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KAPITEL 20



 

»Warum kommen sie nicht? «, fragte Neala im Fl& #252; sterton, um Johnny nicht zu wecken.

»Du klingst fast so, als wolltest du es«, gab Sherri zur& #252; ck.

»Wohl kaum. « Neala hatte sich angezogen und stand an der T& #252; r, beobachtete in der Ferne die Krulls. Sie hatte bereits mehrmals versucht, sie zu z& #228; hlen. Allerdings be­wegten sie sich st& #228; ndig - manche zogen sich in den Wald zur& #252; ck, andere tauchten auf. Sie kam auf 20, 24, 19, 26. Die Krulls schienen nichts Besonderes zu tun, wanderten nur umher. Wegen der Kreuze und K& #246; pfe konnte Neala sie nicht gut sehen.

»Es ist, als ob sie auf etwas warten«, meinte sie.

»Ja. Auf uns. Warum machst du nicht die T& #252; r zu? «

»Wir m& #252; ssen Wache halten. «

»K& #246; nnen wir«, erwiderte Sherri. Sie schloss und ver­riegelte die T& #252; r. »Hier dr& #252; ben. « Sie ging seitw& #228; rts durch die

 

Dunkelheit und hob eines der Rehfelle an, die an der vor­deren Wand hingen. Sonnenlicht schien durch die L& #252; cken zwischen den Holzst& #228; mmen.

So also hatte Sherri sie und Johnny beobachtet, dachte Neala. Zorn und Scham regten sich in ihr. Wie viel hatte Sherri gesehen? Alles? Hatte es sie aufgegeilt?

Gott, wie konnte sie nur so tief sinken? Ihre beste Freun­din!

Sherri griff nach oben, riss das Fell von der Wand und warf es beiseite. »Besser«, murmelte sie.

Neala sp& #228; hte durch eine Ritze. Sie konnte genau die Stelle sehen, wo sie mit Johnny gewesen war. Kurz schaute sie h& #246; her und zu den Krulls, die nach wie vor jenseits der Pfl& #246; cke umherwanderten, dann senkte sie den Blick wieder dorthin, wo sie mit Johnny geschlafen hatte.

»Warum hast du es getan? «, fl& #252; sterte sie.

»Spielt das eine Rolle? «

»F& #252; r mich schon. «

»Ich hab doch schon gesagt, dass es mir leidtut. «

»Ich wei& #223;. Ich will auch nicht noch eine Entschuldigung. Ich will wissen, weshalb. Du bist meine Freundin, Sherri! Wie konntest du hier stehen und mir so nachspionieren? «

»Wir werden hier alle sterben. Das ist dir doch klar, oder? «

»Nein, ist es nicht. «

»Glaubst du, dein Johnny schwingt einen Zauberstab und - zack - schon sind wir wieder zu Hause? «

»Wohl kaum. «

»Diese Leute da drau& #223; en - diese Kreaturen - werden uns fr& #252; her oder sp& #228; ter kriegen. Und dann spielt es nicht die geringste Rolle, weshalb ich euch beobachtet habe, oder? «

»Es spielt jetzt f& #252; r mich eine Rolle. «

»Wie du meinst«, gab Sherri zur& #252; ck.

»Sag es mir. «

»Lass es einfach. «

»Kann ich nicht. Jedenfalls nicht, wenn wir Freundinnen bleiben wollen. «

»Schei& #223; e. «

»Prima. Wenn das alles ist, was es dir bedeutet... «

»Du hast keinen Schimmer, was es f& #252; r mich bedeutet. Nicht den blassesten. «

Die Worte jagten Neala Angst ein.

»Ich liebe dich. «

Verdutzt starrte sie Sherri an. »Wie meinst du das? «

»Du wei& #223; t genau, wie ich es meine. Und als ich dich heute Morgen da drau& #223; en im Sonnenlicht stehen sah... da konnte ich einfach nicht anders. Ich konnte nicht aufh& #246; ren, dich zu beobachten. « Sie lachte verbittert. »Wahrscheinlich hast du gedacht, ich w& #228; re geil auf Johnny, was? & #220; berraschung, & #220; berraschung. «

»Das kann ich nicht glauben. «

»Glaub's ruhig, Neala. «

»Aber diese Typen, & #252; ber die du immer redest - Jack und Larry. Wesley... «

»Ich bin bi. «

»Bi? «

»Ich stehe auf beiderlei Geschlecht. «

»Ich wei& #223;, was das Wort bedeutet. Ich h& #228; tte nur nie... « Neala sch& #252; ttelte den Kopf. Sie f& #252; hlte sich angewidert und ver& #228; ngstigt.

»Ich hatte gehofft, du w& #228; rst vielleicht auch so. Wei& #223; t du, bei unserem Campingurlaub wollte ich es irgendwie heraus­finden. «

»Was hattest du denn vor? Mich zu verf& #252; hren? «

»Nur, wenn du... Du musst mir glauben, ich h& #228; tte mich dir nie aufgezwungen. Ich liebe dich. Ich h& #228; tte nichts getan, das du nicht gewollt h& #228; ttest. «

»Mann. «

»Tut mir leid. «

»All die Monate... «

»Tut mir leid«, wiederholte Sherri. Sie trat von der Wand zur& #252; ck. »Das w& #228; re ein gro& #223; artiger Zeitpunkt f& #252; r einen Abgang, aber ich denke, ich verzichte darauf. «

Neala beobachtete, wie sie den Raum durchquerte und sich in eine Ecke legte, dann drehte sie sich wieder der Wand zu und sp& #228; hte durch die Ritze.

