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5. Ist es literaturwissenschaftlich relevant, ob Mosebachs Erzähler die Werke von Thomas Mann und Ivan Bunin wirklich gelesen hat?



5. Ist es literaturwissenschaftlich relevant, ob Mosebachs Erzä hler die Werke von Thomas Mann und Ivan Bunin wirklich gelesen hat?

These: Neben dem Gesichtspunkt der Parodie ist die Selbststä ndigkeit des Textes zu berü cksichtigen, der im Diskurs einen Eigenwert gegenü ber den mö glichen Textvorlagen behauptet.

Unabhä ngig davon, ob Mosebachs Erzä hler die Werke und Thomas Mann und Ivan Bunin gelesen hat, greift er auf erzä hlerische Mittel zurü ck, die im kollektiven Gedä chtnis des Erzä hlens vorhanden sind. Auch Ivan Bunin bedient sich an Gestaltungsmitteln, die die Ü berlieferung bereitstellt. Seine Erzä hlung Der Herr aus San Francisco  stellt ein Motto am Erzä hlanfang vor: „Wehe dir, Babylon, starke Stadt! (Apokalypse)". (SF, 9) Augenfä llig ist der Bezug zum Buch Daniel aus dem Alten Testament. Entsprechende Themen und Motive sind im Text als Verfallsmotive deutlich zu erkennen. Der Leser kann sie identifizieren, weil sie ins kollektive Kulturgedä chtnis eingegangen sind. Unabhä ngig davon wie bibelfest er im einzelnen ist.


[1] Martin Mosebach: Krass. Roman, Hamburg: Rowohlt 2021. Im Text oben zitiert als: (K, S. NN)

[2] Ivan Bunin: Der Herr aus San Francisco. Berlin: Fischer 1922. Im Text oben zitiert als: (SF, NN)

[3] Thomas Mann: Groß e kommentierte Frankfurter Ausgabe. Frankfurt/M. 2002 f. im Text oben wird nach dieser Ausgabe zitiert.



  

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