht fluchen,
Denn von aller Liebeswonne
Und von aller Schö nheit Wunder
Wird dies Buch nicht aufgewogen!

Bringe mir Biondetten ruhend
In dem Schoß e sü ß er Moose,
Singend, von Gewü rzen duftend,
Wie das Lied des Salomone —

Nicht kauf ich sie mit dem Buche!
Vor ihm seien die Kleinode,
Die in Licht und Dunkel ruhen,
Eine taube Nuß gescholten!

Ein Geschenk mit diesem Buche
Mach ich dir, wenn du gelobest,
Mir zu stellen diese Stunde,
Ja jetzt gleich, die Horoskope.

Mir gab's meine selge Mutter,
Die drum einen Mö nch ermordet.
Der es in dem Sarg gefunden
Eines zauberischen Mohren,

Der von einem alten Juden
Es getauscht um heilge Brote
Wahren Leibs und wahren Blutes,
Die er vom Altar gestohlen.

Und der Jude, einen Hunnen
Hat er um das Buch betrogen,
Der von einem Arzt beim Sturme
Von Cracovia es erobert.

Und der Arzt kam zu dem Buche
Durch die Erbschaft eines Kopten,
Dessen Stamm durch manch Jahrhundert
Es erhielt, Gott weiß wie, woher!

Doch daß ü ber Adams Schulter
Einsten an dem dritten Morgen
Es ein Engel abschrieb munter,
Stehet auf dem letzten Bogen. " —

" Wie kam Adam zu dem Buche? " —
" Wisse, wann des Himmels Sonne
Und die Sterne gehn zur Schule,
Ist dies Bü chlein in der Mode.

Da der Herr die Welt erfunden,
War die Welt von wenig Worte;
Alles war sehr kurz gebunden,
Auf die lange Bank geschoben.

Des Vokals belebend Wunder,
Ehgeheimnis der Diphthonge,
Und der Konsonanten Hunger
Lernt er draus zu Worten kochen.

In dem A den Schall zu suchen,
In dem E der Rede Wonne,
In dem I der Stimme Wurzel,
In dem O des Tones Odem,

In dem U des Mutes Fluchen,
Hat er aus dem Buch geholet,
Als im H des Hauches Wunder
Gottes Geist in ihm gegossen.

Auch das groß e Vaterunser
Und der Herr Gott wir dich loben
Findst du drin in grobem Drucke,
Wie es beten Mond und Sonne.

Und manch Rä tsel von der Tugend
Und vom Fiat, fein verschoben;
Die Auflö sung stehet unten
In verkehrt gedruckten Noten.

Fabeln mischen sich mit drunter,
Wie die Tiere sich besprochen,
Wie der Adam sich verwundert,
Da die Eva kam in Wochen,

Da sie trug ein groß Gelü sten
Nach auslä ndschem Himmelsobste,
Wie die Schlange sie entbunden,
Und wie sie moralisch worden.

Unterhaltung und auch Nutzen
Sind verbunden hier gar vornhem,
Denn du findest angebunden
Kunstrezepten aller Sorten:

Fä rberkuppen, Tintenpulver,
Surrogate fü r die Toten,
Restaurantia fü r die Tugend,
Manch Rezept zu Religionen.

Freier Wille ist des Buches
Hö hrer Titel in zwei Worten,
Gottes Wille heiß t's im Grunde,
Seit die Freiheit ging verloren.

Und Notwendigkeit am Schlusse
Heiß t es auch mit anderen Worten,
Not ist hier die wahre Wurzel,
Und das Wenden wird verboten.



  

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