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6. Epidigmatisches Verfahren der inhaltlichen Entfaltung eines Begriffes (Zuwachs eines Begriffes)Unter dem Epidigma versteht man die Gesamtheit aller Bedeutungen eines polysemantischen Lexems. Die Umdeutung (Umdenkung) einer Bedeutung/Begriffes erfolgt im Lichte der formell-logischen Theorie der Ü berkreuzung: ein Teil des Umfangs eines Begriffes geht in den Umfang eines anderen hinü ber und umgekehrt. Dadurch entfaltet sich der Inhalt einer lexikalischen Einheit und vermittelt eine konkretere Information im ZT als im AT. Infolge solcher inhaltlichen Entwicklung wird a) der Gegenstand durch seine Eigenschaft ersetzt: Das nennt die Welt Schwein! Hö rte ich plö tzlich Gustav schmettern. „Herrschaften, das ist mehr als Schwein, das ist eine Riesensau mit zwanzig Ferkeln“ (Remarque) – «Это называется повезло! », послышался громкий голос Густава. Господа, это больше, чем везение, это фантастическое везение, чудо из чудес! »; b) die Eigenschaft – durch den Gegenstand: Gustav erzä hlte mir, dass er bald heiraten wird. Es sei was Kleines unterwegs, da helfe alles nichts. (Remarque) – Густав сказал, что скоро собирается жениться. Его невеста ждет ребенка, и тут уже ничего не поделаешь. c) die Folge – durch den Grund: Ich erschrecke mich nicht. Ein Stein hat mir wehgetan: diese Schuhe taugen sich nicht fü r das Land. (H. Mann) – Я совсем не испугался. Просто наступил на острый камешек. Этот туфель не для сельских дорог. d) der Ort – durch die Umstä nde: An der Bahre des Humors steht grinsend sein Totschlä ger: der blö de Witz (Heyse). – На смертном одре юмора стоит, зло насмехаясь, его убийца – бессмысленная шутка. e) der Vorgang – durch seine Ursache, das Werkzeug – durch den Tä ter, Passiv – durch Aktiv usw. Nebensä chliche Elemente verwandeln sich in erstrangige, das heiß t, eine Anspielung wiedergibt man durch einen direkten Hinweis. 7. Paraphrasierende Ü bersetzung – ist ein Ü bersetzungsverfahren, bei dem eine lexikalische AS-Einheit durch eine Wortgruppe ersetzt oder ergä nzt wird. Dieses Verfahren ist verhä ltnismä ß ig umfang- und wortreich und ermö glicht die Wiedergabe von AS-Realienwö rtern: Anlerneberuf – профессия, которую он приобрел в процессе краткосрочного обучения по месту работы. Manchmal benutzt man an Stelle einer umschreibenden Paraphrasierung eine annä hernde Ü bersetzung: an stelle eines AS-Realienwortes verwendet der Ü bersetzer ein ä hnliches, aber nicht identisches ZS-Realienwort: Sankt Nikolaus – Дед Мороз, Hanswurst – Петрушка. Vorteilig ist dabei die Mö glichkeit das Wesen einer Erscheinung zu erlä utern. Nachteilig ist Weitschweifigkeit. 8. Epidigmatische situative Umgestaltung – Ersatz der Gestalt, ein kompletter Ersatz der Beschreibungsweise einer Situation. Dieses Verfahren ist beliebt bei der Ü bersetzung von Phraseologismen (Er drischt leeres Stroh. Diese Firma steht jetzt auf der Kippe). Manchmal fehlt es an eine adä quate Gestalt oder es besteht keine Notwendigkeit, ein ZS-Ä quivalent zu verwenden, da greift man zur Deidiomatisierung (man verwendet eine stilistisch neutrale ZS-Entsprechung: Ich habe die Nase voll von Ihren Versprechungen. –Я больше не верю Вашим обещаниям. Dieses Verfahren basiert nicht auf Syntagmatik, sondern auf der Epidigmatik - der rä umlichen Gestaltung des zu umgestaltenden Objektes. Zur Wiedergabe im ZT stehen dem Ü bersetzer interlinguale paradigmatische Mittel zur Verfü gung (synonymische der antonymische Varianten; Konkretisierung, Generalisierung usw. ), was im Notfall eine syntagmatische Dekompression bzw. Kompression herbeifü hrt. Aber die Unterschiede in der „sprachlichen Widerspiegelung der Welt“ sowie in den sprachlichen Normen der AS und ZS zwingen zur Verwendung von epidygmatischen Verfahren.
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