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Drittes Kapitel



 

Als der Morgen angebrochen war, traf man Vorbereitungen zum Aufbruch. Cathé rine fü hlte sich besser. Das Fieber schien gefallen zu sein. Sie zog aus ihrem Zustand Nutzen, indem sie MacLaren fragte, ob man ihr nicht ein Reitpferd geben kö nne. Sie fü rchtete jetzt die kö rperliche Nä he des jungen Schotten wä hrend eines langen Rittes. Der Leutnant nahm ihre Bitte mit eisiger Miene auf.

»Wo soll ich ein Reitpferd hernehmen? Ich habe Eurem Normannen das Pferd gegeben, das Eurem Knappen Fortunat diente, nach Montsalvy zu gelangen. Der Mö nch und Sara reiten auf der Kruppe der Pferde zweier meiner Mä nner. Ich kann nicht noch einem anderen das Pferd wegnehmen und einem weiteren Streitroß doppelte Last auferlegen, nur um Euch zu gestatten, Euch nach Belieben im Sattel zu tummeln. Ist es Euch denn so unangenehm, mit mir zu reiten? «

»Nein«, erwiderte sie etwas zu schnell. »Nein … bestimmt nicht … aber ich dachte …«

Er beugte sich ein wenig vor, um zu verhindern, daß jemand hö rte, was er sagen wü rde:

»Ihr habt einfach Angst, weil Ihr wiß t, daß Ihr fü r mich keine mit Schleiern drapierte Statue seid, die man nur aus der Ferne betrachtet, ohne zu wagen, sich ihr zu nä hern, sondern eine Frau aus Fleisch und Blut, die man begehren und der man es sogar ohne Furcht gestehen kann! «

Die schö nen Lippen der jungen Frau bogen sich zu einem verä chtlichen Lä cheln herab, doch ihre Wangen waren merkwü rdig gerö tet.

»Schmeichelt Euch nicht, Messire, daß ich Eurer Gnade ausgeliefert sei, weil ich schwach und verwundet und fast schutzlos bin. Wenn Ihr damit andeuten wollt, daß Eure Berü hrung mir etwas ausmachte, dann muß ich Euch enttä uschen, wie Ihr's verdient. In den Sattel also, wenn's beliebt! «

Mit einem Schulterzucken und einem spö ttischen Blick schwang er sich aufs Pferd und streckte dann Cathé rine die Hand hin, um ihr hinaufzuhelfen. Nachdem sie ihren Platz hinter ihm eingenommen hatte, wollte er den Sattelgurt wieder anschnallen, aber sie weigerte sich.

»Ich bin jetzt viel krä ftiger. Ich werde mich aufrecht halten kö nnen. Es ist nicht das erstemal, daß ich reite, Messire Ian! «

Er bestand nicht darauf und gab das Zeichen zum Aufbruch. Den ganzen langen Tag verlief der Ritt ohne Zwischenfall. Es war stets die gleiche Einö de, die gleiche gequä lte Landschaft. Beim Anblick Bewaffneter flohen die wenigen Bauern, die man traf. Der Krieg hatte diese armen Menschen so schwer getroffen, sie waren so oft gebrandschatzt und ausgeplü ndert worden, hatten so viel Trä nen und Blut vergossen, daß sie sich nicht einmal mehr die Mü he machten herauszufinden, welcher Partei die angehö rten, die hier unvermutet auftauchten. Freunde und Feinde waren gleichermaß en unheilvoll, gleich grausam. Der Anblick einer in der Sonne blitzenden Lanze genü gte, sie sofort die Tü ren schließ en und die wenigen Fenster verbarrikadieren zu lassen. Man ahnte hinter den stummen Wä nden den angehaltenen Atem, das wie rasend klopfende Herz, den Angstschweiß, und Cathé rine konnte sich eines Gefü hls der Verlegenheit, eines fast kö rperlich spü rbaren Unbehagens nicht erwehren.

Das Pferd, das sie und MacLaren trug, war ein krä ftiger Rotschimmel, ein richtiges Schlachtroß, fü r harte Schlä ge und den Kampf geschaffen, nicht fü r Schnelligkeit, nicht fü r die Flucht durch Wä lder oder den langen Galopp ü ber kahle Hochebenen, von Zweigen und Ä sten gepeitscht oder vom wirbelnden Wind getrieben. Es war nicht Morgane!

Als sie die kleine Stute in ihrer Erinnerung wachrief, zog sich ihr Herz zusammen. Sie wischte sich sogar zornig eine Trä ne ab. Albern war sie, sich derart an ein Tier zu binden! Morgane hatte ihretwegen die Stä lle Gilles de Rais' verlassen und wü rde sie ebenso ungeniert fü r andere Herren verlassen … Trotzdem war diese Vorstellung Cathé rine grä ß lich. Als sie von Carlat aufgebrochen war, hatte sie Kennedy anbefohlen, auf Morgane aufzupassen; aber wü rde der schottische Feldhauptmann nichts Besseres zu tun haben, als sich um eine Stute zu kü mmern, und sei sie noch so rassig? Von Morgane schweiften Cathé rines Gedanken wieder zu Michel, dann zu Arnaud, und der Gram ü berfiel sie von neuem. Sie hatte sich nie mehr aus Carlat wegrü hren wollen, hatte die immer gleichen Jahre an sich vorü berfließ en lassen wollen, bis der Tod kä me, doch offenbar hatte das Schicksal es anders bestimmt. Fü r ihren Sohn muß te sie den Daseinskampf wiederaufnehmen, muß te sie sich wieder in den Strom eines Lebens stü rzen, das ihr nicht gefiel …

Wä hrend Cathé rine so ihren Gedanken nachhing, lief der Weg unter den Hufen der Pferde dahin. Auf dem ganzen Ritt wechselte sie kein Wort mit MacLaren. Als der Abend herniedersank, hielt man in Mauriac an. Schwarze Hä user aus zermalmter Lava am Fuß e der viereckigen Tü rme einer romanischen Basilika, ein sehr ä rmliches Gotteshaus, Rastort der Pilger von San Jago auf ihrem Weg nach Compostela in Galicien: Cathé rine sah nicht viel mehr. Aber sie war glü cklich, daß dieses von drei Minoriten unterhaltene fromme Asyl ihr das Zusammensein mit den Soldaten und ganz besonders mit ihrem rä tselhaften Fü hrer ersparte. Als er ihr vor dem Gotteshaus aus dem Sattel half, hatte er ihre Taille krä ftiger als nö tig umfaß t. Die Gebä rde war vielsagend, doch kaum hatte die junge Frau den Fuß auf den Boden gesetzt, ließ er sie los, drehte sich wortlos um und ging davon, um das Quartier seiner Soldaten zu inspizieren. Inzwischen hatte Sara sich Cathé rine genä hert.

»Wie findest du ihn? « fragte sie geradeheraus.

»Und du? «

»Ich weiß nicht. In diesem Mann steckt eine auß erordentliche Lebenskraft, ein ungeheures Feuer … und doch mö chte ich schwö ren, daß der Tod hinter ihm auf dem Pferd sitzt. «

Cathé rine schauderte.

»Vergiß t du, daß ich sein Pferd mit ihm teile? «

»Nein«, erwiderte Sara langsam, »ich vergesse es nicht. Aber es kann sein, daß du etwas mit dem Tod dieses Mannes zu tun hast. «

Um ihre Unruhe zu beschwichtigen, trat Cathé rine durch die niedrige Pforte des Gotteshauses. In dem mit runden schwarzen Kieselsteinen gepflasterten Vorraum kam ihr ein Mö nch, eine Fackel in der Faust, entgegen.

»Was sucht ihr hier? « fragte er, von der Kleidung der beiden Frauen getä uscht. »Das Quartier der schottischen Soldaten liegt im Hinterhof und …«

»Wir sind Frauen«, unterbrach Cathé rine. »Wir reisen in dieser Kleidung, um unerkannt zu bleiben. «

Der Mö nch runzelte die Stirn. Sein Gesicht von der gelblichen Farbe alten Pergaments legte sich in tiefe Falten.

»Eine so dreiste Kleidung paß t nicht in das Haus des Herrn. Die Kirche miß billigt solche Aufmachung. Wenn ihr hier eintreten wollt, so zieht euch die anstä ndige Kleidung an, die eurem Geschlecht zukommt! Wenn nicht, dann geht wieder zu euren Reisegefä hrten zurü ck! «

Cathé rine zö gerte nur wenig. Ohnehin fü hlte sie sich in diesem fremden Kostü m nicht wohl. Es verteidigte sie schlecht gegen die Zeit und die Menschen, vielleicht weil sie sich seiner nicht bedienen konnte. Sie riß sich die federgeschmü ckte Mü tze vom Kopf und schü ttelte die goldenen Locken.

»Laß t uns eintreten. Sobald wir in einem verschlossenen Zimmer sind, werden wir die Kleidung wieder anziehen, die uns zukommt! Ich bin die Grä fin de Montsalvy und bitte um Asyl fü r die Nacht. «

Die Falten auf der Stirn des Mö nches glä tteten sich. Er verneigte sich sogar mit einer gewissen Ehrerbietung.

»Ich werde Euch fü hren. Seid willkommen, meine Tochter! «

Er fü hrte sie in eines der fü r Gä ste von Rang reservierten Zimmer. Vier Wä nde, eine groß e Pritsche mit einer sehr dü nnen Matratze, einige schlechte Decken, ein Schemel, eine Ö llampe – dies war die ganze Mö blierung; doch an der Wand hing ein groß es steinernes Kruzifix, mit naiver Kunst gehauen, und im Kamin lag ein Armvoll Holz fü r die Flamme bereit. Wenigstens wü rden die beiden Frauen allein sein.

