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Kapitel 1. Emil hilft Köpfe waschen



„So“, sagte Frau Tischbein, „und nun bringe mir mal den Krug mit dem warmen Wasser nach! “ Sie selber nahm die kleine blaue Flasche mit der flü ssigen Seife und spazierte aus der Kü che in die Stube. Emil nahm seinen Krug und lief hinter der Mutter her.

In der Stube saß eine Frau und hielt den Kopf ü ber das weiß e Waschbecken. Ihre Frisur war aufgebunden und hing wie drei Pfund Wolle nach unten. Emils Mutter goss die Kamillenseife in das blonde Haar und begann, den fremden Kopf zu waschen.

„Ist es nicht zu heiß? “, fragte sie.

„Nein, es geht“, antwortete der Kopf.

„Ach, das ist ja Frau Bä ckermeister Wirth! Guten Tag! “, sagte Emil.

„Du hast’s gut, Emil. Du fä hrst nach Berlin, wie ich hö re“, meinte der Kopf.

„Erst hatte er keine rechte Lust“, sagte die Mutter. „Aber wozu soll der Junge in den Ferien hier bleiben? Er kennt Berlin ü berhaupt noch nicht. Und meine Schwester Martha hat uns schon immer mal einladen wollen. Ihr Mann verdient ganz gut. Er ist bei der Post. Ich kann nicht mitfahren. Vor den Feiertagen gibt’s viel zu tun. Na, er ist ja groß genug. Auß erdem holt ihn meine Mutter am Bahnhof Friedrichstraß e ab. Sie treffen sich am Blumenkiosk“.

„Berlin wird ihm sicher gefallen. Das ist was fü r Kinder. Da gibt es doch wirklich Straß en, die nachts genau so hell sind wie am Tage. Und die Autos! “

„Viele auslä ndische Wagen? “, fragte Emil.

„Woher soll ich denn das wissen? “, sagte Frau Wirth und musste niesen. Ihr war Seifenschaum in die Nase gekommen.

„Na, nun mach aber, dass du fertig wirst“, sagte die Mutter. „Deinen guten Anzug hab ich ins Schlafzimmer gelegt. Zieh ihn an, damit wir dann sofort essen kö nnen, wenn ich Frau Wirth frisiert habe. “

„Was fü r’n Hemd? “, erkundigte sich Emil.

„Liegt alles auf dem Bett. Und zieh die Strü mpfe vorsichtig an. Und wasch dich erst. Und zieh dir neue Schnü rsenkel in die Schuhe. Dalli, dalli! “

„Puh“, bemerkte Emil und verschwand.

Als Frau Wirth gegangen war, trat die Mutter ins Schlafzimmer und sah, wie Emil unglü cklich herumlief.

„Kannst du mir nicht sagen, wer die guten Anzü ge erfunden hat? “

„Nein, tut mir leid. Aber warum willst du’s wissen? “

„Gib mir die Adresse, und ich erschieß e den Kerl. “

„Ach, hast du’s schwer! Andere Kinder sind traurig, weil sie keinen guten Anzug haben. So hat jeder seine Sorgen... Ehe ich’s vergesse: heute Abend hä ngst du den Anzug ordentlich auf. Vorher wird er aber saubergemacht. Vergiss es nicht! Und morgen kannst du schon wieder deinen Pullover anziehen. Sonst noch was? Der Koffer ist gepackt. Die Blumen fü r die Tante sind in Papier eingewickelt. Das Geld fü r Groß mutter gebe ich dir nachher, und nun wollen wir essen. Kommen Sie, junger Mann! “ Frau Tischbein legte den Arm um seine Schulter und transportierte ihn nach der Kü che. Es gab Makkaroni mit Schinken. Emil futterte wie ein Scheunendrescher. Nur manchmal blickte er zur Mutter hinü ber.

„Und schreib sofort eine Karte. Ich habe sie dir in den Koffer gelegt, gleich obenauf. “

„Wird gemacht“, sagte Emil.

„Grü ß sie alle schö n von mir. Und pass gut auf. In Berlin geht es anders zu als bei uns in Neustadt. Und benimm dich anstä ndig. “

„Aber ja“, sagte Emil.