Ich liebe dich.

Die Worte lagen ihr wie ein schwerer Stein im Magen. Sie f& #252; hlte sich verraten. Als w& #228; re Sherris Freundschaft nur ein Trick gewesen. Keine richtige Freundschaft, sondern ein Spiel, das Sherri gespielt hatte, um ihr nahe zu sein. Um intime Momente zu ergattern - fl& #252; chtige Blicke auf ihren K& #246; rper, eine beil& #228; ufige Ber& #252; hrung, manchmal eine kurze, gl& #252; ckliche Umarmung.

Ihr Gesicht wurde hei& #223;, als sie an ihr Wochenende in San Diego im vergangenen Monat zur& #252; ckdachte. An das Motel­zimmer nach dem Tag in SeaWorld. Sie hatte Sherri aus der Dusche zugerufen, weil sie ihr Shampoo vergessen hatte. Sherrie hatte einen Witz gerissen. »W& #228; re ich ein Kerl, w& #252; rde ich reinsteigen und dir zur Hand gehen. « Es war also gar kein Witz gewesen. Vielmehr eine Andeutung.

Gott, was muss sie gebetet haben, dass ich sagen w& #252; rde, sie soll hereinkommen.

Es musste eine wahre Folter f& #252; r Sherri gewesen sein.

Das gesamte Wochenende. Ihr so nah zu sein und doch nie nah genug.

Neala erinnerte sich an weitere Begebenheiten von jenem Wochenende. Wie sie sich manchmal im selben Zimmer umgezogen hatten. Die Nacht, in der Sherri ihre eigene Brust untersucht, sie abgetastet und massiert hatte, w& #228; hrend

sie sich mit Neala unterhielt und sie aufforderte, dasselbe zu tun.

H& #228; tte Sherri angeboten, Neala zu untersuchen, w& #228; re Neala misstrauisch geworden, doch daf& #252; r war Sherri zu klug gewesen. Sie spielte das Spiel gerissen.

Zwar war sie nicht unbedingt subtil vorgegangen, aber sie hatte Neala wie ein geschickter Magier in die falsche Richtung schauen lassen.

»Sieh dir mal dieses M& #246; rderteil an«, hatte sie gesagt und ein hauchd& #252; nnes, schwarzes N& #233; glig& #233; aus ihrem Koffer gezogen. »Wesley hat es bei Frederick's gekauft. Einen so spitzen Kerl wie ihn hab ich & #252; berhaupt noch nie kennen­gelernt. « Dann lie& #223; sie den Bademantel auf das Bett fallen und schl& #252; pfte in das N& #233; glig& #233;. »H& #252; bsch, oder? «

»Was davon zu sehen ist. «

»Tja, das ist das einzige Nachthemd, das ich dabeihabe. Und ich habe es nur aus Achtung vor deiner Schamhaftig- keit eingepackt. Normalerweise schlafe ich nackt. «

»Lass dich von mir nicht aufhalten. «

Sherri hatte an jenem Wochenende eine Menge in nack­tem Zustand getan. Neala hatte damals angenommen, sie mochte blo& #223; das Gef& #252; hl der Freiheit und Nat& #252; rlichkeit. Nun wirkte es ganz und gar nicht mehr so. Sherri hatte sich zur Schau gestellt und versucht, sie zu verlocken.

Tja, es war ihr nicht gelungen.

Sherri besa& #223; einen tollen K& #246; rper mit & #252; ppigen, festen Rundungen, nahezu makellos. Einen Makel allerdings hatte er, zumindest f& #252; r Neala.

Es war der K& #246; rper einer Frau, nicht der eines Mannes.

Daf& #252; r konnte sie sich einfach nicht erw& #228; rmen, und es musste f& #252; r Sherri die H& #246; lle gewesen sein. Sie musste das ge­samte Wochenende als einzige Tortur empfunden haben. All die Zeit, die sie seit mittlerweile fast einem Jahr zusammen

verbracht hatten, war f& #252; r Sherri offensichtlich von Schmerz, qu& #228; lendem Verlangen und Hoffnung erf& #252; llt gewesen. Der st& #228; ndigen, unerf& #252; llten Hoffnung, dass Neala letztlich reagie­ren w& #252; rde.

Gott, was f& #252; r einem Elend sich Sherri freiwillig ausgesetzt hatte!

Neala blickte durch den dunklen Raum. Sie konnte Sherri in der Ecke erkennen, wo sie mit einem Arm & #252; ber dem Gesicht auf dem R& #252; cken lag.

Neala ging zu ihr.

Sie setzte sich neben sie.

»Bin ich mit der Wache dran? «, fragte Sherri.

»Nein. «

»Was machen die drau& #223; en? «

»Sie warten. «

»Wahrscheinlich wollen sie uns aushungern. «

»He, Sherri? «

»Ja? «

»Es tut mir leid. «

»Dir? Wieso? «

»Es tut mir leid, dass ich nicht sein kann, was du brauchst. «

»Ja. Mir auch. «

Neala fasste nach unten und ergriff die Hand ihrer Freundin.

 



  

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