Kaum eingetreten, zü ndete Sara das Feuer an, wä hrend Cathé rine sich mit verrä terischer Eile der Kleider entledigte, die ihr von Kennedy geliehen worden waren.

»Hast du es denn so eilig? « bemerkte Sara. »Du hä ttest wenigstens warten kö nnen, bis das Zimmer warm ist! «

»Nein. Ich habe Eile, wieder mein Selbst zu sein. Niemand wird es mehr an Achtung fehlen lassen, wenn ich wieder aussehe wie sonst. Und diese verrü ckte Kleidung miß fä llt mir. «

»Hmmm! « sagte Sara ungerü hrt. »Ich habe das Gefü hl, daß du es nö tiger hast, dich zu beruhigen, als die anderen zu beeindrucken! ü brigens stimme ich dir ganz zu! Du liebst dieses Kostü m nicht, ich aber finde es entsetzlich. In meinem alten Kleid komme ich mir wenigstens nicht grotesk vor. «

Und dem Wort die Tat folgen lassend, begann auch Sara, sich auszuziehen.

Bei Tagesanbruch hö rte Cathé rine die Messe in der eiskalten Basilika in Begleitung Saras, kniete vor dem ä ltesten der Gastgebermö nche nieder, um seinen Segen zu empfangen, und ging dann wieder zu ihren Reisegefä hrten. Als MacLaren die schwarzgekleidete Dame von Carlat unter dem Portal der Basilika im Glanz der roten Strahlen der aufgehenden Sonne erblickte, zuckte er heftig zusammen. Eine ä rgerliche Furche grub sich zwischen seine hellen Brauen, wä hrend dumpfe Freude in Gauthiers grauen Augen glomm. Seit zwei Tagen hatte der Normanne den Mund nicht aufgetan. Er ritt abseits, als letzter des ganzen Trupps, mit gesenkter Stirn und verschlossenem Gesicht, obwohl Cathé rine sich bemü hte, ihn in ihre Nä he zu rufen. Die junge Frau hatte es aufgegeben, sich etwas vorzumachen. Der Haß, der zwischen dem Waldmenschen und dem Mann der Hochebene gä rte, war fast greifbar.

Aber bevor der Leutnant reagiert hatte, war Gauthier zu Cathé rine geeilt.

»Ich bin glü cklich, Euch wiederzusehen, Dame Cathé rine«, sagte er, als habe er sie schon viel lä nger als nur eine Nacht nicht gesehen. Dann hatte er ihr mit dem Stolz eines Kö nigs seine geschlossene Faust angeboten, damit sie ihre Hand darauf legte. Seite an Seite waren sie zum Detachement zurü ckgekehrt. MacLaren sah sie kommen, die Fä uste in den Hü ften, eine nichts Gutes verheiß ende Falte im Mundwinkel. Als sie nahe herangekommen war, maß er Cathé rine von Kopf bis Fuß.

»Wollt Ihr in diesem Aufzug zu Pferd steigen? «

»Warum nicht? Reisen die Frauen vielleicht in einem anderen Kostü m? Ich bat um Mä nnerkleidung, weil mir dies praktischer erschien, aber ich habe eingesehen, daß es ein Irrtum war. «

»Irrtum – das ist Euer Schleier! Ein so reizendes Gesicht verbirgt man nicht! «

Nonchalant hob er mit einem Finger das zarte Bollwerk aus Musselin, aber Gauthiers Hand legte sich auf sein Handgelenk und umschloß es wie eine eiserne Klammer.

»Laß t das, Messire«, sagte der Normanne ruhig, »wenn Ihr nicht wollt, daß ich Euch den Arm breche. «

MacLaren ließ nicht los und begann zu lachen.

»Du fä ngst an, lä stig zu werden, Halunke! Hallo! Ihr da …«

Doch ehe die Soldaten sich auf Gauthier stü rzen konnten, warf sich Bruder Etienne, der gerade aus dem Gotteshaus trat, zwischen MacLaren und den Normannen. Eine seiner Hä nde legte sich auf Gauthiers Gelenk, die andere auf die Hand des Schotten, die, welche den Schleier hielt.

»Laß t los, beide! Im Namen des Herrn … und im Namen des Kö nigs! «

So groß war die Autoritä t, die in der ruhigen Stimme des Mö nches schwang, daß die beiden Mä nner, gebä ndigt, ihm mechanisch gehorchten.

»Dank, Pater«, sagte Cathé rine mit einem Seufzer der Erleichterung. »Brechen wir endlich auf, denn wir haben schon zuviel Zeit verloren. Und was Euch betrifft, Sire MacLaren, so hoffe ich, daß Ihr Euch in Zukunft anstä ndig betragt, wie es einem Chevalier einer Dame gegenü ber geziemt. «

Statt einer Antwort beugte sich der Schotte hinunter und bot der jungen Frau seine beiden verschrä nkten Hä nde, damit sie ihren Fuß auf sie setze. Dies war das stillschweigende Eingestä ndnis seiner Niederlage und gleichzeitig eine chevalereske Geste der Unterwerfung. Cathé rine lä chelte triumphierend, und mit einer Bewegung, deren unbewuß te Koketterie sie nicht erwog, warf sie den Schleier ü ber ihre hohe Haube zurü ck. Ihr Blick tauchte fü r einen Moment in die hellblauen Augen des jungen Mannes. Was sie in ihnen las, ließ ein schwaches Rot in ihre Wangen steigen. Dann setzte sie ihre Stiefelspitze leicht auf seine verschrä nkten Hä nde und schwang sich auf die Kruppe des Pferdes. Der Friede war wiederhergestellt. Jeder tat es ihr nach, und man verließ Mauriac, ohne daß jemand bemerkte, daß Gauthier sich wieder in sich selbst zurü ckgezogen hatte.

Dieser Vorfall ü brigens sollte zum Vorspiel einer wesentlich ernsteren Angelegenheit werden. Gegen Ende des Vormittags erreichte der Reitertrupp Jaleyrac. Der dichte Waldbestand hö rte hier mit einem Schlag auf; mitten zwischen gut gehaltenen Feldern, auf denen Roggen und Buchweizen wachsen wü rden, lagen eine groß e Abtei und ein bescheidenes Dorf, ein Bild, das den Eindruck auß erordentlichen Friedens hervorrief. Vielleicht lag es an der freundlichen Sonne, die den Schnee vergoldete, vielleicht auch am zarten Lä uten einer Glocke, jedenfalls war an diesem einfachen, kleinen Nest, an diesem lä ndlichen Kloster etwas ganz Besonderes. Seltsamer noch: Die Menschen verkrochen sich nicht wie in den anderen Dö rfern. Es herrschte viel Leben auf der einzigen Dorf Straß e, die zu der gedrungenen Kirche hinauffü hrte.

Angesichts des Ortes zü gelte MacLaren sein Pferd und lenkte es neben den Gaul, der Bruder Etienne trug. Rittlings hinter einem mageren Schotten sitzend, den er an Gewicht leicht doppelt ü bertraf, schien der kleine Mö nch den Ritt bis zu diesem Augenblick mit vollen Zü gen genossen zu haben.

»Was tun diese Leute da alle? « fragte MacLaren kurz.

»Sie gehen in die Kirche«, antwortete Bruder Etienne. »In Jaleyrac verehrt man die sterblichen Ü berreste Saint‑ Mé ens, eines Mö nchs, der einstmals aus dem Land Wales ü bers Meer kam und dessen bretonische Abtei von den Normannen geplü ndert und niedergebrannt wurde. Die Mö nche sind damals vor ihnen geflohen. Und wenn so viele Menschen zu sehen sind, dann deshalb, weil Saint‑ Mé en im Rufe steht, sich besonders der Leprakranken anzunehmen. «

Das Wort traf Cathé rine mitten ins Herz. Sie wurde weiß bis zu den Lippen und muß te sich an MacLarens Schultern klammern, um nicht zu fallen.

»Die Leprakranken …«, sagte sie tonlos.

Mehr brachte sie nicht hervor, die Stimme blieb ihr in der Kehle stecken. Auch weil die Menge, die sich in der einzigen Gasse zusammendrä ngte, etwas Furchtbares an sich hatte. Wesen, von denen man nicht mehr wuß te, ob sie Mann oder Frau waren, schleppten sich durch den Schnee, auf T‑ fö rmige Krü cken oder Stö cke gestü tzt, schwä rzliche Glieder zeigend, wenn es nicht ü berhaupt nur noch Stü mpfe waren, schreckliche Geschwü re, die die Gesichter zerfraß en, Geschwü lste, Flechten, Tumoren, eine abscheuliche Menschheit, offenbar von der Hö lle selbst ausgespien, die heulend und Psalmen absingend der geweihten Stä tte zueilte. Graugekleidete Mö nche, ein T aus blauem Email auf der Schulter, neigten ihre rasierten Kö pfe zu ihnen hinunter und halfen ihnen, den Weg hinaufzusteigen.

»Leprakranke«, sagte MacLaren angewidert.