Nach dem Essen gingen beide in die Stube. Die Mutter holte einen Blechkasten aus dem Schrank und zä hlte Geld. Dann schü ttelte sie den Kopf und zä hlte noch einmal. Dann fragte sie: „Wer war eigentlich gestern Nachmittag da, hm? “ „Frä ulein Thomas“, sagte er, „und Frau Homburg. “

„Ja. Aber es stimmt noch nicht. “ Sie dachte nach, rechnete und meinte schließ lich: „Es fehlen acht Mark. “

„Der Gasmann war heute frü h hier. “

„Richtig, nun stimmt es leider. “ Die Mutter holte drei Scheine aus dem Blechkasten. „So, Emil! Hier sind hundertvierzig Mark. Ein Hundertmarkschein und zwei Zwanzigmarkscheine. Hundertzwanzig Mark gibst du der Groß mutter und sagst ihr, sie solle nicht bö se sein, dass ich voriges Mal nichts geschickt hä tte. Und gib ihr einen Kuss. Verstanden? Die zwanzig Mark, die ü brig bleiben, behä ltst du. Davon kaufst du dir die Fahrkarte, wenn du wieder heimfä hrst. Das macht ungefä hr zehn Mark. Genau weiß ich’s nicht. Und von dem Rest bezahlst du, was du isst und trinkst, wenn ihr ausgeht. Auß erdem ist es immer gut, wenn man ein paar Mark in der Tasche hat. Ja. Und hier ist ein Kuvert. Da stecke ich das Geld hinein. Pass mir ja gut auf, dass du es nicht verlierst; wo willst du es hintun? “

Sie legte die drei Scheine in den Briefumschlag und gab ihn Emil.

Der schob ihn in die rechte innere Tasche, tief hinunter und sagte ü berzeugt: „So, da klettert er nicht heraus. “

„Und erzä hle keinem Menschen im Kupee, dass du so viel Geld bei dir hast! “

„Aber Muttchen! “ Dann trug sie den Blechkasten wieder zum Schrank.

Manche von euch werden sicher der Ansicht sein, man brauche sich wegen hundertvierzig Mark wahrhaftig nicht so grü ndlich zu unterhalten wie Frau Tischbein mit ihrem Jungen. Aber falls ihr es nicht wissen solltet:

fü r sehr viele Menschen sind hundert Mark fast so viel wie eine Million.

Emil hatte keinen Vater mehr. Doch seine Mutter hatte zu tun, frisierte in ihrer Stube, wusch blonde Kö pfe und braune Kö pfe und arbeitete, damit sie zu essen hatten und die Gasrechnung, die Kohlen, die Miete, die Kleidung, die Bü cher und das Schulgeld bezahlen konnten. Nur manchmal war sie krank und lag zu Bett. Der Doktor kam und verschrieb Medikamente. Und Emil kochte in der Kü che fü r sie und sich. Und wenn sie schlief, wischte er sogar die Fuß bö den, damit sie nicht sagen sollte: „Ich muss aufstehen. Die Wohnung verkommt ganz und gar. “

Kö nnt ihr es begreifen, und werdet ihr nicht lachen, wenn ich euch jetzt erzä hle, dass Emil ein Musterknabe war? Seht, er hatte seine Mutter sehr lieb. Sie arbeitete, rechnete und arbeitete, und da wollte er nicht faul sein.

Emil war ein Musterknabe, aber keiner von der Sorte, die feig sind und nicht richtig jung. Er war ein Musterknabe, weil er es sein wollte. Er hatte sich dazu entschlossen, und oft fiel es ihm recht schwer.

Wenn er aber zu Ostern nach Hause kam und sagen konnte: „Mutter, ich bin wieder der Beste! “, dann war er sehr zufrieden. Er liebte das Lob, das er in der Schule und ü berall erhielt, weil es seiner Mutter Freude machte. Er war stolz darauf, dass er ihr ein bisschen zurü ckzahlen konnte, was sie fü r ihn, ohne mü de zu werden, tat...

„Hoppla“, rief die Mutter, „wir mü ssen zum Bahnhof. Es ist schon Viertel nach eins. Und der Zug geht kurz vor zwei Uhr. “

„Also los, Frau Tischbein! “, sagte Emil zu seiner Mutter, „aber, dass Sie es nur wissen, den Koffer trage ich selber! “

Vor dem Hause sagte die Mutter: „Falls die Pferdebahn kommt, fahren wir bis zum Bahnhof. “

Wer von euch weiß, wie eine Pferdebahn aussieht? Aber da sie gerade um die Ecke biegt und hä lt, weil Emil winkt, will ich sie euch rasch beschreiben.

Also, die Pferdebahn lä uft auf Schienen, wie eine richtige Straß enbahn und hat auch ä hnliche Wagen, aber es ist eben doch nur ein Pferd davor. Emil und seine Freunde fantasierten von elektrischen Bahnen, aber der Magistrat von Neustadt fand die Pferdebahn gut genug. Bis jetzt konnte also von Elektrizitä t gar keine Rede sein, und der Wagenfü hrer hielt also in der linken Hand die Zü gel und in der rechten die Peitsche. Hü, hott!

