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Аудирование. Текст. HÖRTEXT. Wir wollen das eigenständige Lernen fördern». Lehrer des Jahres für naturwissenschaftliche Fächer ausgezeichnet



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«Wir wollen das eigenständige Lernen fördern»

Lehrer des Jahres für naturwissenschaftliche Fächer ausgezeichnet

Der Wilhelmshavener Lehrer und Leiter des außerschulischen Lernorts «Bildung für Technik und Natur», Erich Welschehold, ist zum «Lehrer des Jahres für naturwissenschaftliche Fächer» ernannt worden. Er erhielt am 24. November 2009 den mit 15.000 Euro dotierten Klaus-von-Klitzing-Preis, den die Universität Oldenburg und die EWE Stiftung zum fünften Mal vergeben haben. Die Online-Redaktion sprach mit Erich Welschehold über seine Arbeit, die Kooperation mit den Schulen und darüber, wie er sich eine gute Schule vorstellt.

Online-Redaktion: Herr Welschehold, Sie sind vor kurzem zum Lehrer des Jahres für naturwissenschaftliche Fächer gewählt worden. Was bedeutet Ihnen das?

Welschehold: (Lacht) Zu erfahren, dass ich vorgeschlagen wurde, empfand ich allein schon als große Ehrung. Als ich dann noch nominiert wurde, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Aber sehr kurze Zeit später kam eine Freude und eine Genugtuung darüber auf, dass meine Arbeit, die Arbeit unseres ganzen Teams, so gewürdigt wird. Das stärkt ja enorm den Rücken, wenn man so ’ne Auszeichnung bekommt.

Online-Redaktion: Sie leiten seit 2000 den außerschulischen Lernort «Bildung für Technik und Natur» in Wilhelmshaven. Was können Schülerinnen und Schüler bei Ihnen alles erleben und lernen?

Welschehold: Sehen Sie, wir bieten als außerschulischer Lernort ungewöhnliche Experimentiereinrichtungen an. Die Kinder und Jugendlichen können in Bereichen lernen, die sie hier am Küstenstandort wiederfinden. Für uns ist es enorm wichtig, dass die Themen greifbar sind, dass wir Bezüge zur Realität herstellen. Wir haben uns am Anfang, 1998, fürs Thema «Klimawandel und Küstenschutz» entschieden. Die Kinder und Jugendlichen können sich im Rahmen dieses Projektes mit dem Küstenschutz befassen. Wir machen Zeitreisen bis zur Eiszeit, schauen, was sich in der Zeit verändert hat und wie man hier an der Küste darauf reagiert. An unseren Wassertischen können die Kinder und Jugendlichen alles selbst erleben: Wir können es stürmen lassen, eine Flut erzeugen, die Kinder erproben, wie ein Deich gebaut werden muss und sie können feststellen, dass, wenn der Deich zu steil ist, die Energie der Welle den Deich zerstört.

Und ein weiteres Thema, das wir anbieten, ist das Thema «Energie». Wir untersuchen zum Beispiel die Windenergie.

 

Online-Redaktion: Worauf legen Sie besonderen Wert?

Welschehold: Wir legen besonderen Wert darauf, dass das, was wir machen, aus der Erlebnisumwelt der Kinder ist. Ich würde niemals Küstenschutz in Bayern anbieten. Dann legen wir besonderen Wert noch darauf, dass jede Persönlichkeit als solche anerkannt ist. Wir bereiten jedes Thema altersgerecht auf, das heißt, wir zeigen Kindern Wege, die sie verstehen, damit sie eigenständig weiterarbeiten können. Wir wollen unbedingt das eigenständige Lernen fördern. Wir ziehen uns konsequent an Stellen, an denen wir sagen, ihr seid jetzt dran, zurück und ermuntern sie vielmehr, noch einmal zur Schautafel zu gehen oder mit ihren Mitschülern zu sprechen. Auch geben wir den Kindern grundsätzlich das Gefühl, dass sie das schaffen können. Das ist das Besondere, das wir den Kindern hier bieten. Wenn sie nach Hause gehen, haben sie das Gefühl, dass sie einen halben Kopf größer geworden sind. Sie haben dann das fertige Modell in der Hand, einen Rennwagen mit Lenkung oder einen Windgeschwindigkeitsmesser und sagen staunend: Das glauben unsere Eltern nie, dass wir das können.

 

Online-Redaktion: Was können die Schülerinnen und Schüler bei Ihnen lernen, was sie in der Schule nicht lernen können?