»Nein«, berichtigte Bruder Etienne, »alles, nur keine Leprakranken … Krä tzekranke, Rotlaufkranke, Opfer verfaulter Wurzeln und verdorbenen Mehls, die sie in ihrem Elend gegessen haben und dank denen sie jetzt von Milzbrand und Rä ude bei lebendigem Leibe zerfressen werden. Die dort sind die Leprakranken! «

Tatsä chlich quoll jetzt aus dem Tor einer rohen Umwallung, die einige abseits des Dorfs errichtete Hü tten umgab, eine andere Prozession: Mä nner, einheitlich in graue Rö cke mit aufgenä hten scharlachroten Herzen und eng das Gesicht umschließ ende rote Kapuzen unter groß en Hü ten gekleidet. Jeder schü ttelte auf seinem Weg zum Dorf eine Klapper, die in der reinen Hö henluft unheimlich widerhallte. Und vor ihnen ergriff selbst die erbä rmliche Menge der anderen Kranken entsetzt die Flucht. Diese menschlichen Wracks, die selbst nur aus Unreinheit bestanden, liefen, so schnell sie konnten, zum Kloster oder preß ten sich an die Hauswä nde, um jeden unreinen Kontakt zu vermeiden. Die Augen von Trä nen verschleiert, nahm Cathé rine diesen Anblick in ihre Seele auf. Alles, was sie sah, weckte ihren Schmerz von neuem, beschwor wieder die kopflose Verzweiflung der ersten Tage herauf. Diese Elenden, das war von nun an die Welt des Mannes, den zu lieben sie nicht aufhö ren konnte, den sie bis zum letzten Atemzug anbeten wü rde.

Sara verfolgte unruhig auf dem Gesicht der jungen Frau die Anzeichen des Schmerzes, den sie empfand. Trä nen rollten schnell ü ber die blassen Wangen hinunter. Sie sah, daß Cathé rines traurige Augen mit verdä chtiger Beharrlichkeit auf einem Mö nch in brauner Kutte verharrten. Und plö tzlich begriff die Zigeunerin, warum. Es war der Aufsehermö nch der Leprastation von Calves. Zweifellos hatte er einige Kranke in der Hoffnung hierhergefü hrt, ihnen in Saint‑ Mé en Heilung zu verschaffen.

Doch Saras Gedankenfluß wurde durch das, was sie seit einem Augenblick unbewuß t erwartete, unterbrochen: durch den verzweifelten Angstschrei Cathé rines.

»Arnaud! «

Die Leprakranken hatten die Anhö he umgangen, auf der die Reiter hielten, und entfernten sich, aber der Mann, der neben dem braunen Mö nch schritt, dieser groß e, magere Mann, dessen breite Schultern die Uniform des Elends mit soviel instinktiver Eleganz trugen, dies war, dies konnte nur Arnaud de Montsalvy sein!

Cathé rines Liebe hatte ihn noch vor ihrem Blick erkannt. Bevor der sprachlose MacLaren auch nur daran denken konnte, sie zurü ckzuhalten, war sie schon zu Boden geglitten und eilte, mit beiden Hä nden ihren langen Rock raffend, durch den Schnee. Mit derselben Hurtigkeit, geboren aus ihrer gemeinsamen zä rtlichen Liebe, hatten Sara, Gauthier und Bruder Etienne es ihr nachgetan. Die langen Beine des Normannen ermö glichten es ihm bald, die anderen weit hinter sich zu lassen. Doch von ihrer Leidenschaft angetrieben, lief Cathé rine so schnell, daß er sie anscheinend nicht einholen konnte. Weder der Schnee noch der unebene Weg konnten sie aufhalten. Sie flog fö rmlich dahin, der schwarze Schleier flatterte hinter ihr wie eine Fahne in der Schlacht. Ein einziger erregender, ü berspannter Gedanke beherrschte sie: Sie wü rde ›ihn‹ wiedersehen, wü rde mit ihm sprechen. Ein ungeheures Glü cksgefü hl hatte ihre Seele wie ein Sturm, der jedes Hindernis niederreiß t, ü berfallen. Ihre Augen, trocken und funkelnd jetzt, waren auf diesen Mann geheftet, der da neben dem Mö nch schritt.

Dieser Ü berschwang, den Gauthier in Cathé rine ahnte, erfü llte ihn mit Entsetzen, denn er konnte nicht andauern. Was wü rde sie finden, wenn der Mann sich zu ihr umdrehte? Hatte sich Arnaud de Montsalvy in den Monaten, die er in der Leprastation war, nicht verä ndert? Wü rde es nicht ein schon zerfressenes Gesicht sein, das Cathé rine zu sehen bekä me? Er beschleunigte seinen Lauf, rief:

»Dame Cathé rine … ich flehe Euch an, wartet! Wartet auf mich! «

Seine mä chtige Stimme trug so weit, daß sie ü ber Cathé rine hinaus bis zum Zug der Leprakranken drang. Der Mö nch drehte sich um und sein Gefä hrte mit ihm. O ja, es war Arnaud! Die Freude sprengte ihr fast die Brust vor Hoffnung, und der Atem begann ihr auszugehen. Ob ein Wunder geschehen wü rde? Ob sie wieder vereint sein wü rden? … Hatte Gott endlich Mitleid mit ihr gehabt? Hatte er die flehentlichen Gebete ihrer schlaflosen Nä chte erhö rt? Jetzt konnte sie schon das teure, von der roten Mü tze eng umschlossene Gesicht erkennen, das immer noch schö n, immer noch edel aussah. Die schreckliche Krankheit hatte es noch nicht verwü stet. Nur noch ein wenig Anstrengung, nur noch einen kurzen Augenblick, und sie wü rde es erreichen. Mit ausgestreckten Armen zwang sie sich, noch schneller zu laufen, taub fü r die Rufe Gauthiers, die immer noch hinter ihr her hallten.

Aber auch Arnaud hatte sie erkannt. Cathé rine sah, wie er erblaß te, und hö rte ihn rufen:

»Nein, nein! «

Schon aus der Entfernung wehrte er sie mit einer heftigen Bewegung seiner behandschuhten Hä nde ab. Er murmelte dem Klosterbruder etwas zu, und dieser stellte sich mit ausgebreiteten Armen vor die junge Frau, ihr den Weg versperrend. Sie warf sich blindlings gegen ihn, prallte hart gegen einen krä ftigen, in braunen, groben Wollstoff gekleideten Kö rper, klammerte sich an die ausgebreiteten Arme wie an eine Barriere.

»Laß t mich durch! « rief sie flehentlich. »Laß t mich durch! … Es ist mein Mann! … Ich will ihn sehen! «

»Nein, meine Tochter, nä hert Euch nicht! Ihr habt nicht das Recht dazu … und er wü nscht es nicht. «

»Ihr lü gt! « heulte Cathé rine auß er sich. »Arnaud! Arnaud! Sag ihm, er soll mich durchlassen! «

Nach einigen Schritten war Arnaud wie erstarrt stehengeblieben. Sein schmerzverzerrtes Gesicht war eine wahre Maske des Leidens. Dennoch zitterte seine Stimme nicht.

»Nein, Cathé rine, nein, meine Liebste! … Geh! Du darfst nicht nä her kommen! Denk an unseren Sohn! «

»Ich liebe dich«, wimmerte Cathé rine verzweifelt. »Ich kann nicht aufhö ren, dich zu lieben. Laß mich zu dir! «

»Nein! … Gott sei mein Zeuge, daß auch ich dich liebe und daß ich mir diese Liebe aus dem Herzen reiß en mö chte, weil sie mich erstickt. Aber du muß t dich entfernen! «

»Der heilige Mé en kann ein Wunder tun! «

»Daran glaube ich nicht! «

»Mein Sohn«, tadelte der Mö nch, der Cathé rine immer noch festhielt, »Ihr lä stert Gott! «

»Nein. Wenn ich zugestimmt habe, mit Euch hierherzukommen, dann mehr fü r meine Gefä hrten als fü r mich. Wer hat je von einer Wunderheilung an diesem Ort gehö rt? … Es gibt keine Hoffnung. «

Er drehte sich um und ging mit plö tzlich schweren Schritten seinen Gefä hrten im Elend nach, die, eine Litanei singend, unten weiterzogen, nichts ahnend von dem sich hinter ihnen abspielenden Drama. Cathé rine brach in Schluchzen aus.

»Arnaud«, schluchzte sie, »Arnaud … Ich flehe dich an! … Warte auf mich! … Hö r mich an! «

Aber er wollte nicht hö ren. Auf seinen Wanderstab gestü tzt, ging er seines Weges, ohne sich umzuwenden. Gauthier hatte Cathé rine inzwischen erreicht, nahm sie sanft aus den Armen des Mö nchs, barg sie, die von verzweifeltem Schluchzen geschü ttelt wurde, an seiner Brust.

»Geht, Pater, geht schnell! … Und sagt Messire Arnaud, er solle sich keine Sorgen machen …«

Der Mö nch entfernte sich seinerseits, wä hrend Sara und Bruder Etienne, vö llig auß er Atem, ihre Freunde einholten. Ihnen folgten die Schotten, ebenfalls im Trab. Ein letztes Aufbä umen riß Cathé rine aus der Umklammerung Gauthiers, aber die Trä nen machten sie so blind, daß sie nicht mehr als eine graurote, durch den Schnee wankende Reihe bemerkte. Der Normanne hatte keine Mü he, sie wieder an sich zu ziehen.

Die kalte Stimme Ian MacLarens drang vom hohen Pferd des Schotten zu ihnen herunter.

»Reicht sie mir, und dann weiter! Diese Szene hat lange genug gedauert. «

Aber mit einem Schulterzucken hob Gauthier Cathé rine empor und setzte sie auf sein eigenes Pferd, das einer der Soldaten am Zü gel hielt.

