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Tag 4: Zone B



Tag 4: Zone B

Wieder wachte ich mitten in der Nacht auf. Mir war als hörte ich schon wieder Stimmen. Die Decken über den Kopf gezogen, traute ich mich nicht auch nur einen Blick zu wagen, doch schon wenige Sekunden später durchdrang das Licht einer Taschenlampe mein spärliches, baumwollenes Schutzschild. Dann waren da ganz deutlich wahrnehmbare Stimmen, zwei an der Zahl, männlich. Sie klangen noch sehr jung. Glücklicherweise schienen sie mich noch nicht bemerkt zu haben. Anhand der Geräusche konnte ich sie ganz klar in der Küche ausmachen. Offensichtlich boten sich mir nun zwei Möglichkeiten: Unter der Decke kauernd abwarten, bis die Beiden wieder verschwinden würden oder sie in der Küche zu stellen. Ein Glück hatte ich noch den Revolver einstecken. Vorsichtig befreite ich mich von den Decken, stand möglichst lautlos auf und näherte mich der Küche. Da standen sie, durchsuchten die hölzernen, weißen Hängeschränke. Sie sahen sehr jung aus, waren bestenfalls Anfang Zwanzig. Ich zog den Revolver aus der Tasche, richtete ihn auf den größeren der Beiden und fasste all meinen Mut zusammen.

Mit einem bestimmten „Keine Bewegung! Wer seid ihr und was macht ihr hier?“ begegnete ich den Bengeln. Erschrocken drehten sie sich zu mir um, sahen meinen Revolver und erstarrten förmlich zu Salzsäulen. Sie waren wohl fest davon ausgegangen, hier niemanden anzutreffen. Ich verlangte eine Erklärung wer sie seien. Der kleinere der beiden Typen stand mir Rede und Antwort. Sie waren Brüder, stammten hier aus der Nachbarschaft und lebten noch bei ihren Eltern im Haus. Der Familie waren die Lebensmittel ausgegangen. Ohne Sprit im Tank ihres Autos und mehrere Meilen bis zum nächsten Supermarkt, blieb ihnen keine andere Möglichkeit als vermeintlich verlassene Häuser zu plündern. Das Haus meiner Großeltern war nicht das erste in der heutigen Nacht gewesen, das sie aufsuchten. Bisher hatten sie immer Glück gehabt, wurden nie erwischt und trafen nie die Hausbesitzer an, verriet mir Mike. Sein großer Bruder Jason hielt sich dezent im Hintergrund. Sie wollten keinen Ärger. Ich steckte den Revolver weg und wir beschlossen die Unterhaltung im Wohnzimmer auf der Couch bei Kerzenlicht fortzuführen.

Was die Zwei mir anschließend erzählten, wollte ich zunächst nicht wahr haben. So sei mittlerweile die ganze Welt von diesem aggressiven Grippevirus betroffen. Die Ordnung wie wir sie kannten, sei zusammengebrochen. Millionen Menschen ließen ihr Leben, die Welt war im Chaos versunken. Mike erzählte mir von einem Gespräch zweier Nachbarn, welches er am Tag zuvor aufgeschnappt hatte. Es wird vermutet, dass Terroristen den Virus im Labor züchteten und für die Pandemie verantwortlich seien. Welche Motivation dahinter stecke? Auf diese Frage wusste er keine Antwort. Denkbar wäre, dass selbst die Verbrecher nicht ahnen konnten, was sie da züchteten und was diese bizarre Kreation auslösen würde. Mir wurde schlecht. Ich wollte keine weiteren Details mehr hören, war restlos bedient.

Ich bot den Brüdern an, einen Teil der Vorräte mitzunehmen. Sie waren sehr dankbar, packten zwei Taschen voll mit Lebensmitteln und Getränken. Zum Abschied brachte auch Jason ein Wort heraus. Ein leises aber ehrlich klingendes „Danke“. Ich versuchte wieder einzuschlafen, doch das Restadrenalin in meinem Körper wusste das mehr als effektiv zu verhindern.

Als die ersten Sonnenstrahlen auf die altmodische 70er Jahre Tapete an den Wohnzimmerwänden trafen, sammelte auch ich ein paar Vorräte zusammen und machte mich noch ziemlich müde von der unruhigen Nacht auf den Weg zurück zu meinem Apartment. Ich traute mich nicht, einen weiteren Blick ins Schlafzimmer zu werfen, doch ich würde wiederkommen, um meinen Großeltern die versprochene Bestattung zu ermöglichen.

Ich verließ das Haus und sperrte die Terrassentür ab. Mir war bewusst, dass das einfache Schloss kein Hindernis für weitere Plünderer wäre, doch ein klein wenig Ordnung aufrecht zu erhalten, fühlte sich in diesem Moment verdammt gut an.

Es war ein weiterer eiskalter Morgen, doch der Himmel war klar und blau und die Sonnenstrahlen wärmten mein Gesicht. Man hätte fast meinen können, es wäre ein ganz normaler Tag und die vergangenen 72 Stunden wären nur ein wirklich schlimmer Albtraum gewesen. Ich verließ die Nachbarschaft auf dem gleichen Weg wie am Tag zuvor in der Hoffnung, der geborgte Van würde an derselben Stelle vor der Straßensperre auf mich warten. Er stand tatsächlich noch da, Schwein gehabt!