 

Welschehold: Erst einmal offensichtlich das eigenständige Lernen. Das lässt Schule nicht in diesem Maße zu. Das war früher offensichtlich mehr möglich.

Heute haben die Kinder und Jugendlichen einfach nicht die Möglichkeit, individuell zu lernen, wie man lernt, sie haben gar nicht die Zeit dazu. Das liegt an der enormen Stofffülle und daran, dass man ständig alles überprüft. Schüler und Lehrer müssen sich dauernd Vergleiche gefallen lassen. Eine Lernatmosphäre fördert das nicht. Das freie Arbeiten fehlt und das sehen die Schülerinnen und Schüler auch so. Schule ist eine reine «Paukschule» geworden. Zum eigenständigen Lernen kommt man so nicht. Da hat sich Schule offensichtlich verändert und ich denke, wir hier im Lernort bieten solches Lernen.

 

Online-Redaktion: Wie sieht die Zusammenarbeit mit den Schulen aus?

Welschehold: In der Regel kommt eine Klasse einmal im Schuljahr und bleibt einen bis zu drei Tage. Sie arbeiten in dieser Zeit an einem Projekt. Die Jungen und Mädchen bis einschließlich Klasse acht arbeiten getrennt. Wenn die Mädchen unter sich sind, lassen sie sich von den Jungen nicht bevormunden und die Jungen haben nicht mehr das Gefühl, dass sie aufgrund ihrer Gene in Technik alles wissen müssen. Beide Geschlechter gehen auch sehr unterschiedlich an die Themen heran. Wenn die Gruppen gemischt sind, ziehen sich die Mädchen zurück und lassen die Jungen die Vorschläge machen. Das zieht sich durch alle Themen.

 

Online-Redaktion: Sie waren selbst bis vor zehn Jahren Lehrer an einer Schule. Wieso haben Sie sich dazu entschieden, den Schuldienst zu verlassen?

Welschehold: Ich bin immer gerne Lehrer gewesen, Klassenlehrer wie auch Mathematik-, Physik- und Techniklehrer. Zu sehen, wie die Jugendlichen im Laufe der Jahre an dem Unterricht, den ich mit ihnen gemacht habe, gewachsen sind, ist etwas, was ich jetzt manchmal vermisse. Aber ich habe immer mehr festgestellt, dass der praktische Anteil, das Anschauliche lernen, immer weiter zurückgegangen ist. Und das musste nachgeholt werden. Unsere Arbeit jetzt ist ein Versuch zu zeigen, wie man lernt. Und es macht natürlich Spaß, dort zu arbeiten, wo Kinder und Jugendliche gerne lernen.

Online-Redaktion: Wie könnte man den Unterricht in den Naturwissenschaften an der Schule besser gestalten?

Welschehold: Dazu müsste man in erster Linie die Rahmenbedingungen ändern. Die Schulen müssten eine ganz andere Ausstattung bekommen und mehr Stunden, damit man mit allen Klassen experimentieren kann.

Online-Redaktion: Wie sieht eine gute Schule für Sie aus?

Welschehold: Mein Traum ist es, einen Teil der Art, wie wir hier arbeiten, auf Schule zu übertragen. Gerade vor dem Hintergrund, wie sich unsere Gesellschaft entwickelt und dass Kinder vieles draußen gar nicht mehr beobachten können, weil sie sich viel zu lange vor dem Fernseher oder dem Computer aufhalten, sollte man Schule zu einer echten Ganztagsschule machen. Mit realitätsbezogenen Angeboten, durch die sie Lust auf das Lernen bekommen. Außerdem sollte jede Schule an einem Wochentag einen «Arbeitstag für Schüler» einrichten: Kinder und Jugendliche sollten sich dann klassenübergreifend oder sogar jahrgangsübergreifend ein Thema aussuchen können, an dem sie gemeinsam arbeiten: eine Schülerfirma gründen, ein Theaterstück einüben, eine Firma errichten, die Erfindungen macht usw. Und sie sollten das Projekt einmal im Halbjahr präsentieren. Sie müssen stolz sein können, auf das, was sie gelernt haben, dann bekommen wir in der Schule auch wieder eine ganz andere Atmosphäre, ein ganz anderes Wir-Gefühl und auch eine andere Einstellung zur Leistung.

 

Nach: http://www.bildungsserver.de/innovationsportal/bildungplus.html?artid=725



  

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