»Ob es Euch paß t oder nicht, und selbst wenn dieses Tier daran krepieren sollte – ich werde mich um Dame Cathé rine kü mmern! Ihr scheint mir nicht viel von einem Schmerz wie dem ihren zu verstehen. Bei Euch ist sie im Exil. «

MacLaren legte die Hand auf seinen Degenknauf, zog den Degen halb heraus und knurrte:

»Bauernlü mmel, ich habe groß e Lust, dir deine Unverschä mtheit heimzuzahlen! «

»An Eurer Stelle, Messire, wü rde ich's nicht versuchen«, erwiderte der Normanne mit drohendem Lä cheln. Gleichzeitig glitt seine Hand wie zufä llig zu der Streitaxt in seinem Gü rtel. MacLaren ließ es dabei bewenden und wendete sein Pferd.

Von der in einer Windung der Dordogne eingebetteten Herberge, vor der sie fü r die Nacht anhielten, sah Cathé rine nichts. Sie hatte so viel geweint, daß eine Art Unempfindlichkeit ü ber sie gekommen war. Ihre roten, geschwollenen Augen ö ffneten sich nur mit Schmerzen, und das, was sie sah, war zu verwirrend, um ihre Aufmerksamkeit zu fesseln. Im ü brigen interessierte sie nichts mehr. Sie fü hlte sich so elend wie noch nie, den schrecklichen Tag mit einbezogen, an dem Arnaud aus der Welt der Lebenden geschieden war. Die fü r einen Augenblick wieder angefachte Hoffnung, die unvermutete Begegnung waren ihr wie Zeichen des Schicksals erschienen, eine Antwort des Herrn auf ihre unaufhö rlichen Fragen. All diese Monate des Leidens waren wie mit einem Schlag ihrem Gedä chtnis entschwunden, und die Liebeswunde, die sich vielleicht wieder ein wenig schloß, war von neuem aufgebrochen und blutete mehr als je.

Den ganzen Tag ü ber hatte sie sich, an Gauthiers Brust gekauert wie ein krankes Kind, vom harten Trab des Pferdes durchrü tteln lassen, ohne die Augen zu ö ffnen. Dann hatte man sie ü ber eine wacklige Stiege in die Kammer der Herberge getragen. Kammer? Wohl kaum! Ein Verschlag, in den man einen eisernen Kohlenofen gestellt hatte und in dem ein schmales Holzbett fast den ganzen Raum einnahm. Aber was kü mmerte das Cathé rine? Sara hatte sie schlafen gelegt, wie sie Michel schlafen gelegt hä tte, und sie hatte sich in der Hö hlung des Strohsacks wie eine Kugel zusammengerollt, in Laken, die so abgenutzt und fadenscheinig waren, daß man durch sie hindurchsehen konnte.

Sich so klein wie mö glich machen, mit dem feindlichen, jammervollen Universum verschmelzen, verschwinden …

Der plö tzliche Energieausbruch, der sie aus ihrem vegetierenden Leben in Carlat herausgerissen hatte, klang ab. Sie hatte es satt, zu kä mpfen, satt, zu leben … Michel brauchte sie nicht allzusehr. Er hatte seine Groß mutter, und Bruder Etienne wü rde beim Kö nig mit Hilfe Kö nigin Yolandes die Sache der Montsalvys verfechten. Wonach Cathé rine verzweifelt verlangte, war, Arnaud wiederzufinden! Sie konnte die abscheuliche Leere nicht mehr ertragen, die er in ihrem Herzen, in ihrem Leben zurü ckgelassen, diesen Riß, der sich heute wieder erweitert hatte.

Sie schlug mü hsam die Augen auf. Die Kammer war fast dunkel und still wie ein Grab. Cathé rine hatte Sara angefleht, sie allein zu lassen. Sie war wie ein wundes Tier, das nicht die leiseste Berü hrung vertrug. Aber im roten Dä mmer der fast heruntergebrannten Kohlen konnte sie den Stapel ihrer Kleider unterscheiden. Der lange Dolch Arnauds lag obenauf. Cathé rine mü hte sich aufzustehen, die Hand nach der Waffe auszustrecken. Eine einzige Bewegung wü rde genü gen, und alles wä re beendet: der Schmerz, die Verzweiflung, der ewige Jammer. Eine Bewegung, eine einfache Bewegung …

Doch die unaufhö rlichen Trä nen, die sie vergossen hatte, die Heftigkeit der Schocks, die ihre Nerven hatten ertragen mü ssen, hatten sie an die Grenze der Erschö pfung gebracht. Sie sank wieder schwer auf ihr Lager zurü ck, von Schauder gepackt. Von unten drangen Gerä usche herauf: der Lä rm im Gastraum einer Herberge zur Zeit des Abendessens. Die Soldaten setzten sich wahrscheinlich zu Tisch. Aber diese Lebensä uß erungen waren Cathé rine so fremd und fern, als ob sie in der Tiefe des mä chtigsten Berges eingemauert worden wä re. Sie schloß wieder die Augen und stieß einen schmerzlichen Seufzer aus …

Fü ß escharren und lautes Stimmengewirr von unten verhinderten, daß sie hö rte, wie die Tü r ganz leise geö ffnet wurde. Sie gewahrte nicht, daß eine hohe, schattenhafte Gestalt ihrem Bett zuglitt, zuckte jedoch zusammen, als eine Hand sich auf ihre Schulter legte, wä hrend das Holz des Bettes unter dem Druck eines Knies ä chzte. Als sie die Augen aufschlug, sah sie, daß ein Mann sich ü ber sie beugte und daß dieser Mann kein anderer als Ian MacLaren war. Aber sie war nicht besonders ü berrascht darü ber. Im Grunde konnte sie in ihrem jetzigen Zustand ä uß erster Entkrä ftung nichts mehr erstaunen, nichts mehr treffen.

»Ihr schlaft nicht, nicht wahr? « fragte der Schotte. »Ihr gefallt Euch darin zu leiden, Euch dummerweise zu quä len …«

In der Stimme des jungen Mannes schwang zunehmender Zorn mit. Cathé rine bemerkte seine Verbitterung, versuchte aber nicht, sie sich zu erklä ren.

»Was kann Euch das ausmachen? « fragte sie.

»Was mir das ausmacht? Ich habe jetzt schon viele Monate beobachtet, wie Ihr lebt. Oh, ganz von weitem! Habt Ihr jemals auch nur im geringsten einem von uns Beachtung geschenkt, ausgenommen vielleicht unserem Hauptmann Kennedy, weil Ihr ihn braucht? Wir wissen, was Ihr alles gelitten habt, aber in unserem Land im Norden hä lt man sich nicht bei unfruchtbarem Jammern auf. Das Leben bei uns ist zu beschwerlich, als daß man es mit Trä nen und Seufzern vergeudete. «

»Was soll das alles? Sagt, was Ihr zu sagen habt, aber sagt es klar und deutlich. Ich bin todmü de …«

»Todmü de? Wer ist das nicht in diesen Zeiten, in denen wir leben? Warum seid Ihr nicht wie irgendeine andere Frau? Glaubt Ihr, Ihr seid die einzige, die auf dieser Erde leidet, oder ist es wahrhaftig das einzige, wozu Ihr fä hig seid: Euch wie ein furchtsames Tier in eine Ecke zu verkriechen und zu weinen, bis zur Verdummung zu weinen, bis Ihr vergeß t, wer Ihr seid, ja sogar vergeß t, daß Ihr ein lebendes Wesen seid? «

Die harte Stimme, verä chtlich und doch warmherzig, durchstieß den dichten, schmerzhaften, aber schü tzenden Nebel, in den Cathé rine sich hü llte. Sie konnte nicht ü bergehen, was er sagte, weil sie im Grunde ihres Wesens dunkel fü hlte, daß er recht hatte.

»Auch bei uns sterben die Menschen, schnell oder langsam, die Frauen leiden in ihrem Herzen und in ihrem Fleisch, aber keine hat Zeit, ihre Leiden des langen und breiten auszukosten. Das Land ist zu rauh, das Leben, das einfache Leben ist ein tä glicher Kampf, und man kann sich den Luxus von Trä nen und Seufzern nicht leisten. «

Jä he Empö rung ließ Cathé rine emporfahren. Sie setzte sich auf, hielt sich Laken und Decke vor die Brust.

»Und? Worauf wollt Ihr letzten Endes hinaus? Warum kommt Ihr hierher, um mich zu quä len? Kö nnt Ihr mich nicht in Frieden lassen? «

Ü ber das scharfe Gesicht MacLarens huschte sein spö ttisches Lä cheln.

»Endlich reagiert Ihr! Das wollte ich … und noch etwas anderes. «

»Was? «

»Das …«

Ehe sie sich's versah, hatte er sie in die Arme genommen. Sie konnte sich nicht rü hren, wä hrend eine Hand ihr sanft ü ber die Haare strich und ihren Kopf zurü ckbog. Als Ian sich anschickte, sie zu kü ssen, wollte sie sich instinktiv wehren, wollte sie ihn zurü ckstoß en. Vergebliches Bemü hen: Er hielt sie fest. Und dann hatte sie keine Kraft mehr. Und schließ lich schlich sich wider ihren Willen ein heimtü ckisches Gefü hl des Vergnü gens bei ihr ein, gleich dem, das sie empfunden, als er ihre Wunde verbunden hatte. Die Lippen des jungen Mannes waren zart, und die Umklammerung seiner Arme hatte etwas Beruhigendes. Cathé rine hö rte plö tzlich auf zu denken, um sich ganz dem weiblichen Instinkt, so alt wie die Welt, hinzugeben, der sie die Berü hrung mit diesem Jungen angenehm empfinden ließ. Manche Leute trinken, um zu vergessen, aber die Liebkosungen eines Mannes, die Liebe eines Mannes kö nnen eine Trunkenheit anderer, ebenso mä chtiger Art auslö sen, und genau diese Erfahrung war Cathé rine im Begriff zu machen …

Als er sie auf die schä bigen Kissen zurü ckbettete, hob er einen Augenblick den Kopf und warf der jungen Frau einen Blick zu, der von Leidenschaft und Stolz brannte.

