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Zeit des Sturm und Drang
Zurü ck in Frankfurt, erö ffnete Goethe eine kleine Anwaltskanzlei, die vornehnmlich seinem Vater als „bloß e Durchgangsstation“ zu hö heren Ä mtern (etwa Schultheiß wie der Groß vater) galt. [26] Die Advokatur betrieb er mit bald nachlassendem Interesse und geringem Arbeitseifer vier Jahre lang bis zur Abreise nach Weimar. Wichtiger als der Anwaltsberuf war Goethe die Dichtung. Wieder schenkte Goethe den juristischen Studien wenig Aufmerksamkeit. Stattdessen befasste er sich mit den antiken Autoren und verliebte sich in Charlotte Buff, Kestners Verlobte. Als nach wenigen Monaten die Situation zu eskalieren drohte, verließ er Wetzlar fluchtartig. Anderthalb Jahre spä ter verwob er diese Erfahrung sowie weitere eigene und fremde Erlebnisse in dem Briefroman Die Leiden des jungen Werther, den er Anfang 1774 innerhalb von nur vier Wochen niederschrieb. Das hochemotionale Werk machte seinen Autor binnen kurzem in ganz Europa berü hmt. In seinem ersten Weimarer Jahrzehnt verö ffentlichte Goethe auß er einigen in Zeitschriften verstreuten Gedichten nichts. Die tä gliche Arbeit ließ ihm zu ernsthafter dichterischer Tä tigkeit wenig Zeit, zumal er auch fü r die Gestaltung von Hoffesten und die Belieferung des hö fischen Liebhabertheaters mit Singspielen und Theaterstü cken zustä ndig war. Zu diesen Gelegenheitsproduktionen, die er oft als eine lä stige Pflicht ansah, gehö rt eine Neufassung des Jahrmarktsfests zu Plundersweilern. Anspruchsvolle Arbeiten dieser Zeit waren eine erste Prosafassung der Iphigenie auf Tauris; er begann auß erdem den Egmont, Tasso und Wilhelm Meister. In dieser Zeit entstanden auß erdem einige der bekanntesten Gedichte Goethes; neben den Liebesgedichten fü r Charlotte von Stein (z. B. Warum gabst du uns die tiefen Blicke) waren dies u. a. der Erlkö nig, Wandrers Nachtlied, Grenzen der Menschheit und Das Gö ttliche.
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