Verwirrspiel
Obwohl spä testens zu diesem Zeitpunkt klar war, wohin die Reise geht, spielten die Beteiligten weiter Verstecken. Wiederholten Anfragen bei Sanvartis und Careforce begegnete man mit Erwiderungen, die zunä chst wie ein Dementi klangen, sich spä ter aber als Spitzfindigkeiten herausstellten. So erklä rte eine Sanvartis-Sprecherin am 6. August: „Die Aussage, Sanvartis stehe kurz vor der Ü bernahme durch die Careforce GmbH, ist falsch. “ Am 22. August legte sie nach: „Inhaber der Sanvartis ist auch zukü nftig die Sanvartis Group GmbH allerdings durch Ü bertragung zukü nftig mit Sitz in Deutschland“, um dann noch einmal zu bekrä ftigten, dass daraus keine Kontrolle durch Careforce erwachsen wü rde. Genau genommen stimmt das sogar, denn tatsä chlich stehen in der neuen Gesellschafterstruktur die Sanvartis Group GmbH mit ihren sechs Tö chtern – eine davon die UPD – und die Careforce GmbH als Schwesterfirmen nebeneinander.
Entscheidend ist aber, wer ü ber den Tö chtern als Gesellschafter der ü bergeordneten CareforceSanvartis Holding GmbH thront. Das sind die Sanvartis-Manager Manuel Ebner, Jan Hermann und Andreas Bleiziffer, die Careforce-Grü nder Marko-René und Andrea Scholl sowie der Mittelstandsfonds Findos Investor, der nach Eigendarstellung an mehr als einem Dutzend weiterer Firmen Beteiligungen hä lt. Nicht mehr vertreten ist dagegen die Vendus Gruppe, die bisherige Konzernmutter des Sanvartis-Verbunds. Zudem taucht mit der Neukonstruktion quasi eine Attrappe der einst schweizerischen Sanvartis Group GmbH – die bis dahin den sechs Sanvartis-Tö chtern vorstand – in deutschen Landen auf, unter gleichem Namen zwar, aber als komplett neues Unternehmen mit neuem Eigner.
„Diese Namensgleichheit sollte wohl den Verkauf verschleiern, Careforce ist neuer Eigner“, mutmaß te in der Vorwoche der Geschä ftsfü hrer des Verbunds unabhä ngige Patientenberatung (VuP), Gü nter Hö lling. Ü ber ein „Rumgeschiebe und Tricksen“ klagte man auch beim Paritä tischen Wohlfahrtsverband. Schon lange davor hatten die beiden Informanten des Autors ein „Tä uschungsmanö ver“ mit dem Ziel ausgemacht, die Konkurrenz hinters Licht zu fü hren. Nach ihrer Darstellung hatten sogar bereits die frü heren Strukturen einen doppelten Boden. So wä re die „alte“ eidgenö ssische Sanvartis Group GmbH nur „eine Art Hü lle“ fü r die deutsche Sanvartis GmbH in Duisburg gewesen, soll heiß en: ein Steuerschlupfloch.
Bei diesem Verwirrspiel um die Transaktion tappte neben den Wettbewerbern auch die Ö ffentlichkeit im Dunkeln. Na und, mag einer einwenden: Jeden Tag wechseln in der Wirtschaft hundertfach die Besitzverhä ltnisse. Was hat das den Bü rger anzugehen? In diesem Fall liegen die Dinge jedoch anders: Vertragspartner der UPD ist der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV), die kostenfreien Beratungsangebote sind seit 2011 Teil der Regelversorgung und die Leistungen werden aus den Krankenkassenbeiträ gen der Versicherten finanziert. Auß erdem sitzt der Patientenbeauftragte der Bundesregierung dem wissenschaftlichen Beirat der UPD vor, der darü ber zu wachen hat, dass die Beratungspraxis den Vorgaben von Unabhä ngigkeit und Neutralitä t gegenü ber Partikularinteressen – etwa auch einer Einflussnahme durch Sanvartis – genü gt. Schließ lich ist es der ausdrü cklich „gemeinnü tzige“ Zweck der Einrichtung, Geschä digte, Bedrä ngte und Ü bervorteilte gegen politische, Industrie- und Verwaltungsinteressen zu verteidigen.
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