»Laß mich dich lieben. Ich weiß, wie ich dich sogar deine Trä nen vergessen machen kann. Ich werde dir so viel Liebe geben, daß …«

Er beendete seinen Satz nicht. Diesmal war es Cathé rine, die, von jä hem Verlangen gepackt, ihre Lippen auf die des jungen Mannes preß te und ihn an sich zog. Er war mit einem Schlag die einzige Wirklichkeit ihres Universums auf dem Hö hepunkt ihrer Euphorie geworden, eine warme Wirklichkeit, an die sie sich mit aller Kraft klammern wollte. Beide rollten, eng ineinander verschlungen, auf die durchgelegene, abgenutzte alte Matratze, vergaß en den miserablen Hintergrund, dachten nur an die nahende Lust. Cathé rines ü beranstrengte Nerven ließ en sie eine totale, absolute Selbstzerstö rung, eine Unterwerfung unter einen stä rkeren Willen wü nschen. Sie schloß mit einem leisen Stö hnen die Augen.

Was nun folgte, stü rzte sie wieder brutal in die Welt der Schreckgespenste, des Wahnsinns zurü ck, der sie MacLaren einen Augenblick entrissen hatte.

Da waren dieser schreckliche, ungeheuerliche Schrei, der, wie es Cathé rine schien, in ihrem eigenen Kopf explodierte, dann das krampfartige Aufbä umen seines ganzen Kö rpers, der den ihren umschlang, die aufgerissenen Augen des Schotten und das Blut, das aus seinem Mund schoß. Mit einem Schreckensruf warf sich die junge Frau zur Seite, die Decke mitreiß end, in die sie sich instinktiv wickelte. Und da war Gauthier, aufrecht neben dem Bett, der sie mit den Augen eines Verrü ckten anstarrte. Seine Hä nde hingen bewegungslos an seinem riesigen Kö rper herab. Seine Axt steckte zwischen den Schultern MacLarens …

Einen Augenblick maß en Cathé rine und der Normanne sich schweigend, als sä hen sie sich zum erstenmal. Ein wahnsinniger Schreck lä hmte die junge Frau vollstä ndig. Noch nie hatte sie an Gauthier diesen Ausdruck der Gewalttä tigkeit und unerbittlichen Grausamkeit gesehen. Er war auß er sich, und als sie sah, daß der Riese die mä chtigen Fä uste hob, glaubte sie, er wolle sie tö ten, rü hrte sich aber nicht, weil sie dazu absolut unfä hig war. Ihr Verstand arbeitete, aber ihre Glieder, aus Stein wie ihr ganzer Kö rper, verweigerten ihr jeden Dienst. Zum erstenmal in ihrem Leben durchlebte Cathé rine in der Wirklichkeit das furchtbare Gefü hl, von dem man in Schreckträ umen heimgesucht wird, wenn man, von tö dlicher Gefahr verfolgt, vergebens zu fliehen sucht und die Fü ß e nicht vom Boden heben kann, wenn man zu schreien versucht und kein Ton ü ber die Lippen kommt …

Aber die Hä nde Gauthiers fielen kraftlos wieder an seinem Kö rper herab, und der lä hmende Bann, der Cathé rine gefangenhielt, lö ste sich. Sie wandte sogar die Augen ab, richtete sie auf die Leiche MacLarens mit einer Furcht, die der Verwunderung nahekam. Wie war er doch schnell und leicht, der Tod! Ein Schrei, und es gab keinen Geist mehr, keine Leidenschaft, nichts als reglose Materie. Dieser Mann, in dessen Armen sie noch einen Augenblick zuvor gelegen hatte, war plö tzlich verschwunden! Er hatte gesagt: »ich werde dich vergessen lassen«, aber er hatte nicht einmal Zeit gehabt, sie seinem Willen zu unterwerfen! Sie schluckte mü hsam ihren Speichel und fragte dann tonlos:

»Warum hast du das getan? «

»Das wagt Ihr zu fragen? « gab er brutal zurü ck. »Ist das alles, was von Eurer Liebe fü r Messire Arnaud ü brigbleibt? Muß tet Ihr am Abend desselben Tages, an dem Ihr ihn wiedersaht, einen Geliebten haben? Ich habe Euch in meiner Achtung so hoch gestellt … hö her als jede Frau, wahrhaftig! Und dann muß ich Euch wie eine lä ufige Katze schnurren hö ren! «

Eine ungestü me Zorneswelle fegte hinweg, was an Furcht noch in Cathé rine war. Dieser Mann hatte getö tet und maß te sich noch das Recht an, sich als ihr Richter aufzuspielen?

»Mit welchem Recht mischst du dich in mein Privatleben? Habe ich dir je das Recht gegeben, dich mit meinen Angelegenheiten zu befassen? «

Er machte einen Schritt auf sie zu, mit geballten Fä usten, bö sen Augen und bitterem Mund.

»Ihr habt Euch mir anvertraut, habt Euch unter meinen Schutz begeben, und, bei Odin, ich hä tte mein ganzes Blut und meinen letzten Atemzug fü r Euch hingegeben. Ich habe die Liebe, die ich fü r Euch empfand, zum Schweigen gebracht, das wahnwitzige Verlangen, das Ihr in mir erregtet, weil die Liebe, die Euch mit Eurem Gatten verband, mir eine zu schö ne, zu reine Sache zu sein schien. Die anderen hatten nicht das Recht, daran zu rü hren, nicht das Recht, sich einzumischen. Alles muß te dem Schutz einer Liebe wie dieser geopfert werden …«

»Und was bleibt mir? « rief Cathé rine, plö tzlich auß er sich. »Ich bin allein, immer und ewig allein, ich habe keine Liebe mehr, keinen Gatten mehr … Vor kurzem erst hat er mich noch zurü ckgestoß en. «

»Obwohl er sich danach sehnte, Euch die Arme entgegenzustrecken! Er liebt nur Euch, genü gend jedenfalls, um sich zu weigern, Euch bei lebendigem Leibe verfaulen zu sehen, wie es ihm beschieden ist. Ihr mit Eurem armen, kleinen Frauenverstand habt nur die Bewegung gesehen: Er hat Euch zurü ckgestoß en! Was habt Ihr also getan? Ihr habt Euch in die Arme des Erstbesten geworfen, und nur aus einem einzigen Grund: Der Frü hling kommt, die Tiere werden lä ufig, und Ihr seid wie sie. Aber wenn Ihr schon einen Mann brauchtet, nichts als einen Mann, warum habt Ihr diesen Fremden mit den eisigen Augen gewä hlt? Warum nicht mich? «

Unter der Faust des Normannen, die auf sie einhä mmerte, hallte seine Brust gleich einer Trommel wider, und seine Stimme grollte wie Donnerrollen. Cathé rine war jetzt ernü chtert, ihre Gelassenheit war zurü ckgekehrt, und sie muß te sich offen eingestehen, daß sie nicht begriff, was sie soeben in die Arme des Schotten getrieben hatte. Im tiefsten Innern gab sie Gauthier recht. Sie schä mte sich wie noch nie, verstand aber nur zu gut den trü ben Glanz, der in den grauen Augen des Normannen aufgeflammt war. Gleich wü rde er, ohne sich um den Mann zu kü mmern, den er eben getö tet hatte, sich auf sie werfen. Nach allem, was er gesehen hatte, wü rde nichts ihn mehr zurü ckhalten. In seinem »Warum nicht mich? « lag eine Welt von Zorn, von Rachsucht, von enttä uschter Liebe und Verachtung. Cathé rine war ihm nicht mehr heilig. Sie war nichts weiter als eine Frau, die man zu lange begehrt hatte.

Das konvulsivische Zittern, das sich ihrer bemä chtigte, unterdrü ckend, richtete die junge Frau ihre veilchenfarbenen Augen fest auf den Riesen.

»Geh«, sagte sie kalt. »Ich werfe dich hinaus! «

Gauthier brach in ein wildes Gelä chter aus, das seine krä ftigen weiß en Zä hne entblö ß te.

»Ihr werft mich hinaus? Vielleicht! Das ist Euer gutes Recht nach allem! Aber vorher …«

Cathé rine schob sich bis zur Wand zurü ck, um dem Ansturm, der kommen wü rde, besser widerstehen zu kö nnen, aber genau in diesem Augenblick ö ffnete sich die Tü r, und Sara trat herein. Mit einem schnellen Blick umfing sie die ganze Szene, sah Cathé rine an die Wand gedrü ckt, Gauthier sprungbereit und zwischen beiden die blutende Leiche MacLarens, das Bett gleich einem tragischen menschlichen Kreuz versperrend.

»Herr des Himmels! « rief sie aus. »Was ging hier vor? «

Cathé rines bedrü ckter Brust entrang sich ein tiefer Seufzer. Die dralle Gestalt der Zigeunerin hatte die unheilvolle Atmosphä re aus dem Zimmer verjagt. Die Dä monen entflohen und gaben der kalten, nü chternen Wirklichkeit den Weg frei … Mit ruhiger Stimme, ohne jeden Versuch zu bemä nteln, was an ihrem Benehmen tadelnswert gewesen sein kö nnte, erzä hlte Cathé rine, wie Gauthier den Schotten getö tet hatte. Wä hrenddessen hatte sich der Normanne, dessen Wut nun auch abgeklungen war, auf das untere Ende des Bettes sinken lassen, den Rü cken seinem Opfer zugewandt. Den Kopf in die Hä nde vergraben, schien er an allem, was folgen mochte, uninteressiert. In schweigender und unbewuß ter Ü bereinstimmung ü berließ en er und Cathé rine es Sara, die notwendigen Entscheidungen zu treffen.