Und wenn jemand in der Rathausstraß e 12 wohnte, und er saß in der Pferdebahn und wollte aussteigen, so klopfte er ganz einfach an die Fensterscheibe. Dann machte der Herr Schaffner „Brr! “, und der Fahrgast war zu Hause. Die richtige Haltestelle war vielleicht erst vor der Hausnummer 30 oder 46. Aber das war der Neustä dter Straß enbahn ganz egal. Sie hatte Zeit. Das Pferd hatte Zeit. Der Schaffner hatte Zeit. Die Neustä dter hatten Zeit. Und wenn es wirklich einmal jemand besonders eilig hatte, ging er zu Fuß ...

Auf dem Bahnhofsplatz stiegen Frau Tischbein und Sohn aus.

Dann kaufte die Mutter am Schalter die Fahrkarte und eine Bahnsteigkarte. Und dann gingen sie auf den Bahnsteig I — bitte sehr, Neustadt hat vier Bahnsteige — und warteten auf den Zug nach Berlin. Es fehlten nur noch ein paar Minuten.

„Lass nichts liegen, mein Junge! Und setz dich nicht auf die Blumen! Du kommst um 18. 17 Uhr in Berlin an. Am Bahnhof Friedrichstraß e. Steige ja nicht vorher aus, etwa am Bahnhof Zoo! “

„Nur keine Bange, junge Frau. “

„Und sei zu den anderen Leuten nicht so frech wie zu deiner Mutter. Und wirf das Papier nicht auf den Fuß boden, wenn du deine Wurstbrote isst. Und — verliere das Geld nicht! “

Emil fasste sich entsetzt an die Jacke und in die rechte Brusttasche und meinte dann erleichtert: „Alles in Ordnung. “

Er fasste die Mutter am Arm und spazierte mit ihr auf dem Bahnsteig hin und her.

„Und arbeite nicht zu viel, Muttchen! Und werde ja nicht krank. Und schreib mir auch einmal. Und ich bleibe hö chstens eine Woche, dass du’s weiß t. “ Er drü ckte die Mutter fest an sich. Und sie gab ihm einen Kuss auf die Nase.

Dann kam der Personenzug nach Berlin. Emil fiel der Mutter noch ein bisschen um den Hals. Dann kletterte er mit seinem Koffer in ein Abteil. Die Mutter reichte ihm die Blumen und die Wurstbrote nach und fragte, ob er Platz hä tte. Er nickte.

„Also, Friedrichstraß e aussteigen! “

Er nickte.

„Und die Groß mutter wartet am Blumenkiosk. “

Er nickte.

„Und benimm dich, du Schurke! “

Er nickte.

„Und sei nett zu Pony Hü tchen. Ihr werdet euch gar nicht mehr kennen. “

Er nickte.

„Und schreib mir. “

„Du mir auch. “

So wä re es wahrscheinlich noch stundenlang fortgegangen, wenn es nicht den Eisenbahnfahrplan gegeben hä tte. Der Zugfü hrer rief: „Alles einsteigen! Alles einsteigen! “ Die Wagentü ren klappten zu. Die Lokomotive ruckte an. Und fort ging’s.

Die Mutter winkte noch lange mit dem Taschentuch. Dann drehte sie sich langsam um und ging nach Hause. Und weil sie das Taschentuch sowieso schon in der Hand hielt, weinte sie noch ein bisschen.

Aber nicht lange. Denn zu Hause wartete schon Frau Fleischermeister Augustin und wollte grü ndlich den Kopf gewaschen haben.

Beantworten Sie die Fragen!

1.     Wie heiß t der Hauptheld mit dem Vornamen und Familiennamen?

2.     Aus wie vielen Personen besteht die Familie?

3.     Ist die Familie reich?

4.     Wer verdient Geld?

5.     Was ist Emils Mutter?

6.     Wie stehen die Mutter und der Sohn zueinander?

7.     Warum war Emil ein Musterknabe?  

8.     Wie heiß t die Stadt, in der Emil lebte?

9.     Wohin und wozu musste Emil fahren?

10.   War er schon in der Hauptstadt Deutschlands?

11.   Wer lebte dort?

12.   Welche Aufgabe hat Emil erhalten?

13.   Was hat Emil in den Briefumschlag gelegt?

14.   Wieviel Geldscheine waren drin?

15.   Was hatte Emil an und wie fü hlte er sich dabei?

16.   Fü r wie lange sollte er fahren?

17.   Welche Ratschlä ge hat die Mutter ihm gegeben?

18.   Womit hat Emil seiner Mutter Freude gemacht?

19.   Wie hat Emil der Mutter geholfen?

20.   Beschreiben sie die Stadt, in der Emil lebte!

21.   Hat man auf ihn in Berlin gewartet?



  

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