Nach etwa zehn Meilen Richtung Stadtmitte sah ich in einiger Entfernung Militärfahrzeuge auf der Straße stehen. Langsam näherte ich mich den Soldaten. Einer winkte mir zu und forderte mich kurz daraufhin via Megafon bestimmend dazu auf, auf ihn zuzufahren. Scheinbar handelte es sich um eine Art Verkehrskontrolle. Nichts Böses denkend kam ich der Forderung nach und stellte das Auto direkt neben ihm ab. Meine größte Sorge war in diesem Moment, dass die Soldaten herausfinden könnten, dass mein fahrbarer Untersatz nur „geborgt“ war. Kaum zum Stillstand gekommen, schallte mir ein harsches „Aussteigen, sofort!“ entgegen. Ich stieg aus. Zwei Soldaten mit Atemschutzmasken packten mich an jeweils einem Arm und pressten mich gegen den Van; die Kälte der B-Säule drang in meine rechte Wange ein. Sie schienen sich ausschließlich für mich zu interessieren, dem Auto widmeten sie nicht einen einzigen Blick. Nach einer kurzen aber gründlichen Durchsuchung und der Abnahme meines Revolvers, zerrten sie mich in Richtung eines kleinen Zelts, welches neben den Militärfahrzeugen aufgestellt war. Ich hatte weiche Knie, doch dann sah ich ein an der Seite angebrachtes, großes rotes Kreuz. Erleichterung kam auf und das Gefühl im Knie zurück. Im Medizinzelt wurde mir ein Militärarzt vorgestellt. Seinen Namen habe ich mir nicht gemerkt, doch sehr wohl seine kurze aber prägnante Erklärung, welchem Zweck diese Aktion dienen sollte: Die weitere Ausbreitung des Virus zu unterbinden.

In den vergangenen Tagen habe man versucht, den Stadtkern möglichst lückenlos abzuriegeln, die Ausbreitung einzudämmen und infizierte Personen zu isolieren. Die Stadt sollte von innen heraus geheilt werden. Dazu wurden Quarantäne-Zonen eingerichtet. Nun wolle man verhindern, dass Leute von außerhalb weitere Viren in den Stadtkern tragen. Zumindest sei dies der Plan der Regierung. Wirklich überzeugt war der Doktor davon scheinbar nicht, doch als Militärangehöriger folgt man Befehlen, zweifelt sie nicht an. Er bereitete einen Schnelltest vor, wischte mir mit einem Teststreifen über die Stirn und die Hände. Ein paar Sekunden später lag das Ergebnis des Tests bereits vor. Er sah mich mit einem tiefen Stirnrunzeln an, winkte die zwei Soldaten herbei. Dann ging alles ziemlich schnell. Sie packten mich erneut an den Armen, fixierten mich. Verwundert und nervös fragte ich, was los sei. Der Arzt meinte er sei sich nicht sicher, müsse mir nun eine Spritze verabreichen, ich solle mir aber keine Sorgen machen. Ich hingegen war mir sehr wohl sicher gesund zu sein, fühlte mich körperlich fit, konnte mich nicht daran erinnern auch nur eines der typischen Grippe-Symptome zu verspüren. Ein Gefühl der Angst durchdrang Mark und Knochen. Noch bevor ich etwas sagen, geschweige denn mich wehren konnte, spürte ich wie die Nadel der Spritze meine Haut durchbohrte und schlief ein. Die Schweine hatten mich einfach betäubt.

Als ich wieder aufwachte, lag ich in einem Bett. Mir gegenüber befand sich eine Uhr an der Wand. Es war kurz vor neun, ich hatte mehr als einen halben Tag lang geschlafen. Mein Blick wanderte durch den Raum. Es kam mir vor als befände ich mich in einer Art improvisierten Krankenhaus. Plastikvorhänge an der Tür, ein Desinfektionsmittelspender gleich daneben. Die Einrichtung des Zimmers mutete jedoch mehr wie die eines Hotels an. Ich wollte aufstehen, doch meine Hand war mit einem Kabelbinder an das Bett gefesselt. Anstatt in Panik zu verfallen, untersuchte ich meinen Körper auf irgendwelche Schläuche für Infusionen und dergleichen; glücklicherweise ohne Erfolg. Dafür trug ich so ein komisches Nachthemd. Ich fühlte mich nach wie vor völlig gesund, war aufgrund der Aussage des Arztes aber noch immer stark verunsichert und wollte Gewissheit.

Die Tür öffnete sich. Eine junge Frau in weißem Kittel und Atemschutz näherte sich meinem Bett. Sie sagte, ich solle keine Angst haben, wäre hier in Sicherheit. Ich nutzte die Gelegenheit und fragte sie wo ich hier sei und wie es um mich und meine Gesundheit stünde. Sie sagte, sie habe nicht viel Zeit und müsse als Krankenschwester noch nach vielen anderen Patienten sehen, würde mir aber einen kurzen Überblick geben.

So erfuhr ich, dass das Ergebnis des Tests am Kontrollpunkt vor der Stadt nicht eindeutig ausfiel. Weil man keine Risiken eingehen wollte, wurde ich für weitere Untersuchungen hierher gebracht.  Hier, das war das Plaza, direkt am Rande des Central Parks. Das luxuriöse Hotel wurde in eine von vielen Quarantäne-Einrichtungen umfunktioniert und gehört der sogenannten „Zone B“ an. Während ich geschlafen habe wurden weitere Tests gemacht, die Ergebnisse und damit die völlige Gewissheit über meinen Zustand, würden aber erst am nächsten Morgen vorliegen. Die Schwester ließ mir eine Flasche Wasser, einen Pappbecher und eine Schlaftablette da. Sie meinte es sei besser, ich würde mich die Nacht über ausruhen anstatt mir den Kopf über das ausstehende Testresultat zu zerbrechen. Ich entschied mich dafür, die Tablette zu nehmen und schlief kurze Zeit später ein.


 



  

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