»Was fü r eine Patsche! « brummte die Zigeunerin, als die junge Frau ihren Bericht beendet hatte. »Wollt ihr mir vielleicht verraten, wie wir hier herauskommen sollen? Was werden die Schotten sagen, wenn sie den Tod ihres Leutnants entdecken? «

Wie um ihr recht zu geben, erhob sich ein gemeinschaftliches Gebrü ll aus dem Erdgeschoß:

»Ian! He, Ian MacLaren! Komm runter, trinken! Zufä llig ist der Wein mal nicht zu schlecht! Komm runter! «

»Sie werden heraufkommen«, flü sterte Sara. »Wir mü ssen die Leiche verschwinden lassen. Wenn sie die Wahrheit erfahren, wird es noch mehr Blutvergieß en geben …«

Gauthier rü hrte sich immer noch nicht, aber Cathé rine hatte klar verstanden, was Sara sagen wollte. Die Schotten wü rden den Kopf Gauthiers fordern. Sie kannten nur das Gesetz der Wiedervergeltung: Auge um Auge, Zahn um Zahn! Ihr Anfü hrer war tot, der Mö rder muß te mit seinem Leben bezahlen, und Cathé rine wurde sich bewuß t, daß sie diese Vorstellung nicht ertragen konnte. Was bedeutete ihr schon MacLaren? Sie liebte ihn nicht. Sie hatte noch nicht einmal eine jener Kapricen fü r ihn empfunden, die als Entschuldigung herhalten kö nnen. Nichts als ein simpler Anflug rasch verfliegender Narretei! Daß Gauthier dafü r als Sü hneopfer unter den Hieben der Schotten fallen sollte, nein, das ließ sie nicht zu! Ein plö tzlicher Impuls ließ sie neben dem Normannen niederknien und seine Hä nde umklammern, die sein Gesicht verdeckten.

»Fliehe! « flehte sie. »Ich beschwö re dich, fliehe! Rette dich, bevor sie die Leiche entdecken! «

Er nahm die Hä nde vom Gesicht, das verfallen wirkte und in dem die Augen trü be brannten.

»Was kann's mir schon ausmachen, wenn sie entdecken, daß ich ihn getö tet habe? Sie werden mich ihrerseits tö ten! Na und? «

»Ich will nicht, daß du stirbst! « brauste Cathé rine leidenschaftlich auf.

»Ihr habt mich davongejagt … Der Tod wird Euch noch sicherer von mir befreien! «

»Ich wuß te nicht, was ich sagte. Ich war wahnsinnig! Du hattest mich beleidigt, zutiefst getroffen … aber du hattest recht. Siehst du, ich bitte dich jetzt um Verzeihung. «

»Was fü r Geschichten! « brummte Sara in ihrer Ecke. »Hö rt euch lieber den Krach an, den sie da unten machen! «

In der Tat verlangten die Schotten jetzt mit aller Kraft nach ihrem Anfü hrer, indem sie mit Lö ffeln und Nä pfen auf die Tischplatten schlugen. Man hö rte das Gepolter einer umstü rzenden Bank, dann plö tzlich Schritte auf der Treppe, sich nä hernde Stimmen. Entsetzt rü ttelte Cathé rine Gauthier auf.

»Aus Mitleid mit mir, wenn ich dir jemals ein wenig Zä rtlichkeit eingeflö ß t habe, fliehe, rette dich! «

»Wohin sollte ich schon gehen? Wo ich Euch nie mehr wiedersehen kö nnte? «

»Reite nach Montsalvy zurü ck, zu Michel, und warte auf meine Rü ckkehr. Aber schnell, schnell … ich hö re sie bereits! «

Schon ö ffnete Sara das schmale Fenster, das glü cklicherweise auf das Dach eines angebauten Schuppens hinausging. Der Winterwind drang mit Wucht in das kleine Gelaß, scharf, schneidend, und Cathé rine wickelte sich frö stelnd die Decken um den kalten Leib. Die Schritte kamen nä her. Die Mä nner muß ten schon getrunken haben … »Ich werde mit ihnen sprechen«, raunte Sara, »Zeit gewinnen. Aber er muß sich schnell aus dem Staub machen … Die Pferde sind im Schuppen. Wenn wir ihm ein oder zwei Stunden Vorsprung verschaffen kö nnen, wird er nichts mehr zu fü rchten haben. Beeilt euch, ich werde dafü r sorgen, daß sie wieder hinuntergehen! «

Sie ö ffnete die Tü r und glitt flink hinaus. Es war hö chste Zeit. Das Licht einer Kerze flackerte einen kurzen Augenblick auf, und die Stimme eines der Mä nner erklang ganz nahe hinter der Tü r.

»Was ist das fü r ein Krach? « brummte Sara. »Wiß t ihr nicht, daß Dame Cathé rine entsetzlich mü de ist? Sie hat soviel Mü he gehabt einzuschlafen, und da kommt ihr und brü llt vor ihrer Tü r herum! Was wollt ihr? «

»Verzeiht! « antwortete die Stimme des Schotten verlegen. »Aber wir suchen den Leutnant. «

»Und ausgerechnet hier sucht ihr ihn? Was fü r eine merkwü rdige Idee! «

»Ist ja nur, weil …« Der Mann hielt plö tzlich inne, brach in schallendes Gelä chter aus und fü gte hinzu: »Er hat uns nä mlich gesagt, er wolle der anmutigen Dame einen kleinen Besuch abstatten … um zu sehen, wie's ihr geht! «

»Nun, er ist nicht hier! Sucht woanders. Ich hab' ihn vorhin aus dem Haus gehen sehen. Er ging in Richtung des Schafstalls da hinten … und ich glaube, er stellte einem Mä dchen nach. «

Cathé rine hö rte mit klopfendem Herzen zu. Ihre Hand umklammerte krampfhaft die Gauthiers. Sie fü hlte, wie er zitterte; trotzdem wuß te sie wohl, daß es nicht aus Furcht war. Hinter der Tü r lachten die Mä nner laut auf, aber die Stimmen entfernten sich bereits, von Saras Geschimpfe begleitet. Kein Zweifel, die Zigeunerin wü rde mit ihnen hinuntergehen, um sich zu vergewissern, daß sie in der Richtung suchten, die sie ihnen angegeben hatte, und Gauthier nicht zufä llig durchs Fenster steigen sahen.

»Sie sind fort! « flü sterte Cathé rine schließ lich. »Flieh jetzt! «

Diesmal gehorchte er, ging zum Fenster, schwang ein Bein ü ber den Sims, wandte sich jedoch noch einmal zurü ck, bevor er den Oberkö rper nachzog.

»Ich werde Euch wiedersehen? Schwö rt Ihr's mir? «

»Wenn wir noch am Leben sind, dann schwö r' ich's! Schnell …«

»Und … Ihr werdet mir verzeihen? «

»Wenn du in einer Sekunde nicht verschwunden bist, werde ich dir in meinem Leben nicht verzeihen! «

Ein kurzes Lä cheln ließ seine Zä hne aufblitzen, dann schwang er sich mit der Geschmeidigkeit einer Katze, die bei einem Mann dieser Grö ß e erstaunlich anmutete, hinaus. Cathé rine sah, wie er sich am Dach des Schuppens hinunterließ und auf die Erde sprang. Er war ihren Blicken entschwunden, aber einige Augenblicke spä ter konnte sie undeutlich die Silhouette eines Pferdes und seines Reiters im Galopp davonpreschen sehen. Glü cklicherweise dä mpfte der Schnee das schnelle Klappern der Hufe.

Cathé rine atmete erleichtert auf und schloß eiligst das Fenster. Sie zitterte vor Kä lte und begann, das heruntergebrannte Feuer zu schü ren, um es wieder anzufachen. Ihre Mü digkeit, ihre Niedergeschlagenheit von vorhin waren verschwunden, und wenn sie es auch vermied, den reglosen Kö rper quer ü ber ihrem Bett anzusehen, erfü llte sie seine Nä he wenigstens nicht mehr mit Entsetzen. Sie fü hlte sich auß erordentlich klar und wach und ü berlegte bedä chtig, was ihr jetzt zu tun blieb. Vor allem muß te die Leiche aus der Kammer entfernt werden. Hier durfte sie nicht bleiben. Mit Saras Hilfe wü rde sie sie durchs Fenster schieben und irgendwo in der Nä he der Herberge verschwinden lassen, am Rand des Wassers zum Beispiel. Die Schotten wü rden sie nicht vor dem Morgen finden, und dies gä be Gauthier eine Nacht Vorsprung. Denn sie machte sich keinerlei Illusionen darü ber, was folgen wü rde: Die Schotten wü rden sich auf die Spuren des Mö rders ihres Anfü hrers setzen … und der Axthieb bewies den Mord. Die Mä nner aus dem Hochland wü rden sich in der Identitä t dessen, der zugeschlagen hatte, sicher nicht tä uschen.

Als Sara zurü ckkam, traf sie Cathé rine vollstä ndig angezogen und neben dem Ofen sitzend an.

Die junge Frau hob den Kopf.

»Nun? «

»Sie sind ü berzeugt, daß MacLaren mit einem Mä dchen der Herberge im Schafstall scharmutziert. Sie haben sich wieder zu Tisch gesetzt. Und wir, was machen wir jetzt? «

Cathé rine erklä rte ihr, was sie zu tun beabsichtigte. Sara riß die Augen weit auf.

»Du willst diesen groß en Kö rper durchs Fenster schieben? Aber das werden wir nie schaffen, oder wir werden uns den Hals dabei brechen. «

»Man muß nur den Willen haben, ü brigens, geh und such Bruder Etienne. Er muß eingeweiht und gewarnt werden. Wir werden seiner bedü rfen. «

Sara wagte keine Widerrede. Wenn Cathé rine einen gewissen Ton anschlug, war es vergebene Liebesmü h, das wuß te sie. Sie verschwand wieder nach drauß en und kehrte nach wenigen Augenblicken mit dem Franziskaner zurü ck, den sie mit einigen Worten ins Bild gesetzt hatte. Bruder Etienne hatte in seinem abenteuerlichen Leben zuviel gesehen, um sich noch zu wundern, und er konnte sich in gewissen Fä llen als bemerkenswert tü chtig erweisen. Er billigte Cathé rines Plan voll und ganz und sah es als seine Pflicht an, bei der Ausfü hrung behilflich zu sein.

»Ich spreche nur ein Gebet, dann bin ich bereit. «

Schnell murmelte er auf den Knien vor dem leblosen Kö rper ein Totengebet, machte hastig das Zeichen des Kreuzes ü ber ihm und krempelte sich dann die Ä rmel hoch.

»Das beste ist, ich gehe aufs Dach hinaus. Ihr reicht mir die Leiche, und ich lade sie mir auf und steige hinunter. «

»Aber er ist groß und schwer trotz seiner Magerkeit«, wandte Cathé rine ein.

»Ich habe mehr Kraft, als Ihr glaubt, meine Tochter. Genug der Worte, ans Werk! «

Er half Cathé rine und Sara, die Leiche ans Fenster zu tragen, und schwang sich hinaus. Die Kä lte schien schä rfer geworden zu sein, und die Nacht war still. In der Gaststube unten schliefen die Schotten sicherlich, zweifellos gebü hrend gesä ttigt und voll des sü ß en Weines, denn man hö rte kein Gerä usch mehr.

Die Leiche des unglü cklichen MacLaren war bereits steif und schwer zu handhaben. Cathé rine und Sara muß ten alle ihre Krä fte anspannen, um ihn zum Fenster hinaufzuheben. Trotz der Kä lte spü rten sie, wie der Schweiß an ihnen herunterrann, und sie muß ten die Zä hne zusammenbeiß en, um ihre Angst nicht zu verraten. Wenn sie jemand ü berraschte, dann wuß te nur Gott allein, was ihnen passierte! Zweifellos wü rden die rasenden Schotten sie ohne viel Federlesens zum nä chstbesten Baum schleppen … Aber nein, niemand zeigte sich, kein Gerä usch war zu hö ren. Auf dem Dach packte Bruder Etienne fest die Leiche und ließ sie bis zum Rand hinuntergleiten.

»Wenn eine von Euch bis hierher kä me, um ihn zu halten, wä hrend ich hinunterklettere«, flü sterte er.

Ohne Zö gern sprang Cathé rine durchs Fenster und stieg vorsichtig zu dem Mö nch hinunter. Das vom Schnee schlü pfrige Schindeldach war schwierig zu begehen, aber die junge Frau gelangte ungefä hrdet an den Rand der Schrä ge und hielt die Leiche, wä hrend Bruder Etienne sich mit unerwarteter Gelenkigkeit zu Boden gleiten ließ.

»Da bin ich! Laß t ihn jetzt herunter, vorsichtig, sehr vorsichtig! Da, ich halte ihn! Kehrt in Eure Kammer zurü ck, das ü brige erledige ich. «

»Wie kommt Ihr zurü ck? «

»Durch die Tü r, ganz einfach. Das Kleid, das ich trage, gestattet mir, zu kommen und zu gehen, wie ich will, ohne Verdacht zu erregen. Es ist nicht das erstemal, daß ich diese Erfahrung gemacht habe. Manchmal frage ich mich sogar, ob das nicht der Grund ist, weshalb ich ins Kloster eingetreten bin. «

Cathé rine erriet sein Lä cheln, erwiderte aber nichts. Nachdem die Leiche ihr nun aus den Augen entschwunden war, spü rte sie die Nachwirkung der Nervenanspannung, die sie auszuhalten gehabt hatte. Einen Augenblick verharrte sie noch am Dachrand, schloß die Augen, um gegen einen plö tzlichen Schwindelanfall anzukä mpfen, versuchte, das Gleichgewicht wiederzugewinnen, das sie verließ. Der Himmel und das Dach fü hrten einen wirren Rundtanz um sie auf …

»Geht's nicht? « flü sterte Saras besorgte Stimme. »Willst du, daß ich dich hereinhole? «

»Nein … nein, das hat keinen Zweck … Und auß erdem kä mst du nicht durchs Fenster! «

Langsam kroch Cathé rine auf Hä nden und Fü ß en hinauf. Das Schwindelgefü hl schwand. Saras Hä nde griffen nach ihr, zogen sie ins Zimmer, wo inzwischen eine Hundekä lte herrschte. Mit Saras Hilfe setzte sich die junge Frau auf eine Ecke des Bettes und fuhr sich mit zitternder Hand ü ber die feuchte Stirn. Ihre Zä hne klapperten.

»Ich suche jetzt etwas, womit wir das Feuer wieder anzü nden kö nnen«, sagte Sara, »und ich werde dir ein wenig Suppe bringen. «

Wä hrend sie noch sprach, zü ndete sie die Kerze wieder an und betrachtete dann angewidert die blutbefleckten Bettlaken.

»Die mü ssen verbrannt werden. Ich werde das diskret mit der Wirtin regeln. «

Cathé rine antwortete nicht. Ihre Gedanken folgten Gauthier, wie er durch die Nacht galoppierte, zu Michel und nach Montsalvy zurü ck, und ein stechender Schmerz durchfuhr ihr Herz. Des festen Bollwerks beraubt, das er reprä sentierte, schienen ihr die kommenden Tage ä uß erst dunkel und weit bedrohlicher als bisher. Sollte sie denn mit ansehen, wie sich einer nach dem anderen von ihr trennte, alle die, die sie am meisten liebte? Sie fand sich von neuem allein mit ihrer alten Sara, um sich ein neues Leben aufzubauen, aber so traurig ihre Gedanken auch waren, weigerte sie sich, sich zu beklagen. Was geschehen war, war ihre eigene Schuld, ganz allein ihre Schuld! Wenn sie MacLaren fortgejagt hä tte, als er sich ü ber sie geneigt hatte, wä re nichts dergleichen passiert. Der junge Schotte wü rde noch leben, und Gauthier wä re nicht wieder auf die gefä hrlichen Wege des Abenteuers verwiesen worden.

Als Sara wieder erschien, gleichzeitig Holzscheite und eine Schale mit Suppe tragend, spiegelte ihr wü rdevolles braunes Gesicht groß e Zufriedenheit wider.

»Alles schlä ft da unten. Die Schotten schnarchen auf Tischen und Bä nken. Gauthier wird die ganze Nacht zur Verfü gung haben, um Vorsprung zu gewinnen. Alles geht gut. «

»Du bist nicht gerade anspruchsvoll! Sag lieber, daß alles so gut geht, wie es nur gehen kann, wenn man mitten im Unglü ck schwimmt. «

Die Dinge entwickelten sich genauso, wie Cathé rine und Sara es vorausgesehen hatten. Einer der Schotten entdeckte im Morgengrauen den Leichnam MacLarens im Schnee neben dem Schafstall, und sofort befanden sich Cathé rine, Sara und Bruder Etienne mitten in einem wahren Aufstand. Der Ä lteste der Bewaffneten, ein Soldat in den Fü nfzigern, der sich Alan Scott nannte, hatte ganz natü rlicherweise das Kommando ü ber seine Kameraden ü bernommen, und er war es, der, ihre Wut zum Schweigen bringend, den drei Reisenden den Willen des Trupps zur Kenntnis brachte.

»Ich bin aufs tiefste betrü bt, meine Dame«, sagte er zu Cathé rine. »Aber den Tod unseres Anfü hrers – den wollen wir rä chen. «

»An wem, auf Grund von was? Wie kö nnt ihr sicher sein, daß der Mö rder …«

»… Euer Knappe ist? Der Axthieb ist bezeichnend. «

»Die Mä nner hier benutzen auch Ä xte«, erwiderte Cathé rine nervö s. »Sara hat euch gesagt, sie habe MacLaren mit einem Mä dchen der Herberge zum Schafstall gehen sehen. «

»Dazu mü ß te man erst einmal wissen, wer dieses Mä dchen von der Herberge war. Nein, meine Dame, unnü tz, darü ber zu diskutieren. Wir sind entschlossen, uns an die Verfolgung dieses Mannes zu machen. Die Spuren sind sauber im Schnee zu erkennen. Im ü brigen, wä re er nicht schuldig, wä re er ja hiergeblieben. «

»Hä ttet ihr ihm eine Mö glichkeit gegeben, sich zu verteidigen? «

»Selbstverstä ndlich nicht! Er hat im Grunde recht gehabt zu fliehen. Aber wir, wir mü ssen ihn wiederfinden. Setzt Eure Reise allein fort. «

»Ist das Eure Art«, sagte Cathé rine hoheitsvoll, »die Befehle Hauptmann Kennedys auszufü hren? «

»Wenn er wü ß te, was sich hier zugetragen hat, wü rde Kennedy uns recht geben. Und auß erdem scheint es, daß Ihr kein Glü ck bringt, edle Dame … und meine Mä nner wollen Euch nicht mehr dienen. «

Cathé rine fü hlte, wie der Zorn in ihr aufstieg. Es war nutzlos, mit diesen beschrä nkten Flegeln zu streiten. Aber im Innern schauderte ihr vor dem Weg, den sie allein, oder fast allein, zurü cklegen sollte. Doch ließ sie sich nicht anmerken, was sie bewegte.

»Gut«, sagte sie schroff. »Geht. Ich halte Euch nicht zurü ck! «

»Einen Augenblick! « warf Scott ein. »Ich brauche noch Euren Mö nch. Die Hä lfte meiner Leute bricht sofort auf, die anderen werden mit mir hierbleiben, um sich mit Messire MacLaren zu beschä ftigen. Er braucht Leichengebete, und hier gibt es keinen Priester. «

Daß er seinem Leutnant ein christliches Begrä bnis geben wollte, war nur zu natü rlich, und Cathé rine versuchte nicht, sich dem zu widersetzen. Ein Grab wü rde schnell ausgehoben und die Totenmesse schnell gelesen sein. Das wü rde sie kaum lange aufhalten. Ohnehin erhob sich in einiger Entfernung am Ufer des Flusses eine kleine Kapelle, um die sich einige Kreuze gruppierten.

»Euer Wunsch ist ganz natü rlich«, erwiderte sie. »Wir werden also warten, bis Eure Beerdigungsfeier vorü ber ist. «

»Vielleicht wird das lä nger dauern, als Ihr glaubt! «

In der Tat dauerte es unendlich viel lä nger, und Cathé rine, krank vor Verdruß, erlebte den endlosesten Tag ihres ganzen Daseins.

Als sie bemerkte, daß Scott sich in Richtung der wenigen Hä user des Weilers entfernte, dachte sie, er gehe einen Schreiner suchen, um einen Sarg anfertigen zu lassen, aber sie sah ihn einige Minuten spä ter zurü ckkommen, vier seiner Leute im Gefolge, die einen riesigen Kochkessel schleppten, wie man ihn zur Krä uterkä sezubereitung benutzt. Diesen Kessel stellten sie am Ufer des Flusses auf, stü tzten ihn mit Steinen ab, fü llten ihn halb mit Wasser und gingen daran, eine groß e Menge Holz heranzuschaffen. Einige Bauern sahen halb beunruhigt, halb neugierig ihrem Tun zu. Aufrecht unter einem Kastanienbaum zwischen Sara und Bruder Etienne stehend, tat Cathé rine dasselbe und versuchte vergebens zu begreifen, was vor sich ging.

»Was soll denn das bedeuten? « fragte sie den Mö nch. »Wollen sie vor der Beerdigung eine Art Leichenschmaus vorbereiten? Offenbar ein riesiges Mahl. «

Doch Bruder Etienne schü ttelte den Kopf. Er verfolgte die Vorbereitungen, ohne sonderlich ü berrascht zu sein.

»Das soll bedeuten, mein liebes Kind, daß dieser Scott nicht die Absicht hat, die Gebeine seines Leutnants der Erde der Auvergne zu ü berlassen. «

»Ich verstehe noch immer nicht. «

»Oh, das ist ganz einfach! Dieser groß e Kessel wird die Leiche des Leutnants aufnehmen. Man wird sie darin so lange kochen, bis sich die Gebeine ablö sen lassen, die unser Schotte dann in einem Kasten oder einer Truhe leicht in sein Land transportieren kann. Das Fleisch wird hier an Ort und Stelle christlich beerdigt. «

In schö ner Einmü tigkeit wurden Cathé rine und Sara grü n im Gesicht. Die junge Frau fuhr sich mit der zitternden Hand an die Kehle, die ihr jeden Dienst zu verweigern schien, doch schließ lich gelang es ihr zu stammeln:

»Das ist ja ekelhaft! Kennen diese Leute denn nicht weniger barbarische Brä uche? Warum verbrennen sie die Leiche nicht? «

»Es ist ein durchaus ehrenhafter Brauch«, erwiderte Bruder Etienne friedlich. »Man wendet ihn an, wenn die Einbalsamierung unmö glich ist oder wenn die Leiche ü ber eine zu weite Strecke transportiert werden muß. Und ich bedauere, Euch belehren zu mü ssen, daß dieser Brauch keineswegs nur auf Schottland beschrä nkt ist. Der Groß konnetabel Du Guesclin erlitt das gleiche Schicksal, als er vor Châ teauneuf‑ de‑ Randon fiel. Man hatte ihn zwar einbalsamiert, doch als der Sarg in Puy eintraf, entdeckte man, daß die Einbalsamierung ungenü gend war. Man ließ ihn also kochen, wie Scott es heute tun wird. Es ist eine groß e Ehre, die er seinem Leutnant erweist … aber an Eurer Stelle wü rde ich nicht hierbleiben. «

In der Tat loderte das Feuer unter dem Kessel, und zwei der Mä nner waren fortgegangen, um die Leiche zu holen, die sie nun auf einer aus quer ü bereinandergelegten Ä sten gefertigten Bahre feierlich anbrachten. Entsetzt ü ber das, was folgen wü rde, nahm Cathé rine Sara bei der Hand und zog sie eilends zur Herberge zurü ck, wä hrend Bruder Etienne, die Hä nde in die Ä rmel schiebend, sich ruhig dem Kessel nä herte. Wä hrend der ganzen Dauer dieser scheuß lichen Verrichtung sprach er, am Ufer der Dordogne kniend, das Totengebet.

Die schreckliche Kocherei dauerte den ganzen Tag, und diesen Tag verbrachte Cathé rine, vor dem Kamin in der Gaststube der Herberge kauernd, zu, abwesenden Blicks ins Feuer starrend, unfä hig, etwas zu essen. Tiefe Stille lag ü ber dem Weiler. Die verschreckten Bauern hatten sich in ihren Hä usern verbarrikadiert, klapperten mit den Zä hnen und flehten zweifellos den Himmel an, er mö ge sie vor dem Furor dieser Wilden verschonen. Die Gastwirtin wagte nicht, das Haus zu verlassen. Cathé rine hatte ihr die Worte Bruder Etiennes berichtet, und sie wuß te nun, daß es sich bei dem Treiben am Fluß ufer nicht um irgendein hö llisches Hexenwerk handelte, und doch hatte sie viel zuviel Angst, um die Nase nach drauß en zu stecken. Alles, was man hö rte, waren dann und wann ein Befehl Scotts oder die Hammerschlä ge des Schreiners, der, in seinem Haus eingeschlossen, einen kleinen Kasten fü r die Gebeine zimmerte. Sara, die sich ebenso fü rchtete wie Cathé rine, murmelte mit tiefer Stimme Gebete, doch die junge Frau konnte nicht beten. Der Eindruck, einen Alptraum zu durchleben, war schä rfer denn je.

Es war dunkle Nacht, als schließ lich alles vorbei war. Bei Fackelschein legte man die sterblichen Ü berreste MacLarens neben der kleinen Kapelle zu Grabe. Cathé rine ü berwand sich, daran teilzunehmen, ebenso wie die Bauern, die aus sicherer Entfernung zusahen. Es lag so viel Furcht in ihren Augen, daß die junge Frau frö stelte. Wenn der Mö nch nicht gewesen wä re, hä tten sie Scott dieses fremdartige Ritual zweifellos nicht praktizieren lassen, und die fü nf Schotten wä ren mit Mistgabeln und Beilen bedroht worden.

Nachdem die letzte Schaufel Erde auf das zurü ckgefallen war, was in keiner Sprache mehr einen Namen hatte, aber vor kurzem noch ein junger, lebenslustiger Mann gewesen war, stiegen die Schotten zu Pferde, die hö lzernen Gesichter zu drohender Undurchdringlichkeit erstarrt, und machten sich, ohne Cathé rine und die Ihren zu grü ß en, von neuem auf den Weg ins Gebirge, ü ber den Sattelbogen Scotts war ein roh gezimmerter Kasten geschnallt.

Die Nacht war kalt, und als die Mä nner verschwunden waren, blieben Cathé rine, Sara und Bruder Etienne allein inmitten der Dunkelheit neben der kleinen Kapelle. Den Fluß konnte man nicht sehen, hö rte aber sein brausendes Wasser. Etwas weiter entfernt erweckten die erleuchteten Fenster der Herberge den Eindruck zweier ins Dunkel geö ffneter gelber Augen. Bruder Etienne hob die im Winde Funken sprü hende Fackel, die ihm einer der Schotten dagelassen hatte.

»Gehen wir zurü ck«, sagte er.

»Ich mö chte lieber sofort aufbrechen«, bat Cathé rine. »Dieser Ort flö ß t mir Entsetzen ein. «

»Zweifellos, aber wir mü ssen dennoch warten, bis es Tag ist. Wir mü ssen ü ber den Fluß setzen. Er ist angeschwollen und gefä hrlich. Wenn wir versuchen wü rden, ihn in der Dunkelheit zu durchwaten, wü rden wir in den Tod gehen … denn ich bin nicht sicher, ob sich die Leute hier die Mü he nä hmen, uns zu Hilfe zu kommen und aus dem Wasser zu ziehen. «

»Gut, erwarten wir den Anbruch des Tages im Gastzimmer der Herberge, und trennen wir uns nicht. Ich kö nnte in dieses schreckliche Gelaß nicht mehr zurü ckkehren …«

 



  

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